Aichach
Ein Zug ins Ungewisse

Vorstand der IG Rock kann nicht besetzt werden – Droht dem Verein jetzt die Auflösung?

30.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:03 Uhr

Aichach (SZ) Die IG-Rock-Versammlung sollte über die Zukunft des Vereins entscheiden. Nachdem der Verein seit dem Open Air am Sisi Schloss im Juli auf dem Prüfstand steht und der jetzige Vorsitzende Klaus Weber sein Amt niederlegt, stand die Angst im Raum, die IG Rock würde es bald nicht mehr geben. Berechtigterweise, wie sich jetzt zeigte.

Die Vollversammlung brachte keinen neuen Vorstand. Wird er nicht binnen fünf Wochen gefunden, droht dem Verein die Auflösung. Von den 110 eingeladenen Mitgliedern waren 25 bei der Vollversammlung im TSV Re(h)staurant anwesend. Die vergangene Vollversammlung war vor zwei Wochen nur intern abgehalten worden. Damals hatte, wie der stellvertretende Vorsitzende Wolfgang Untersehr im Protokoll verlas, sowohl Klaus Weber verkündet, dass er sein Amt als Vorsitzender nicht weiter führen könne, und auch einige Musikerräte hatten erklärt, dass sie in Zukunft nicht mehr Teil des Vorstands sein werden.

Klaus Weber ging auf die IG-Rock-Veranstaltungen des vergangenen Jahres ein und zog Bilanz. Was jeder Aichacher bereits weiß: „Christmas on the rocks ist ein Selbstläufer“. Innerhalb von zwei Tagen waren die Konzerte 2013 komplett ausverkauft, an den Vorverkaufsstellen in Aichach dauerte es gerade mal wenige Stunden. Die Entwicklung des Faschingskonzerts Move it schätzte Klaus Weber ebenfalls positiv ein: „Wir waren zufrieden, der Wirt war zufrieden“. In dieser Veranstaltung spiegelt sich allerdings die Entwicklung des Vereins wieder: Während Pfarrzentrum und TSV-Halle einst aus allen Nähen platzten, wenn die IG Rock zu Fasching wieder was bewegte, ist es jetzt ein Erfolg, den Canada-Saal mit 200 Besuchern zu füllen.

Das San Depot sehen Klaus Weber und die IG Rock als „Ort für Kunst und Kultur jeglicher Art“, wo für jeden Verein etwas dabei ist. Die kleine Halle könnte der Verein für Konzerte nutzen, die größere Halle als Veranstaltungsort für Ausstellungen dienen. Dieses Projekt müsste ein neuer Vorstand vorantreiben. Nachdem die Schallmessung größtenteils zufriedenstellend verlief, müsse es jetzt um Brandschutzmaßnahmen gehen.

Das Stadtfest sei eigentlich toll gelaufen, resümierte Weber. „Aber das finanzielle Ergebnis spiegelt dieses ,Toll’ nicht wieder“, erklärte er. Ein weiterer Ausschank direkt gegenüber machte dem Verein einen Strich durch die erhoffte Rechnung. Der Vorstand wird sich zu diesem Thema noch mit der Stadt beraten müssen, um künftige Bier-Ausschank-Konkurrenz in Nähe des Schlossplatzes zu vermeiden.

Zum Open Air fasste sich Weber relativ kurz, immerhin war seit Juli schon viel darüber gesprochen worden. Nachdem 2013 ein Besucherplus von 100 zahlenden Gästen und ein Plus von 7000 Euro zu verzeichnen war, wollte der Verein auch 2014 ein Open Air anbieten. Minimal kalkuliert ging er von 500 Gästen aus. Es kamen aber nur 180. Webers Fazit für 2014: „Das war abschließend kein gutes Jahr für die IG Rock“.

Als es zum Tagesordnungspunkt Wahl kam, wurde es still. Es ließ sich weder das Amt des Ersten noch des stellvertretenden Vorsitzenden besetzen. Klaus Weber schlug Wolfgang Untersehr (jetzt stellvertretender Vorsitzender) und Kevin Conen (jetzt Musikerrat) vor, beide lehnten ab und ließen sich nicht aufstellen. Als Untersehr auch für das zweite Amt vorgeschlagen wurde, sagte er: „Auf einen Zug, der ins Ungewisse fährt, setz ich mich nicht drauf“. Er gab zu verstehen, dass er den Eindruck habe, dass er der Einzige sei, der sich überhaupt noch wählen ließe. Im Vorstand würde er generell bleiben, der Vorsitz sollte seiner Meinung nach aber mit einem Musiker besetzt werden.

Es wurde viel diskutiert: Muss der Verein jetzt aufgelöst werden? Welche Fristen gelten dabei? Und was passiert mit den Proberäumen, sollte es die IG Rock nicht mehr geben? Schließlich wurde entschieden: Der momentane Vorstand bestehend aus Klaus Weber, Wolfgang Untersehr und Maria Weber (Erster Kassier) wird den Verein fünf Wochen kommissarisch weiterleiten. Dann kommt es zu einer weiteren Vollversammlung. In dieser muss dann entweder ein neuer Vorstand gewählt oder die Auflösung des Vereins beschlossen werden. Der Vorstand wird sich bis dahin eine Rechtsberatung einholen, um über alle Möglichkeiten des weiteren Vorgehens informiert zu sein. Außerdem wird er die Bands in den Proberäumen über die heikle Situation des Vereins informieren. Ohne IG Rock wird es immerhin fraglich, ob die Proberäume weiter angeboten werden können.

Bis zur nächsten Sitzung soll auch eine Satzungsänderung verfasst werden, was bei einer möglichen Auflösung mit dem Vermögen und den Sachwerten des Vereins passiert. „Wir haben uns das 20 Jahre lang durch Musik erarbeitet, dann soll es auch in Zukunft für die Musik genutzt werden“, meinte Klaus Weber.

Es wurde daher auch viel über mögliche Gründe gesprochen, warum sich die Situation so entwickeln konnte. Gehen die Leute nicht mehr auf IG-Rock-Veranstaltungen? Sagt der Name nichts mehr? Oder ist „ein gewisser Gewöhnungs- und Abnutzungseffekt“ der Grund, wie Weber vermutet, dass die Aichacher nur noch zu bestimmten Konzerten gehen. Ob das Ruder nochmal herumgerissen werden kann, wird sich in fünf Wochen zeigen.