Rohrbach
Die Bahn steht still

Neubau der Unterführung bei Fahlenbach bringt drei Vollsperrungen an den Gleisen mit sich

28.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:52 Uhr
Die Bahnunterführung bei Fahlenbach soll erneuert werden – dazu startet die Bahn mit einer Vollsperrung über 120 Stunden Ende Oktober dieses Jahres. −Foto: A. Ermert

Rohrbach (PK) Die Unterführung der Bahnstrecke München-Ingolstadt in der Fürholzener Straße bei Fahlenbach wird erneuert. Die insgesamt 2,6 Millionen Euro teure und ein gutes Jahr dauernde Baumaßnahme hat Auswirkungen auf die Bahnpendler: Die Strecke wird dreimal für mehrere Tage gesperrt.

Ein in Rohrbach und Fahlenbach schon lange bekanntes, aber längst tot geglaubtes Thema ist am Dienstagabend im Gemeinderat wieder auferstanden. Die „Eisenbahnüberführung Fürholzener Straße“ – wie die Passage an der kleinen Landstraße von Fahlenbach nach Fürholzen und weiter nach St. Kastl im Fachjargon heißt – wird ab dem 27. Oktober dieses Jahres und voraussichtlich bis Ende Oktober 2018 komplett neu gebaut. „In der Vergangenheit wurde das Projekt immer wieder aufgeschoben“, sagte Bürgermeister Peter Keck (SPD) eingangs der Präsentation durch Steven Schäuble von der DB Projekt-Bau. „Aber jetzt pressiert es richtig – und wir haben kompetente Planer gefunden, die sich für die Sache und auch für unsere Gemeinde richtig eingesetzt haben.“

Vor allem Geschäftsleiter Peter Kremer stand in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder in Verhandlungen mit der Deutschen Bahn, um das ziemlich komplizierte Großprojekt endlich auf den Weg zu bringen. Ursprünglich gab es für das Bauvorhaben schon im Jahr 2000 einen Planfeststellungsbeschluss. Vor einigen Jahren ist dieser allerdings verfallen, sodass die Bahn ein neues Verfahren eingeleitet hat. Vier Jahre liegt es zurück, dass die Gemeinde Rohrbach die Aufweitung der Unterführung auf eine lichte Weite von acht Metern und eine Höhe von 4,50 Metern verlangt hatte. Diese Wünsche wurden berücksichtigt – allerdings hat sich Rohrbach dadurch auch an den anfallenden Baukosten zu beteiligen. Von den 2,6 Millionen Euro hat die Gemeinde einen Anteil von knapp 400 000 Euro zu schultern. Laut Peter Kremer beträgt die staatliche Förderung etwa ein Viertel davon, sodass Rohrbach für den Neubau der Unterführung aus eigenen Mitteln etwa 300 000 Euro aufbringen muss. Die Zustimmung erfolgte letztlich einhellig über alle Fraktionen hinweg. Alfred Eisenmann von der Bürgergemeinschaft versuchte Schäuble auf den dargelegten Kostenrahmen festzunageln. Der Bahnplaner versicherte, dass die Ausschreibung diese Zahlen mit sich gebracht habe. „Ich gehe fest davon aus, dass wir den finanziellen Rahmen einhalten können.“

Wie Schäuble grundsätzlich ausführte, wurde die Brücke im Jahr 1868 errichtet und 1924 nur teilweise erneuert. Die Lebensdauer solcher Bauwerke betrage etwa 100 bis 130 Jahre. „Das ist weit überschritten. Wir müssen also unbedingt tätig werden“, sagte er und spielte damit auf zahlreiche Infrastrukturmaßnahmen an, die sowohl im Bahn- als auch im Straßenbau derzeit in Deutschland unausweichlich seien. Im Moment würde die Deutsche Bahn im gesamten Bundesgebiet 875 Baumaßnahmen abwickeln, die mit jener im Westen von Fahlenbach vergleichbar seien. „Wir müssen sie alle auf Vordermann bringen, um zukunftsfähig zu sein.“

