3500 Wanderer rund um Aresing unterwegs

24.05.2009 | Stand 03.12.2020, 4:56 Uhr

Jäger Günter Josch zeigt mitten im Wald seine Schätze, von verschiedenen Fellen, darunter Iltis, Fuchs und Dachs, über Rehgeweihe bis hin zu leeren Patronenhülsen, die sich die Kinder mitnehmen dürfen.

Aresing (ahl) Die ersten Wanderer sind schon gestartet, als Xaver Assenbrunner am Samstagmorgen gegen 5.45 Uhr im Vereinsheim des Burschen- und Wanderverein (BWV) Aresing ankommt. "Wir sind schon immer um 5.30 Uhr da", verweist er auf seine treuen Ehrenamtlichen, die Starterkarten ausgeben und die Wanderer aus nah und fern auf die Strecke schicken. Insgesamt sind zwischen 75 und 80 Helfer zwei Tage lang im Einsatz.

Als Jäger Günter Josch kurz nach 9 Uhr mit seinen Schützlingen zur ersten Kinder- und Jugendwanderung aufbricht, verabschieden sich die Wanderfreunde aus Teunz bei Oberviechtach gerade. Fröhlich winkt Wanderwart Alois Beierl Assenbrunner ein Servus zu. Die sieben Teunzer fahren weiter nach Beilngries, wo sie zehn Kilometer laufen wollen, nachdem sie sich in Aresing mit der Kurzstrecke über sechs Kilometer begnügt haben.

Zwei Schuss hat Josch dabei, das (ungeladene) Gewehr und seinen Jagdhund ebenso. Lord vom Paartal, ein Kleiner Münsterländer, läuft brav bei Fuß. Lukas (13), Dominik (12) und Iris (9) sind zwar bereits mit ihrer Großmutter Mathilde Moll – "alle nennen mich bloß Molly vom Ponyhof" – von ihrer Wandertour zurückgekehrt, nehmen aber das Angebot des Jägers, mit ihm zusammen die Geheimnisse von Wild und Wald zu erkunden, gerne wahr. Nach ein paar Metern kreuzt schon das erste Kuriosum ihren Weg. "Ein Star, der einen Turmfalken imitiert", erklärt Josch den staunenden Kindern. Warum der Star alle möglichen anderen Vogelarten imitiert, kann er aber nicht beantworten: "Das hat noch keiner untersucht". Josch zeigt Rehspuren am Feldrand, Wildwechsel im Wald, Fege- und Plätzstellen, wo Rehböcke sich den Bast von den noch jungen Stangen scheuern beziehungsweise markieren. Alles deutlich erkennbare Spuren, an denen unbedarfte Spaziergänger jedoch meist achtlos vorübergehen. Lukas, Dominik, Iris und Thomas (7) werden das sicher nicht mehr tun. Josch zeigt auf eine Fegestelle: "Den Bock hab’ ich inzwischen geschossen". Lukas fragt sofort nach: "Woher weißt du das" Und der Jäger erzählt, dass Rehböcke absolut Standort treu seien. Am Sonntagmorgen sind es dann 20 ebenso muntere wie neugierige Kinder, die Josch auf Trab halten und ihm Löcher in den Bauch fragen. "Eine tolle Idee", findet Schirmherrin Annemarie Höcht, und lobt die neue Attraktion für den Nachwuchs in ihrer Eröffnungsrede. Auch bei den Eltern sei das Angebot bestens angekommen, freut sich Assenbrunner über entsprechend positive Rückmeldungen.

Mit neun Mädels und Schäferhündin Lissi sind Isabella Erlewein und Katharina Reisner auf der Zehn-Kilometerstrecke unterwegs. "Wir sind die Katholische Mädchengruppe Costellazione aus Aresing", antworten sie fröhlich auf Nachfrage. Freundlich grüßende Menschen, fröhliche Gesichter – das ist überhaupt ein Markenzeichen der Wanderfreunde, die mit Kinderwagen, Hund, Kind und Kegel oder, etwas ambitionierter, Walkingstöcken losmarschieren. Zwar sind an beiden Wochenendtagen insgesamt gut 3500 Menschen – aus Deutschland, Österreich, Holland und der Schweiz – unterwegs, keinesfalls aber sind lauschige Wald-, saftige Wiesen- und Feldwege überlastet. Streckenweise sind die Wanderer sogar ganz allein oder paarweise anzutreffen. Wer viele auf einem Fleck sehen will, muss am Sonntagmorgen zur Feldmesse gehen, die der Männergesangverein Aresing unter seinem neuen Dirigenten musikalisch untermalt. Für Martin Felber, der den Chor seit Ostern leitet, ist es der erste öffentliche Auftritt überhaupt. Pfarrer Reinhold Schwarz vergleicht das Leben mit einer Wanderung. Die Waldwanderung ließe sich, so meint er, auch dazu nutzen, sich auf seinen Glauben zurückzubesinnen, fordert aber auch dazu auf, so wie die Wanderer ein Stück gemeinsam gingen, weiterhin gemeinsam den Lebensweg mit anderen Menschen zusammen zu meistern.

Gemeistert haben 35 Kinder das Wildtierquiz, das entlang der Strecke zu lösen war. "Bilder von Wolf, Wisent, Seehund und Siebenschläfer", haben Patrick (8) und Vanessa (6) aus Unterweilenbach unterwegs an Bäumen hängend gefunden und mit Mamas Hilfe als Schriftführerin das Wildtier des Jahres als Lösungswort erhalten – gesucht war der Elch.