Aichach
Baupfusch im Gefängnis

Mangelhafte Fliesenarbeiten beschäftigen Zivilgericht

27.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:15 Uhr

Das neue Versorgungszentrum in der Justizvollzugsanstalt ist äußerlich fertig, im Inneren indes gibt es Probleme. 4800 Quadratmeter Fliesen wurden nicht fachmännisch verlegt und müssen ausgetauscht werden. - Foto: JVA Aichach

Aichach (SZ) Spätestens heuer im Sommer sollte das neue Versorgungszentrum in der Aichacher Justizvollzugsanstalt seinen Betrieb aufnehmen. Daraus wird nichts. Inzwischen geht Ulrich Blickle, Leiter des zuständigen Bauamts in Augsburg, von Anfang 2016 aus.

Grund ist Pfusch bei den Fliesenarbeiten. Die beschäftigen derzeit Gutachter und das Zivilgericht.

JVA-Leiter Konrad Meier ist nicht gerade begeistert. Rein äußerlich ist das 18-Millionen-Projekt fertig, im Inneren indes herrscht Stillstand. Das liegt an insgesamt 4800 Quadratmetern Fliesen, die bereits an Wänden und Böden kleben – allerdings nicht so, wie es Stand der Technik ist. Sie liegen teilweise hohl, sind bucklig verlegt und machen Probleme bei der Dichtigkeit. Kurzum: Mittelfristig drohen Schäden für das Gebäude, zumal in Küche, Wäscherei und Bäckerei schwer beladene Rollwagen den Boden intensiv beanspruchen.

Die Mängel seien nicht hinnehmbar, sagt Blickle. Das sieht ein Sachverständiger ebenso, der eine Reparatur ausgeschlossen hat. Anders gesagt: Praktisch alle Fliesen müssen runter und neu verlegt werden. Angesichts der riesigen Fläche – der Auftrag hatte ein Volumen von 380 000 Euro – ein teurer Spaß. Ausgeführt wurden die Arbeiten von einer spanischen Firma, die sich im Rahmen der für ein Projekt dieser Größenordnung vorgeschriebenen EU-weiten Ausschreibung durchgesetzt hatte. Momentan wird eine Expertise über die Baumängel erstellt, die vom Landgericht Augsburg angefordert worden war. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Ulrich Blickle hofft, dass dies schnell passiert, und geht inzwischen davon aus, dass der Freistaat vor dem Urteil in Vorleistung geht und die Neuverlegung bis zur gerichtlichen Klärung finanziert. Das wäre wichtig, um die Hängepartie auf der Baustelle zu beenden.

Das neue Versorgungszentrum besteht aus einem dreigeschossigen Gebäude, das per unterirdischem Gang mit dem Altbestand verbunden ist. Der Spatenstich war im Sommer 2012. Im Erdgeschoss wird die Wäscherei Platz finden, die Küche kommt in den ersten Stock. Darüber sind Bäckerei und Konditorei vorgesehen sowie eine Kantine für die Bediensteten der Justizvollzugsanstalt. Wäscherei und Bäckerei sollen künftig auch die neue JVA Gablingen mitversorgen. Derzeit übernimmt Aichach das schon für die Anstalten in Augsburg in der Karmelitengasse und auf dem Hochfeld. Die Gesamtkosten für den Neubau belaufen sich auf gut 18 Millionen Euro.