Unwetter wütet im Landkreis

27.05.2009 | Stand 03.12.2020, 4:55 Uhr

Umgestürzte Bäume, wie hier auf der Autobahn nahe der Anschlussstelle Pfaffenhofen, blockierten am Dienstagabend viele Straßen im Landkreis. - Foto: Einödshofer

Pfaffenhofen (PK) Eine Spur der Verwüstung hinterließen die schweren Unwetter, die am Dienstagabend über Bayern wüteten, auch im Landkreis Pfaffenhofen. Verheerende Hagelschäden, die in die Millionen Euro gehen dürften, gab es vor allem im Raum Schweitenkirchen und Wolnzach.

Am schlimmsten erwischte es den Hopfenbau in diesem Bereich. Völlig kahl geschlagene und nackte Hopfenreben an ihren Drähten prägten dort am Morgen nach dem Unwetter das Bild. Und selbst beim Hopfenpflanzerverband in Wolnzach kann sich niemand an einen Hagelschaden von solchen Ausmaßen zu dieser Jahreszeit erinnern (siehe getrennten Bericht auf Seite 32). In der Hallertau sind nach ersten Schätzungen rund 4000 der insgesamt 15 000 Hektar Anbaufläche betroffen.

Aber nicht nur viele Hopfenbauern mussten fassungslos mit ansehen, wie die Früchte ihrer Arbeit durch die Naturgewalten vernichtet wurden. Auch bei Getreide und Raps sind nach Auskunft von Alois Ilmberger, Abteilungsleiter Beratung am Amt für Landwirtschaft, schwere Schäden zu beklagen. Diese dürften nach ersten Schätzungen wie beim Hopfen im siebenstelligen Euro-Bereich liegen. Beim Mais müsse man noch abwarten, wie stark er in Mitleidenschaft gezogen ist.

In weiten Teilen des Gemeindebereichs Schweitenkirchen beschränken sich die Hagelschäden natürlich nicht nur auf die Landwirtschaft. "Bei uns geht die Welt unter" – solche oder ähnliche Sätze hörte am Dienstagabend nicht nur eine Pfaffenhofenerin, die mit einer Bekannten in einem Schweitenkirchener Ortsteil telefonierte. Während das Unwetter über die Kreisstadt mit vergleichsweise harmlosen Folgen hinwegzog, packte viele Menschen im Raum Schweitenkirchen die pure Angst. Überschwemmte Keller waren dabei noch das geringere Übel und auch ein Baum, der am Südring auf ein geparktes Auto fiel, richtete keinen größeren Schaden an.

Anders in einigen Ortsteilen von Schweitenkirchen, wobei Sünzhausen im Brennpunkt stand: Dort schlugen laut Berichten von Augenzeugen bis Golfball oder Hühnerei große Hagelkörner vom Wind gepeitscht wie Geschosse an vielen Häusern – vor allem in exponierter Lage mit zur Wetterseite ausgerichteten hohen Giebeln –, in Fenstern und auf im Freien abgestellten Autos ein. Sie hinterließen Löcher in Fassadenverkleidungen, Solarpanelen und Wintergartenverglasungen, kaputte Dachziegel, ganze Haufen von Scherben sowie verbeulte und anderweitig beschädigte Autos. Bei Sünzhausen wurde außerdem die Zufahrtsstraße unterhalb des Windrades unterspült und musste für den gesamten Verkehr gesperrt werden.

Viele Sünzhausener waren gestern den ganzen Tag über mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt und dabei der Verzweiflung nahe. Nicht nur die finanziellen Schäden und die Unsicherheit, ob eine Versicherung dafür aufkommt, machten ihnen schwer zu schaffen. Groß war auch der Frust über total verwüstete Hausgärten. "Ich könnte nur noch heulen", meinte eine Sünzhausenerin beim Anblick der jämmerlichen Überreste ihrer einstigen Pflanzenpracht – und sprach damit für zahlreiche Leidensgenossen.

Auch durch andere Teile des südlichen Landkreises schlugen Sturm und Hagel eine Schneise der Verwüstung, wobei das ganze Ausmaß erst gestern deutlich wurde – so zum Beispiel in der Gemeinde Reichertshausen. Dort waren am Dienstagabend alle Feuerwehren im Dauereinsatz, um Wasser aus voll gelaufenen Kellern abzupumpen und blockierte Straßen von umgestürzten Bäumen und herabgefallenen Ästen zu befreien. Verwaltungsleiter Klaus Burgstaller rechnet damit, dass der gemeindliche Bauhof und die Feuerwehren noch "Tage lang" damit beschäftigt sein werden, um mit Schlamm überflutete Straßen zu säubern. "Teilweise sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld", so Burgstaller.

Der übrige Landkreis einschließlich der Kreisstadt kam bei dem Unwetter am Dienstagabend noch relativ glimpflich davon. Der Pfaffenhofener Feuerwehrkommandant Roland Seemüller berichtete zwar von 15 Einsätzen zwischen 18.30 und 22 Uhr, die aber alle kleinerer Art waren. Unter anderem mussten – wie auch in anderen Gemeinden im Landkreis – Keller ausgepumpt, Bäume und Äste von Straßen geräumt und umgefallene Baustelleneinrichtungen wieder aufgestellt werden.

Zwei umgestürzte Bäume behinderten zeitweise auch den Verkehr auf der Autobahn A 9 in Richtung München kurz vor der Anschlussstelle Pfaffenhofen.