Rohrbach
Rücktritt oder öffentliche Entschuldigung

Rohrbacher Gemeinderat wehrt sich gegen Anschuldigungen des Feuerwehr-Kommandanten

16.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Stein des Anstoßes: Wegen des Neubaus des Feuerwehrhauses ist ein offener Streit zwischen Bürgermeister und Gemeinderat auf der einen sowie dem Kommandanten auf der anderen Seite entbrannt - Foto: Ermert

Rohrbach (PK) Ins Kreuzfeuer hat der Rohrbacher Gemeinderat den örtlichen Feuerwehr-Kommandant Michael Kaindl genommen. Nach dessen harscher Kritik an Bürgermeister Dieter Huber (SPD) und den Räten bei der Hauptversammlung forderten diese nun eine öffentliche Entschuldigung – oder gar seinen Rücktritt.

Stein des Anstoßes ist – wie in den vergangenen Monaten schon so oft – das neue Feuerwehrhaus an der Burgstaller Straße. Immer wieder ist es darüber zu Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Rates und auch mit den Verantwortlichen der Wehr gekommen. Dennoch schreitet der gut zwei Millionen Euro teure Bau zügig voran. Die einzelnen Entscheidungen wurden jedoch stets mit breiter oder gar einstimmiger Mehrheit im Rat getroffen – und zwar nach reiflicher Vorarbeit im eigens dafür gegründeten Arbeitskreis, dem auch etliche Vertreter der Feuerwehr angehören.

Bei der Hauptversammlung übte Kommandant Kaindl in einem Maße Kritik, die sich weder Bürgermeister Huber noch die Räte so gefallen lassen wollten. Kaindl sprach von Fehlern am Bau, ohne konkret zu werden. Er warf dem Bürgermeister und den Räten vor, dass die Wehr nicht ausreichend in die Planungen mit einbezogen worden sei. Und er schoss sogar gegen die Turmberghalle als früheres Großprojekt. Wenn das Feuerwehrhaus als Prunkbau bezeichnet werde, handle es sich bei der Halle um ein Schloss Versailles, sagte Kaindl sinngemäß.

Huber wollte dies nicht auf sich sitzen lassen. Der scheidende Rathauschef nutzte seine letzte öffentliche Sitzung daher, seine Sicht der Dinge darzulegen. Kaindl selbst war übrigens nicht anwesend. „Die Feuerwehr wurde vom ersten Tag an voll eingebunden – und bei einem Projekt, das zwei Millionen Euro Steuergelder verschlingt, ist es unsere Pflicht, genau hinzuschauen“, rechtfertigte er sich. Sämtliche Wünsche der Wehr seien berücksichtigt worden, abgesehen von einer Überdachung für den Waschplatz. Er habe stets zwischen den Räten, die sich teilweise eine deutlich günstigere Lösung gewünscht hatten, und der Wehr vermittelt – und viel Kritik einstecken müssen. Kaindls heftige Attacke habe ihn nun stark befremdet.

Und so wählte er exakt die Worte, mit denen ihn der Kommandant vor einigen Wochen angegriffen hatte, um seine Ausführungen zu schließen: „Auch ich hoffe auf eine bessere Zusammenarbeit zwischen dem neuen Bürgermeister und der Feuerwehr. Mehr sage ich nicht, denn mehr ist das nicht wert.“ Zudem kursierten in den vergangenen Tagen im Ort vereinzelte Stimmen, die den Wahrheitsgehalt der Berichterstattung im PK anzweifelten. Hierzu wurde der Dritte Bürgermeister Hans Vachal (BGR), der selbst auf der Versammlung war, deutlich: „Jedes Wort, das im PK geschrieben wurde, ist exakt so gefallen“, sagte er – und forderte eine öffentliche Entschuldigung vom Kommandanten.

Auch Helmut Weich (SPD) ließ daraufhin Ausdrücke wie „Frechheit“ und „Beleidigung“ fallen – und machte deutlich, dass sich der Gemeinderat so ein Verhalten nicht gefallen lassen könne. Anton Moosmayr (BGR) wurde noch konkreter. Er habe sich „saumäßig geärgert“, weil die Feuerwehr immer hervorragend bedient und voll eingebunden worden sei. Wenn der Kommandant „ein Kreuz“ hätte, hätte er gesagt, welche Fehler am Bau denn gemacht worden seien. „Und wenn nichts passt, muss er aufhören.“ Eine offene Rücktrittsforderung also in Richtung des Kommandanten Michael Kaindl. Sein Fraktionskollege Alfred Eisenmann schloss sich an. Eine Entschuldigung sei das mindeste, über den Rücktritt dürfe man auch offen nachdenken. „Es sind nicht alle Feuerwehrler der Meinung ihres Kommandanten. Aber es sind Personen dabei, die nicht länger tragbar sind.“

Dass die Wehr mit dem Neubau ausgesprochen gut bedient worden sei, befand auch Elvis Schwarzmair (SPD). „Viele Bürger sind sogar der Meinung, zu gut“, fügte er an. Bürgermeister Huber suchte nach diesen klaren Worten, denen sich lediglich Stefan Maier (CSU) enthielt, indem er anmerkte, dass „die großen Diskussionen rund um den Neubau bei der Wehr viel ausgelöst hätten“, nach einer möglichen Lösung des Konflikts. Die Fraktionssprecher und der Vorstand der Wehr sollten „sich mal unterhalten“. Zur Rücktrittsforderung oder zur öffentlichen Entschuldigung äußerte er sich nicht mehr.