Thomas Gmeiner droht die Auslieferung

23.04.2008 | Stand 03.12.2020, 5:58 Uhr

Panzersammler Thomas Gmeiner droht jetzt die Auslieferung nach Bulgarien. - Foto: Ermert

Pfaffenhofen (PK) Seine Leidenschaft für alte Panzer könnte Thomas Gmeiner aus Uttenhofen teuer zu stehen kommen. Ihm droht – falls das Oberlandesgericht einen entsprechenden Antrag der bulgarischen Justizbehörden als zulässig einstufen sollte – die Auslieferung in das osteuropäische Land.

Wie vom Pfaffenhofener Kurier mehrfach berichtet, hatte sich der 36-jährige Uttenhofener, der Panzer aus den Weltkriegen sammelt, zusammen mit einem Freund aus Aichach im Dezember letzten Jahres auf den Weg nach Bulgarien gemacht. Auf der Suche nach herrenlosem historischem Kriegsgerät nahmen die Militaria-Sammler Panzerwracks in Augenschein, die dort an der Grenze zur Türkei schon seit Jahrzehnten vor sich hin gammeln, von Anwohnern ausgeschlachtet und verschrottet werden. Beim Vermessen eines der rostigen Weltkriegs-Relikte gerieten die "Panzerknacker" aus Bayern ins Visier des bulgarischen Geheimdienstes und des Militärs. Wenig später wurden sie festgenommen und dem Militärstaatsanwalt vorgeführt, der ihnen zunächst vorwarf, zwei alte Panzer gestohlen zu haben. "Völliger Humbug", wie Thomas Gmeiner beteuert: "Die Panzer kenne ich zwar, aber sie liegen immer noch an Ort und Stelle. Wir haben definitiv gar nichts gestohlen." Dennoch landeten die beiden Männer in Militärhaft und mussten laut Thomas Gmeiner rund zwei Wochen in winzigen Zellen, bei miserabler Verpflegung und unter übelsten Haftbedingungen ausharren.

Später wurde der Diebstahls-Vorwurf gegen die Deutschen entschärft, sie wurden auf Kaution freigelassen, durften Bulgarien aber nicht verlassen. Als der Uttenhofener und sein Freund nach wochenlanger Wartezeit mit einer neuen Anklage konfrontiert wurden – jetzt sollten sie versucht haben, einen alten Panzerturm zu stehlen – reichte es dem Duo: Die beiden Männer, die befürchteten, dass sich die Auseinandersetzungen mit der bulgarischen Militärgerichtsbarkeit noch Jahre hinziehen könnten, flüchteten im Februar über die grüne Grenze nach Mazedonien, gelangten über Albanien nach Griechenland und flogen nach abenteuerlicher Odyssee schließlich von Thessaloniki aus nach Hause.

Doch die bulgarischen Militär- und Justizbehörden legten den Fall beileibe nicht zu den Akten: Auf der Basis des 2006 in Kraft getretenen Europäischen Haftbefehlsgesetzes – eines Auslieferungsabkommens zwischen den Mitgliedsstaaten der EU – fordern sie jetzt die Überstellung der beiden Männer an die bulgarische Militärgerichtsbarkeit.

Nachdem ein entsprechender europäischer Haftbefehl bei der Münchner Generalstaatsanwaltschaft einging, wurde Thomas Gmeiner am Dienstag von der Pfaffenhofener Polizei vorläufig festgenommen. Er musste die Nacht in einer Arrestzelle der Inspektion verbringen. Und gestern Mittag erließ ein Pfaffenhofener Amtsrichter Haftbefehl gegen den 36-Jährigen. Sein 67-jähriger Freund aus Aichach war dagegen am Mittwoch noch auf freiem Fuß, allerdings lag nach Auskunft der Aichacher Polizei eine so genannte Festhalteanordnung gegen ihn vor.

Thomas Gmeiner wurde, wie sein Anwalt Franz E. Kobinger bestätigte, in die Justizvollzugsanstalt Stadelheim gebracht, wo er nun in Auslieferungshaft sitzt. Sein Rechtsbeistand wird sich jetzt umgehend an das Oberlandesgericht wenden, das über die Fortdauer der Haft entscheiden kann. Binnen 60 Tagen muss dieses Gericht dann über die Zulässigkeit des bulgarischen Auslieferungsersuchens befinden.