Aichach
Das tiefe B wiegt 62 Zentner

Aichachs Stadtpfarrkirche bekommt heuer ein komplett neues Geläut

12.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:12 Uhr

Aichach (SZ) In Aichach spricht man im Zusammenhang mit Baumaßnahmen immer wieder gerne von sogenannten "Jahrhundertprojekten". Eines, das diese Bezeichnung im wörtlichen Sinn sicherlich verdient, ist das neue Geläut für die Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt.

Sechs Bronze-Glocken werden heuer im Sommer erwartet und geweiht. Sie können zumindest theoretisch die Gläubigen für die nächsten Jahrhunderte zum Gottesdienst rufen. Die letzte Glockenweihe in der Stadtpfarrei war kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. 1947 wurden fünf Glocken in den Turm gezogen. Gestiftet hatte sie seinerzeit der Fleischwarenfabrikant und Kommerzienrat Robert Haselberger. Die alten Bronzeglocken waren 1942, wie so viele ihrer klingenden Kolleginnen, abmontiert und eingeschmolzen worden. Der Ersatz ist inzwischen im Glocken-Rentenalter angekommen. Sie wurden aus "schlechtem Nachkriegsstahl" hergestellt, wie Kirchenpfleger Günter Füllenbach betont. An ihnen nagt der Rost, schon jetzt dürfen sie aus Sicherheitsgründen nur noch eingeschränkt genutzt werden. Der Zeitpunkt, sie auszutauschen, ist günstig. Im Rahmen der laufenden Sanierung der Stadtpfarrkirche ist heuer der Kirchturm an der Reihe.

Für den ist bekanntlich die Stadt zuständig, zumindest was die Bausubstanz anbelangt. Rund 340 000 Euro wurden für die Renovierung angesetzt, die Zimmererarbeiten wurden bereits vergeben. Für das Geläut selbst und auch den Glockenstuhl zeichnet die Pfarrei verantwortlich.

Auf 285 000 Euro schätzt Füllenbach das Paket, das auf möglichst lange Haltbarkeit ausgelegt ist. Der Glockenstuhl wird in Eiche erstellt, die Glocken werden in Bronze angefertigt. Der Auftrag ging an die renommierte Glockengießerei Bachert in Karlsruhe. Auf ihrer Referenzliste steht unter anderem die Frauenkirche in Dresden.

Das neue Geläut besteht nicht mehr aus fünf, sondern aus sechs Glocken. Zudem wird die mittlere Glocke um einen Halbton tiefer gestimmt sein. Beides hat einen guten Grund und geht auf eine Anregung des Glockensachverständigen der Diözese zurück, der darin eine Verneigung vor der Marienkirche sieht. Schlägt man die Glocken einzeln an, lässt sich das "Salve Regina" intonieren.

Bereits vergeben wurden die Namen für alle sechs Glocken - und auch ihre Tonart. Das tiefe B wurde auf "Dreifaltigkeit" getauft und wiegt 3,1 Tonnen, sprich stolze 62 Zentner. Ihr folgen die Marienglocke (1,9 Tonnen, gestimmt auf Des), die Josefsglocke (1,2 Tonnen, Es), die Sebastiansglocke (950 Kilo, F), die Anna-Glocke (550 Kilo, As) und die St.-Michaels-Glocke (425 Kilo, hohes B).

Für die drei kleineren Glocken wurden bereits "Paten" beziehungsweise Spender gefunden. Sie kosten zwischen 10 000 und 19 000 Euro. Für die drei großen "Damen" - Kosten zwischen 24 000 und 53 000 Euro - können sich noch Einzelpaten melden. Davon unabhängig ist Günter Füllenbach mit der bisherigen Spendenbereitschaft für das Glockenprojekt sehr zufrieden. Willkommen sind auch kleinere Beträge.

Er sei zuversichtlich, die gesamte Summe stemmen zu können. Die Aichacher identifizieren sich mit ihrer Kirche, was sie schon während der gesamten Sanierungsdauer bewiesen haben. Die Renovierung ist auch noch nicht abgeschlossen. Nach dem Turm steht als Abschluss noch die Innensanierung des Gotteshauses an. Dazu zählen unter anderem eine neue Heizung und die Generalüberholung der Klais-Orgel.

Zurück zu den Glocken: Vermutlich Ende Juli wird das bisherige Geläut zum letzten Mal erklingen. Die Weihe der neuen Glocken ist dann für den 15. August, dem Patroziniumstag der Stadtpfarrkirche, geplant. In den Turm werden sie aber erst später gehievt. Was aus dem alten Geläut wird, ist noch offen. Es gebe bereits einige Ideen, so Füllenbach.

Klar sei, dass man sie mit Respekt zur Spenderfamilie Haselberger behandeln werde. Für eine der fünf Glocken, das bisherige Ges, ist schon einen Platz gefunden. Sie wird im Kirchturm ein Stockwerk unter dem neuen Geläut hängen und kann dort bei Bedarf auch angeschlagen werden.