Neues vom schöpferischen Schlitzohr

16.02.2009 | Stand 03.12.2020, 5:12 Uhr

Überraschung gelungen: Manfred Habl und der ehemalige Kulturreferent Hellmuth Inderwies schmunzeln um die Wette. - Foto: Vogl

Pfaffenhofen (vov) "A Hund is er scho, der Habl", mag sich der eine oder andere Pfaffenhofener vielleicht schon öfter gedacht haben. Zum Beispiel, als er ein "Goldenes Klo" auf den Hauptplatz stellte. Seine aktuelle Ausstellung "Neues vom Habl" zeigt vor allem weiße Leinwände, auf denen noch alles möglich ist.

Am Eingang zur städtischen Galerie im Haus der Begegnung erwartet Habl seine Gäste mit Brot, Wasser und Gummibärchen. Er selbst trägt einen schwarzen Anzug – ganz ungewohnt für ihn, den man sonst eher in kunterbunten Outfits kennt. Noch sind die Ausstellungsräume zugesperrt, und so konzentriert sich die Aufmerksamkeit der Besucher vor allem auf den jüngsten Familienzuwachs bei Herkers, der vor den Bauch des Papas geschnallt ist. Neben Thomas Herker sind auch der zweite Bürgermeister Albert Gürtner gekommen, der Kulturreferent Steffen Kopetzky sowie einige Stadträte.

"Was ich ausstelle, ist eine Überraschung, auch für mich." sagt Manfred Habl zur Begrüßung, ehe er ganz feierlich die Tür zum Ausstellungsraum aufsperrt. Neugierig treten die Besucher ein, und die meisten schmunzeln erst mal. Denn zu meditativen Klängen und Teelichtern am Fenster blicken sie auf Reihen weißer Leinwände. Ein vergoldeter Rahmen findet sich auch darunter, der ist aber unverkäuflich.

"Es weint keiner, nicht einmal der Nachwuchs des Herrn Bürgermeisters," gibt sich Manfred Habl erst einmal erleichtert, ehe der ehemalige Pfaffenhofener Kulturreferenten Hellmuth Inderwies in seiner ausführlichen Laudatio das Thema weiße Leinwand in Philosophie, Kunst- und Kulturgeschichte abhandelt. Manfred Habl, der gerne das "schöpferische Schlitzohr" spiele, habe nicht die Absicht, seine Gäste zu veralbern, betont Hellmuth Inderwies. Der Künstler wolle vielmehr die weißen Leinwände für 630 Euro pro Stück verkaufen und dann zusammen mit dem Käufer ein individuelles Kunstwerk erstellen. Hellmuth Inderwies kommt auf Dadaismus und Aktionskunst zu sprechen und sieht bei Habl philosophische Ansätze: "Tabula rasa heißt auch: reinen Tisch machen. Alles Vergangene wird beseitigt, um einen Neuanfang wagen zu können."

Und so beschreibt auch Manfred Habl selbst seine Ausstellung: "Ich bin an einem Punkt angelangt, wo etwas Neues beginnt. Es ist nicht die Vergangenheit, die mich trägt, sondern die Gegenwart." Tabula rasa beschreibe im übertragenen Sinn die menschliche Seele in ihrem ursprünglichen Zustand. "Das ist die Grundlage meiner Arbeit."

Malen können muss der Käufer der weißen Leinwand nicht, nicht einmal eigene Ideen mitbringen, obwohl Habl diese gerne mit einfließen lässt. Er bietet an, ein "Psychogramm" des Käufers auf Leinwand zu erstellen: "Das, was ich finde, werde ich übertragen." Ein Bekannter von Habl hatte dagegen einen ganz eigenen Vorschlag: "Wenn ich Dir jetzt so eine Leinwand über den Schädel hau und dann ein Foto davon mache, geht das dann auch" Und Habl, das Schlitzohr, versichert lachend: "Wenn Du mir die 630 Euro dafür gibst, dann ist mir das wurscht."