Rohrbach
Das Wirtshaus tobt

Knedl & Kraut begeistern das Publikum beim Zeidlmaier in Rohrbach

28.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:13 Uhr

Foto: Birgit Maria Schmid

Rohrbach (PK) Mit dem Trio von Knedl & Kraut bot der Landgasthof Zeidlmaier am Donnerstagabend in seiner Kulturreihe nicht nur Wirtshausmusi - sondern vor allem Vollblutmusiker mit sehr viel Witz und Charme. Sie hinterließen ein durchweg begeistertes Publikum.

Eine Stimme vom Band informiert das Publikum über die Hintergründe des Stammtischsterbens und bietet im Kommenden das Antidot dazu: Das Trio "Knedl & Kraut". Toni Bartl, Daniel Neuner und Juri Lex starteten vor rund zweieinhalb Jahren diese Formation und sind seither auf bayerischen, österreichischen und auch auf schweizerischen Bühnen unterwegs.

Ihr von Toni Bartl selbst gezimmertes und in rund einer Stunde aufgebautes Wirtshaus - in dem sie ihre teils eindeutig zweideutigen, oft auch derben und vor allem urtypischen Stammtischsprüche loslassen - haben sie dabei immer im Gepäck. "Des is unser Stub'n und da san mia dahoam." Hier wird schnell klar, dass sie sonst in wesentlich größeren Räumlichkeiten spielen, denn beim Gasthof Zeidlmaier musste sogar ein eigener Anbau an die Gasthofbühne angebracht werden. Dadurch wurde es so eng, dass so mancher Stammgast auf der einen Seite des Lokals einen Platzwechsel vornehmen musste, um überhaupt etwas sehen zu können. Gestört hat das in dem proppenvollen Saal niemanden - im Gegenteil: Die Tuchfühlung zum Publikum kam bei allen bestens an, sei es Stammgast oder extra von München angereister Zuhörer.

Sein praktisches Talent nutzt der Weltmeister an der diatonischen Harmonika, Toni Bartl, auch für - wie er es bezeichnet - "Bayerischen Sperrmüll", indem er Alltagsgegenstände in Musikinstrumente verwandelt. Klar, eine singende Säge kennt jeder; aber wer kennt schon eine Schubladengitarre, von einer Sandschaufelgeige ganz zu schweigen oder eine Elektro-Heuschrecke.

Bei diesem musikalischen Drei-Gänge-Menü, um mit den Worten Bartls zu sprechen, wurde vor allem eins geboten: Mit unzähligen fantasievollen Instrumenten virtuos gespielte Musik von klassisch über mittelalterlich bis natürlich bayerisch, verbunden mit genialer Albernheit, sei es in den Liedtexten oder dem grandiosen Schauspiel insbesondere von Neuner.

Während Neuner nicht nur beim Zaubern eher sein komödiantisches Talent in den Vordergrund stellt, erweist er sich im Laufe des Abends vor allem als klassischer Sänger und Wortakrobat vom Feinsten. Dabei holt er sich auch aus dem Publikum Unterstützung, natürlich von einer hübschen Frau. Mit Nadines Hilfe entlockt er sogar einer gefüllten Plastikflasche bekannte Melodien, wobei anzügliche Bemerkungen, wie "keine Angst ich spritz dich nicht voll und bin auch gleich fertig", nicht fehlen dürfen.

Der Dritte im Bunde, der ehemalige Gymnasiallehrer Juri Lex, verzaubert sein Publikum vor allem mit klassischen Tönen als Teufelsgeiger, oder wie Bartl es ausdrückt "Heubodenpaganini" auf Geige wie auch auf dem zur Querflöte umgebauten Spazierstock. Beeindruckend auch seine Kunst mit der Handokaria - oder Spuckorgel, wie er diese auch bezeichnet - Melodien zu erzeugen.

In ihrem Kampf gegen das Stammtischsterben übertrumpfen sich die drei Stammtischbrüder gegenseitig und ergänzen sich dabei perfekt, denn jeder von ihnen beherrscht unzählige Instrumente und glänzt damit auf die ihm eigene und stets humorige Weise. So holt Bartl ein langes Gewehr hervor und entlockt diesem einem Alphorn gleichende Töne während Neuner sich als Weltmeister im "Löffeltrommeln" beweist.

Erst nach vier Zugaben mit fulminantem Ende entließ das tobende Rohrbacher Publikum die Künstler und stand auch beim CD-Verkauf noch gerne Schlange.