Todesstaub: Eine erschütternde Dokumentation

13.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:08 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Der Kameramann und Regisseur Frieder Wagner zeigte seinen Dokumentarfilm "Todesstaub" in Pfaffenhofen. Fast 60 Zuschauer konnte Bernd Duschner zu dieser Veranstaltung der "Freunde von Valjevo" begrüßen. Sie waren tief betroffen von den Bildern und der Information über ein Kriegsverbrechen, das laut Wagner auch bei uns mehr und mehr Opfer finden wird: der Einsatz von Uranmunition im Irak, Afghanistan und im Kosovo.

Eine Hauptfigur seines Dokumentarfilmes ist der deutsche Arzt und Forscher Siegwart Horst Günther. Er arbeitete in den 90er Jahren im Irak. Bei seinen Kinderpatienten waren ihm nach dem ersten Golfkrieg Krankheitsbilder aufgefallen, die er vorher nie gesehen hatte: ein Zusammenbruch des Immunsystems mit ansteigenden Infektionskrankheiten, schwere Funktionsstörungen von Nieren und Leber, aggressive Leukämien und andere Krebserkrankungen, genetische Defekte und Missbildungen, sowie Aborte und Frühgeburten wie nach der Tschernobyl- Katastrophe.

Günther erkannte den Zusammenhang zwischen diesen Krankheitsbildern und der Uranmunition, die die USA und ihre Verbündeten einsetzen. Uranmunition durchschlägt jede Panzerung. Dabei entwickeln sich, wie Wagner berichtete, Temperaturen von mehreren Tausend Grad, das Uran 238 verbrennt und große Mengen hochgiftiger und radioaktiver Partikel werden frei, die Luft, Boden und Wasser verseuchen. Diese Uranoxidpartikel sind Alpha-Strahler. Aufgenommen beim Atmen oder beim Essen lagern sie sich in Organen und Gewebe ab und zerstören es. Die tödliche Wirkung der Uranmunition belegt die Dokumentation mit vielen Beispielen. 580 000 US-Soldaten waren im ersten Golfkrieg im Einsatz. 325 000 von ihnen leiden heute laut Wagner unter dem "Golfkriegssyndrom". 30 000 verstarben bereits, so der Referent. In den USA läuft eine Sammelklage von über 600 amerikanische Golfkriegsveteranen, deren Kinder mit entsetzlichen Missbildungen geboren wurden. Im Irak gelten 18 Regionen als besonders stark kontaminiert und die Regierung plant eine Umsiedelung der Bevölkerung. Für Wagner ein hoffnungsloses Unterfangen. Trotzdem setzen laut dem Referenten die USA und ihre Verbündeten unbeeindruckt vom menschlichen Leid weiter Uranmunition ein, so auch in Afghanistan. 30 bis 40 Prozent der deutschen Soldaten werden nach den Befürchtungen Wagners kontaminiert aus diesem Land zurückkehren. Winde tragen die radioaktiven Partikel der Uranmunition rund um die Welt. Wagner verwies hier auf eine jüngste gemeinsame Prognose der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO): sie erwarten mindestens eine Verdoppelung der Krebstoten von derzeit 7,6 auf über 15 Millionen bis 2020. Dass es bei den Kriegen in Afghanistan und im Irak auch um handfeste Interessen amerikanischer Konzerne geht, machte Wagner an Beispielen deutlich. So sei bei den Bombardierungen im Irak 2003 zielgerichtet die nationale Samenbank für Getreidesorten zerstört worden und US-Stadthalter Paul Bremer habe nach der Besetzung sofort ein Dekret erlassen, das den irakischen Bauern vorschreibt, nur genverändertes Getreide des Konzerns Monsanto anzubauen. Zum Schluss forderte Bernd Duschner ein sofortiges Verbot des Einsatzes der Uranmunition und den Abzug der deutschen Soldaten aus Afghanistan: "Wir können uns nicht nur engagieren, wenn es um die Bedrohung des Lebensraumes von Kröten und Fröschen geht, bei offensichtlichen Völkermord aber schweigen."