Wolnzach
Hühnerstall oder Agrarfabrik?

Tierschützer protestieren gegen Eschelbacher Mastbetrieb – auch beim Landrat

28.06.2012 | Stand 03.12.2020, 1:20 Uhr

Mit Schildern und Plakaten haben Natur- und Tierschützer auf dem Wolnzacher Rathausplatz gegen die Massentierhaltung demonstriert. Anlass dazu war die geplante Ausweitung der Eschelbacher Hähnchenmast auf 144 600 Tiere - Foto: Rebl

Wolnzach (WZ) Bäuerliche Landwirtschaft oder reine Industrie? Für die Natur- und Tierschützer ist die Sache klar. Sie haben gegen die in Eschelbach geplante Hähnchenmast protestiert und sagen: „Das hat mit Landwirtschaft nichts zu tun.“ Die Pläne zum Bau neuer Mastanlagen liegen im Landratsamt.

Amtliche Bekanntmachung des Landratsamtes Pfaffenhofen vom 11. Juni 2012, Vollzug der Immissionsschutzgesetze: So wurde die Öffentlichkeit informiert, dass die Pläne der Familie Höckmeier auf Ausbau der bestehenden Hähnchenmast auf 144 600 Tiere nun im Landratsamt eingegangen sind. Postwendend haben Kreisgruppe und Ortsgruppe Wolnzach-Rohrbach des Bund Naturschutz einen Termin mit Landrat Martin Wolf (CSU) ausgemacht – und auch gleich bekommen.

„Wie passt dieser unsägliche Hühnerstall zum Beispiel in das Thema Tourismus und Wirtschaftsförderung“, fragte dabei BN-Kreisgeschäftsführerin Christine Janicher-Buska den Landrat. Die Pläne der Familie Höckmeier hätten mit verantwortungsbewusster Landwirtschaft gegenüber Mensch, Tier und Natur nichts zu tun, hier solle eine „reine Tierfabrik“ entstehen.

 

Gespräch mit Landrat

Landrat Martin Wolf, der die Delegation – so Monika Ivanica von der BN-Ortsgruppe Wolnzach-Rohrbach – „sehr freundlich“ empfangen und sich viel Zeit genommen habe – sieht die Sache etwas anders. Man habe eine hohe Verantwortung gegenüber der bäuerlichen Landwirtschaft, sagte er gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Von einer „Tierfabrik“ zu reden, sei im Falle Eschelbach nicht korrekt. Denn hier gehe die geplante Betriebserweiterung schließlich von einer alteingesessenen bäuerlichen Familie und nicht von industriellen Investoren aus, so der Landrat. Und solchen Familien solle man bei guter Ausbildung auch eine entsprechende landwirtschaftliche Zukunft ermöglichen, argumentiert er weiter. Aufgabe des Landratsamtes sei es nun, zu überprüfen, ob die über das Immissionsschutzgesetz festgelegten Vorgaben auch eingehalten und erfüllt werden.

Für Christine Janicher-Buska ist es zwar schön, dass sich der Landrat Zeit genommen hat. „Eine Absage hat er uns aber trotzdem erteilt“, sagt sie. Schließlich sei er auf ihre Argumente bezüglich des Grundsatzthemas Massentierhaltung praktisch gar nicht eingegangen. Auch das will der Landrat aber nicht so stehenlassen. Schließlich soll zur öffentlichen Anhörung, die am 25. September um 9 Uhr im Hopfenmuseum in Wolnzach stattfinden soll, extra auch ein Tierhaltungsexperte dazu geholt werden, der die Höckmeierschen Mastanlagen auch unter diesem Aspekt beleuchten soll.

Informieren und Meinungen hören – das wollte der Bund Naturschutz des Landkreises auch vonseiten der Bevölkerung und hat deshalb nun zusammen mit der Bund-Naturschutz-Ortsgruppe Wolnzach-Rohrbach eine Protestaktion organisiert, die sich am Mittwochnachmittag in den Biomarkt auf dem Wolnzacher Rathausplatz eingegliedert hat. Ein Informationsblatt gab es da zu lesen, auf dem sich Interessierte über intensive Hühnermast informieren konnten – und auch Unterschriftenlisten lagen aus. „Die waren schnell voll“, freut sich die Wolnzacher BN-Vertreterin Monika Ivanica über „das doch recht große Interesse“.

 

Auch Eschelbacher da

Gekommen waren „bewusste Besucher, die nur Biofleisch konsumieren“, sagt sie. Gekommen waren aber auch Bürger aus Eschelbach: Solche, die im Falle einer Genehmigung der Höckmeier-Pläne noch mehr Geruchs- und Lärmbelastung befürchten – aber auch solche, die die Protestaktion belächelt haben. Trotzdem ist die Bilanz der BN-Organisatoren zum Info- und Protestnachmittag positiv: „Wir hatten gute Gespräche“, so Monika Ivanica. „Vielleicht können wir gemeinsam ja doch noch etwas bewegen.“