Vohburg
Als Vohburg in den Fluten versank

Im April 1994 richtete ein Hochwasser verheerende Schäden an – ein Mann starb

16.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

 

Vohburg (PK) Der Mensch neigt dazu, schlimme Ereignisse zu verdrängen. Als Bürgermeister Martin Schmid (SPD) den Ordner mit den Hochwasser-Bildern vom April 1994 durchblättert, werden die Erinnerungen wieder wach. Die Erinnerungen an die verheerende Flut in Vohburg vor genau 20 Jahren. „Wenn man die Bilder sieht, kommt man wieder ins Schwitzen“, sagt Schmid. Der damalige Bürgermeister Joseph Hammerschmid weilte gerade im Urlaub, als die Fluten über Vohburg hereinbrachen, also war Schmid als Dritter Bürgermeister gefordert.

Das Wasser kam mit Ankündigung aus dem Süden. Teile des Landkreises waren bereits überflutet. Die Verantwortlichen rechneten mit einer Vorlaufzeit von etwas mehr als einem Tag. Rund 700 Helfer errichteten eilig Dämme, stapelten Sandsäcke – alles in Handarbeit. Allein es nützte nichts.

Als die Flutwelle Vohburg erreichte, hielten die provisorischen Schranken dem Wasser nicht stand. „Plötzlich kam der Feuerwehrkommandant zu mir und sagte: ,Der Damm ist gebrochen!’“, erinnert sich Schmid. Dann sei alles ganz schnell gegangen. Die komplette Ausiedlung wurde überflutet. „Das ging so schnell, wir wussten gar nicht, was wir tun sollten.“ Die Bürger und Helfer mussten tatenlos mit ansehen, wie das Wasser ihr Hab und Gut vernichtete. Es lief nicht nur in Keller, sondern stand in vielen Häusern im Erdgeschoss noch einen Meter hoch.

Dabei war es nicht die große Donau, die Vohburg zu schaffen machte. Die Irschinger Ach und vor allem der kleine Wellenbach südöstlich der Stadt waren enorm angeschwollen und hatten zunächst die Felder unter Wasser gesetzt, ehe die Massen in die Stadt schwappten.

Hinzu kam noch eine Umweltkatastrophe. Denn die alten Öltanks, die in vielen Kellern standen, waren noch nicht so gut gesichert wie heute und das schmutzige Wasser vermengte sich mit dem Öl. Ein in allen Farben schimmernder Film trieb auf dem Wasser, der Gestank von Heizöl breitete sich aus. „Mir wird heute noch Angst und Bange wenn ich daran denke“, sagt Schmid.

Die Flut hat nicht nur Schäden in Millionenhöhe angerichtet, sondern indirekt auch ein Todesopfer gefordert. Angehörige fanden einen 55-jährigen Vohburger leblos in seinem Bett, seine Frau lag bewusstlos daneben. Der Mann starb an akutem Herzversagen, wie eine Obduktion ergab. Die Polizei ging davon aus, dass die psychische und physische Belastung zu hoch wurde, als das Hochwasser sein Haus überflutete. Seine Frau erlitt einen Schwächeanfall und schweren Schock, als sie den Toten fand. So lautete damals das Ergebnis der Ermittlungen der Polizei.

„Wir haben aus dem Hochwasser unsere Lehren gezogen“, sagt Schmid. In den vergangenen 20 Jahren ist die Hochwasserfreilegung von Vohburg stetig vorangetrieben worden. Dazu zählen unter anderem die Spundwände bei der großen Donau, die Schutzmauern bei der kleinen Donau und die kleine Donaubrücke. Erst vor wenigen Wochen hat der Vohburger Stadtrat mit der Errichtung zweier Pumpstationen zur Binnenentwässerung den vorläufigen Schlusspunkt gesetzt. „So etwas wie damals kann heute nicht mehr passieren“, sagt Bürgermeister Schmid. Dann macht er eine Pause – und fügt hinzu: „Eine 100-prozentige Sicherheit wird es aber nie geben.“