Reichertshofen
Reichertshofen ja, Hög nein

Gemeinderat ebnet den Weg für eine Freiflächen-Photovoltaikanlage und den Glasfaser-Ausbau

18.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:57 Uhr
Akzeptierter Standort für eine Photovoltaikanlage: Der "Solarpark Reichertshofen I" soll direkt an der Bahnlinie liegen. Auf dem Foto oben rechts ist der Heideweiher zu erkennen. −Foto: Foto: Markt Reichertshofen

Reichertshofen (PK) Haushaltsplan 2018 plus Finanzplanung bis 2021, Breitbandausbau mit Glasfaser und Photovoltaikanlagen in Reichertshofen und Hög - in der Dienstagssitzung des Reichertshofener Marktgemeinderates gab es Einiges zu besprechen und zu beschließen.

Erste lange Diskussion: Freiflächen-Photvoltaikanlagen in Reichertshofen und in Hög. Die Ingolstädter Firma Anumar, die nach eigenen Angaben in Deutschland und Chile Solarparks betreibt und mit der Technichen Hochschule Ingolstadt zusammenarbeitet, hatte den Antrag gestellt, die zwei Anlagen, jeweils nahe der Bahnlinie, errichten zu dürfen. Weil ein solcher Bau generell eine gemeindliche Bauleitplanung erfordert, waren die Anträge Thema im Gemeinderat.

Das Gremium hatte im vergangenen Jahr bereits zwei angedachte Solarparks abgelehnt, und auch am Dienstag hieß es einmal mit deutlicher Mehrheit "nein". Die Anlage in Hög fiel mit 3:12 Stimmen durch, der in Reichertshofen erhielt eine 9:6-Mehrheit. Beschlossen wurde hier, dass der Markt Reichertshofen "grundsätzlich beabsichtigt, ein "Sondergebiet für regenerative Energien - Freiflächenphotovoltaikanlage" zu entwickeln. Das Areal in Reichertshofen fand viel Zuspruch. Rudi Repper (CSU) war wie die Mehrheit dafür: "Wir wissen alle, wir brauchen die Energiewende." Marc Geist (SPD) simmte auch zu: "Wir brauchen diese Art Energie." Und weil diese Anlage 300 Meter Abstand zur Wohnbebauung hält, gab es kaum negative Stimmen.

Das war beim Höger Modell anders: "Es gibt genügend Standorte, an denen solche Anlagen nicht von allen Seiten einsehbar sind. In Hög wäre dies anders", meinte Geist. Man solle kein Fass aufmachen, mahnte Roland Bachhuber (FW). Repper sagte, der Abstand zur Wohnbebauung sei mit 100 Metern zu knapp, Ludwig Heigl (FW) ergänzte, man sollte vermeiden, dass so eine Anlage störend wirkt. CSU-Rat Michael Weichselbaumer ging noch einen Schritt weiter: "Warum zerstört man landwirtschaftliche Flächen und setzt die Solaranlage nicht auf Dächer größerer Betriebe. Das hielt Waltraud Schembera (SPD) für "eine gute Idee". Als einer der wenigen war Georg Pfab (JWU) auch für die Anlage in Hög: "Ob 100 oder 300 meter von der Wohnbebauung entfernt - das spielt keine Rolle. Der Boden in Hög ist nass. In meinen Augen spricht nichts dagegen, dass wir es zulassen." Dem widersprach Elisabteh Kukral (CSU): "Grundsätzlich bin ich für diese Technologie, aber in Hög ist der Abstand zur Wohnbebauung zu gering."

Dieter Lindenmeier (CSU) wollte wissen, was der Investor darunter verstehe, dass sich Bürger beteiligen könnten. Bürgermeister Michael Franken (JWU) erläuterte, dass der Investor in einer der nächsten Sitzungen ein sogenanntes Bürgerbeteiligungsprojekt vorstellen würde. Er wolle sich aber nicht als "Vertriebsmitarbeiter" fühlen und Bürgern eine Beteiligung empfehlen. Was wäre, wenn das Projekt mal nicht laufe... Der dienstägliche Grundsatzbeschluss, die Anlage in Reichertshofen zu ermöglichen, bedeutet "nur", dass nun weitere Schritte gemacht werden - auf dem Weg zum Aufstellungsbeschluss. Franken verdeutlichte: "Wenn dann dort der Kiebitz nistet, baut da keiner was."

In der heutigen Zeit ein ebenso wichtiges Thema ist der Breitbandausbau mit Glasfaser. Die Deutsche Glasfaser Netz GmbH plant, in der Marktgemeinde (auch in Ortsteilen) großflächig Haushalte mit Glasfaser bis ins Gebäude auszubauen. Arno Dietrich, Expansionsmanager Deutsche Glasfaser, stellte das Projekt vor. Basis für ein Engagement seio zuerst ein Vertrag mit de Gemeinde, dann, dass mindestens 40 Prozent der Grundstückseigentümer im Privatkundenbereich als Kunden gewonnen werden. "Nur so ist die Wirtschaftlichkeit sicher zu stellen." Der erste Schritt wurde am Dienstag gemacht: Der Gemeinderat stimmte einstimmig dem Abschluss eines Nutzungsvertrags mit der Deutschen Glasfaser GmbH zu. Laut Dietrich folgt nach der Vertragsunterzeichnung die Grobplanung, dann zeitnah eine dreimonatige Phase mit Vertriebsaktivitäten ("Wir haben bisher in jeder Gemeinde mindestens 40 Prozent der Grundstückseigentümer als Kunden gewonnen"). Sollte in den ersten 24 Monaten nach Vertragsunterzeichnung nichts passieren, erlischt der Vertrag zwischen der Gemeinde und der Deutschen Glasfaser GmbH übrigens, so Rathauschef Franken.

Ein weiterer Bericht zu Diskussion und Beschlussfassung über die geplanten Geh- und Radwege in Ronnweg und Reichertshofen, die Vergabe von Gewerken für die Kindertageseinrichtung "Paarstrolche" und die Sanierung von Straßenzügen im alten Ortskern folget in der morgigen Ausgabe.

Oliver Konze