Vohburg
Der Preis der billigen Milch

Der Ertrag für die Landwirte schmilzt dahin und Besserung ist nicht in Sicht

27.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:45 Uhr

Die Landwirte wie Michael Wetzl haben nicht zuletzt mit dem stetig sinkenden Milchpreis zu kämpfen.

Vohburg (DK) 28 Cent Grundpreis bekommen die Landwirte in der Region im Moment pro Liter Milch und die Prognose lässt nichts Gutes hoffen: 26 Cent werden es wohl im nächsten Monat sein. 25 im Übernächsten. Und der Preis wird wohl noch weiter fallen.

Wer daran schuld ist und ob es überhaupt einen Schuldigen gibt, daran scheiden sich die Geister. Klar ist aber, die Landwirte stehen schon jetzt mit dem Rücken zur Wand.

"2015", sagt Landwirt Michael Wetzl aus Dünzing, "ist die Milchquote weggefallen und damit kamen die Probleme." Sein ganzes Leben schon hat er in der Landwirtschaft gearbeitet. Hat den elterlichen Betrieb übernommen und das Auf und Ab des Milchpreises erlebt. "Natürlich", sagt er, "gab es immer mal wieder mehr oder weniger". So niedrig wie im Moment sei der Milchpreis aber lange nicht mehr gewesen und noch weiter abwärts als jetzt sei es im Vergleich noch nie gegangen. "Wenn wir in die Richtung von 20 Cent kommen", fügt er nachdenklich hinzu, "dann ist das eine Region, in der nicht nur wir vergleichsweise kleinen Bauern, sondern auch die großen sogenannten Zukunftsbetriebe Probleme kriegen und unter Umständen zumachen müssen." Gerade für die Kleinen ist es aber schon jetzt schwierig, noch wirtschaftlich zu arbeiten. Diese Erfahrung hat auch Erwin Kufer gemacht. 52 Kühe stehen in seinem Stall in Dünzing, den er erst vor knapp zehn Jahren gebaut hat. Beim Neubau setzte er, wie auch Andere der wenigen Landwirte, die in der Region noch Milchvieh halten, auf Komfort für die Kuh.

Anders als früher sind bei ihm die Kühe nicht mehr angebunden. "Zum Melken müssen sie sich zweimal am Tag fünf Minuten ruhig halten. Den Rest des Tages können die Kühe machen, was sie wollen", sagt Kufer und berichtet von den vielen Vorteilen, die die Laufstallhaltung hat.

Trotz allem gehört Kufer, wie auch Wetzl, in dessen Stall am anderen Ortsende momentan 38 Tiere stehen, heute zu den kleinen Milchviehhaltern. Der Trend geht ganz klar zu Großbetrieben mit mehreren hundert Tieren. "Ich finde das nicht gut", sagt Wetzl überzeugt. "Je größer der Betrieb umso niedriger ist die Hemmschwelle beim einzelnen Tier und auch wenn wir, um das mal so zu sagen, ein auslaufender Betrieb sind, will ich, dass es meinen Tieren gut geht."

Große Investitionen macht der Landwirt, anders als andere, nämlich seit Jahren nicht mehr. "Wäre ich zwanzig Jahre jünger, würde ich auf Bio umstellen, aber für mich lohnt sich das nicht mehr und ein Nachfolger ist auch nicht da. Wir machen so lange, wie wir noch können. Körperlich und finanziell."

Gerade die finanzielle Seite ist für viele Landwirte heute der Knackpunkt, der über Weitermachen oder Betriebsaufgabe entscheidet. Schließlich sind die 28 Cent, die es aktuell für einen Liter Milch gibt, bei Weitem nicht der Gewinn, der dem Landwirt am Ende übrig bleibt. Allein die Hälfte des Geldes verschlingen die Futterkosten. Das gilt selbst dann, wenn die Landwirte den Großteil des Futters selbst produzieren. Dazu kommen Unterhaltskosten für Gebäude, Fahrzeuge und Maschinen und Besamung und vieles andere mehr. Im Moment, so ist die einhellige Meinung vieler Landwirte, bleibt da nichts mehr übrig. Alles was unter 30 Cent liegt, sagen sie, lohnt sich nicht.

"Trotzdem", sagt Kufer, "will ich keinem die Schuld geben. Ich denke, das liegt an vielen Faktoren." Ganz anders sieht das Landwirt Wetzl: "Die Quote war ein gutes Instrument, um die Menge zu steuern. Jetzt produzieren wir viel zu viel Milch für Märkte, die es vielleicht gar nicht gibt. Da muss man sich auch mal selbst an der Nase packen, denn wenn jeder etwas weniger produzieren würde, ginge auch der Preis wieder rauf."