Für die Pendler, die auf der zweigleisigen Strecke zwischen München und Ingolstadt täglich zur Arbeit fahren, bringe das Vorhaben jedoch einige Unannehmlichkeiten mit. „Die Sperrzeiten mussten wir sehr früh abklären und terminlich fixieren“, sagte Schäuble weiter. So wird die Strecke zwischen dem 27. Oktober und dem 1. November dieses Jahres erstmals komplett gesperrt – und zwar ununterbrochen für 120 Stunden. „Da steht die Bahn still“, sagte der Planer. In dem Zeitraum werden die Gleise ausgebaut und eine Hilfsbrücke errichtet, auf der die Züge im folgenden Jahr fahren können. Ab diesem Zeitpunkt wird die Straße zwischen Fahlenbach und Fürholzen gesperrt. Sie bleibt das durchgehend bis Ende Oktober 2018.

Die drei betroffenen Landwirte – unter ihnen Martin Fischer (CSU) – erklärten sich bereit, beim Hopfenzupfen im nächsten Jahr kleine Umwege in Kauf zu nehmen. „Das geht schon mal“, sagte Fischer auch im Namen seiner Kollegen.

Die zweite Vollsperrung der Strecke folgt vom 23. bis zum 27. Juli nächsten Jahres. Innerhalb von 96 Stunden kommt dann die Hilfsbrücke weg und die in der Zwischenzeit westlich von Fahlenbach gebaute Unterführung wird unter die Gleise geschoben. Es folgt der Straßenbau unter der Brücke hindurch, wo dann eine zweispurige Strecke anstelle des jetzigen Engpasses entsteht. Bis Ende Oktober soll alles fertig sein. Das Finale bildet dann die dritte Vollsperrung vom 16. bis zum 20. November 2018. Sie wird weitere 72 Stunden dauern, damit die Arbeiter sämtliche Restarbeiten an der Brücke und an den Gleisen gut über die Bühne bekommen können.

„Wir haben ausgereizt, was das Regelwerk hergab“, kommentierte Steven Schäuble das finanzielle Entgegenkommen der Deutschen Bahn. Im Grunde genommen hätten Bahn und Kommune die Kosten aufgrund des Rohrbacher Aufweitungsverlangens nämlich zu gleichen Teilen übernehmen müssen. Die Bahn zahlt der Gemeinde aber einen sogenannten Vorteilsausgleich, der fast 940 000 Euro ausmacht. Das schmälert den Rohrbacher Anteil immens. „Aber wir haben halt auch einen großen Vorteil davon, dass wir eine nagelneue Brücke bekommen – und das gleichen wir dadurch aus“, so Schäuble.

Aller Voraussicht nach wird das übrigens nicht die letzte Bahnbaumaßnahme im Rohrbacher Gemeindegebiet der nächsten Zeit bleiben. Wie Schäuble kurz anriss und Geschäftsleiter Kremer bestätigte, sind die Verhandlungen über den Neubau der Eisernen Brücke am Rohrbacher Sportweg in vollem Gange – und könnten Anfang nächster Woche sogar schon zu einem positiven Abschluss kommen. „Und dann sind da ja noch zwei weitere Eisenbahnbrücken bei Fahlenbach“, warf Helmut Schalk von den Freien Wählern ein. Und auch dieser Einwand rief eine Antwort der anwesenden Bahnplaner hervor.

Schäubles Chefin Sandra Katz schaltete sich ein und erklärte, dass die jetzige Maßnahme ein Teil des Fünf-Jahres-Plans sei, den die Bahn bis 2019 abarbeiten wolle. „Danach folgt ein weiterer Fünf-Jahres-Plan. Und es ist sehr gut möglich, dass diese zwei weiteren Brücken darin angegangen werden.“ Dass die Brücken ebenfalls aufgeweitet werden, kann sie sich für den Moment aber nicht vorstellen. „Wir bauen die in der Regel in derselben Größe, die sie jetzt haben“, fügte sie an. Außer die Gemeinde stelle dort ebenfalls ein Aufweitungsverlangen. Aber ob es soweit kommt, steht noch völlig in den Sternen. Bürgermeister Keck sagte dazu vorerst mal noch gar nichts. Kein Wunder, hat es doch schon 17 Jahre gedauert, bis die erste Unterführung angegangen wurde. „Damit sind wir erstmal zufrieden“, meinte Keck.