Wolnzach
Kalt erwischt

Kaum Besucher, hohe Kosten: Wolnzacher Schwimmbad schließt vorübergehend von 12 bis 17 Uhr

27.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:06 Uhr

 

Wolnzach (WZ) Sechs Grad, Regen und Wind. Weil bei diesem Wetter selbst hartgesottene Badegäste ausbleiben, hat sich der Markt zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen: Ab sofort bis einschließlich Freitag bleibt das Wolnzacher Schwimmbad zwischen 12 und 17 Uhr geschlossen.

Morgens halb zehn im Wolnzacher Schwimmbad. Bademeister Thomas Demmel hat gerade aufgesperrt, ein, zwei Badegäste kleiden sich im beheizten Kabinentrakt um. „Sonst stehen die Leute da schon Schlange“, sagt er – und zieht seinen Wollschal fester um seinen Hals. Dass er in Anorak und Wollmütze anstatt mit kurzer Hose und Badeschlappen seinen Dienst verrichtet, scheint in dieser Badesaison nichts Neues zu sein. „Heuer war das wirklich noch nix“, sagt er – und die Frustration in seiner Stimme ist schon deutlich herauszuhören. Schließlich hat er sich mit seinem ganzen Team auf die Schwimmbadzeit gefreut und auch darauf, dass es wieder einige Neuigkeiten zu entdecken gäbe – wenn das Wetter nur mitspielen würde. „Unsere Hüpfburg haben wir heuer noch kein einziges Mal aufgeblasen“, sagt der Wolnzacher Schwimmbadchef Hans Widmann. Und auch die Slackline-Bänder – sie sollen heuer eine ganz neue Attraktion sein – waren erst ein einziges Mal in Betrieb.

Im geheizten Aufsichtsraum der Anlage sitzen sie zusammen – Widmann, Demmel und die neue Kraft im Schwimmbad, Franka Bernardi – und überlegen, wie es weitergehen soll. Denn die Kälte in Kombination mit dem stetigen Wind treibt auch die laufenden Betriebskosten in unermessliche Höhen: „Ich kriege die Wassertemperatur gar nicht mehr her“, klagt der Bademeister. Gerade sei es zu schaffen, das beliebte Wellnessbecken bei 30 Grad zu halten, im Sportbecken sinke die Temperatur trotz Heizung stündlich manchmal auf unter 20 Grad, das Erlebnisbecken mit den Rutschen wird seit gestern gar nicht mehr geheizt. Das braucht es auch nicht, denn: „Da geht im Moment sowieso niemand rein“, sagt Demmel – und schaut in die trübe Umgebung. Tatsächlich tummeln sich während des Gesprächs mit der Redaktion gerade mal vier Gäste im Bad – zwei Dauergäste ziehen ihre Bahnen im auf rund 20 Grad erkalteten Sportbecken, zwei sind im warmen Becken zu Gange: Schwimmlehrerin Hannelore Meßner und ihr kleiner Schwimmschüler Nico. Doch selbst die hartgesottene Schwimmlehrerin hat an diesem Montag zu besonderen Schutzmaßnahmen gegriffen und ist mit Neoprenanzug und Hut ins Wasser gestiegen. „Anders ist das nicht zu ertragen“, kann sie trotzdem noch lachen, während Nico tapfer seine Armbewegungen übt. Das Lachen vergangen ist derweil Ludwig Schechinger. Er ist als Dritter Bürgermeister zur Zeit Vertretung für Bürgermeister Jens Machold und hat nun auch in seiner Funktion als gemeindlicher Referent für das Schwimmbad eine wichtige Entscheidung treffen müssen: „Die Anlage hält bis einschließlich Freitag von 12 bis 17 Uhr geschlossen“, hat er gestern Mittag verkündet. „Für das Wochenende hoffen wir dann unbedingt auf Wetterbesserung.“

Wenigstens in der Früh von 9 bis 12 Uhr und am Abend von 17 bis 20 Uhr können die unermüdlichen Gäste die Anlage im Moment besuchen, meint Bademeister Thomas Demmel, der den Vorschlag der zeitweiligen Schließung vorgebracht hat. Aus Kostengründen sei das nicht vermeidbar, Wolnzach sei mit dieser Regelung noch fein heraus, denn: „Andere Bäder der Umgebung haben im Moment ganz geschlossen.“ Ludwig Schechinger, seines Zeichens selbst begeisterter Schwimmer in Wartestellung, kann den Frust des Bademeisters verstehen: „Auch mir ist es im Moment einfach zu kalt.“

Zu kalt ist es Gerti Wetterich nicht – aber nur dank Fleecepulli und langer Unterhose. Sie beaufsichtigt werktags die Wolnzacher Frühbader, die schon zwischen 6 und 8 Uhr morgens das Wellnessbecken mit – noch – 30 Grad warmem Wasser bevölkern. Zwölf Gäste hatte sie gestern – „ganz schön wenig“, sagt sie. Denn normalerweise tummeln sich bei den Frühbadern immer um die 30 Männer und Frauen jeden Alters im warmen Nass. „Ein Ehepaar aus Mainburg steht jeden Tag um 6 Uhr da – auch wenn es Hunde und Katzen regnet“, sagt sie – und lacht. „Es kann ja nur besser werden.“

Wer bei den Wolnzacher Frühbadern mitmachen will, kann übrigens unverbindlich vorbeischauen – auch an den ganz kalten Tagen.