Reichertshausen
Große Emotionen bleiben aus

Bürgermeister Heinrich präsentiert aktuelle Themen bei der Reichertshausener Bürgerversammlung

26.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:25 Uhr

Mit ausführlichen Vorträgen informierten Bürgermeister Reinhard Heinrich (Foto) und Geschäftsleiter Günter Fuchs die Reichertshausener Bürger bis ins kleinste Detail. - Foto: Steininger

Reichertshausen (PK) Die Sorgen der Reichertshausener, die bei der Bürgerversammlung zur Sprache kamen, drehen sich unter anderem um Windkraft, Ausbaubeiträge und den geplanten Supermarkt am Kammerer Berg. Die Gemeinde stellte außerdem bevorstehende Projekte und Baustellen vor.

414 Beschlüsse in rund 64 Sitzungsstunden habe der Gemeinderat inklusive Ausschüssen 2016 getroffen, so die Bilanz von Bürgermeister Reinhard Heinrich (CSU) auf der Versammlung. Und das sei in einem "sachlichen, konstruktiven Klima" geschehen, betonte er ausdrücklich.

Rund 50 Bürger hatten sich am Freitagabend eingefunden, und somit ziemlich die gleiche Zuhörerzahl wie tags zuvor im Ortsteil Steinkirchen (siehe unten). Heinrich informierte die Zuhörer über die gemeindliche Jahresrechnung 2016 und Finanzsituation (PK berichtete), wobei ihm besonders die Personalkosten für die Kindertagesstätten Sorge bereiteten. Diese betragen mittlerweile mehr als 500 000 Euro jährlich, somit wird fast jeder dritte Euro der Gesamt-Personalkosten für die Kindertagesstätten aufgewendet. Das liege am gestiegenen Betreuungsaufwand einerseits wie an der größer gewordenen Spreizung der Buchungszeiten andererseits. Hier werde man bremsen müssen, "denn sonst steigen die Gebühren drastisch, was keiner will".

Ein großer Positivfaktor der Gemeinde war das Kulturprogramm mit fünf Veranstaltungen in der "Kulturwerkstatt Gemeindebücherei" und drei Großveranstaltungen in der Ilmtalhalle. Deren Konzeption habe sich bestens bewährt und mit ihrem integrierten Bewirtungstrakt nehme sie vorweg, was in vergleichbaren Hallen anderer Gemeinden jetzt mit teuren Umbauten nachgeholt werden müsse. Noch im Laufe dieses Jahres wird der Waldfriedhof erweitert, im neuen Teil sind eine Urnenwand und sogenannte "Baumfried-Gräber" enthalten. Das Reichertshausener Wasser als wichtigstes Nahrungsmittel werde aus 170 Metern Tiefe gefördert, brauche keinerlei chemische Aufbereitung und enthalte kaum Nitrate. Auch habe man die Kapazität der Hochbehälter verdoppelt und damit auch doppelte Sicherheit in der Versorgung.

Wie weiter mitgeteilt wurde, wird voraussichtlich ab September der Kreisel für zwei Monate komplett gesperrt und aus verkehrstechnischen Gründen zusammen mit der einmündenden B 13 umbebaut. Täglich erwarte man die Baugenehmigung für den neuen Edeka-Markt am Kammerer Berg, dessen Grundriss nebst Parkzonen Heinrich präsentierte. Weiter informierte er über den sozialen Wohnungsbau auf dem Gelände des ehemaligen Forsthauses, Baugebiete und anderes mehr, bevor die Bürger Gelegenheit hatten, bei "Jetzt red i" ihre Fragen, Sorgen und Wünsche loszuwerden.

Die aber waren überschaubar. Immer noch sind die Windkrafträder ein Thema, das die Bürger beschäftigt. Hierzu erklärte der Gemeindechef, dass für Reichertshausen nur noch eine Konzentrationszone ausgewiesen sei. Gegen den Willen der Bürger aber werde kein Windrad gebaut, erklärte Heinrich entschieden. Für den Ilmmünsterer Forst seien nur noch zwei Windräder mit Nabenhöhen von 150 Metern im Gespräch, die für die Gemeinde Reichertshausen keine nennenswerten Beeinträchtigungen darstellen würden. Ob die Regionalpolitik direkten Einfluss nehmen könne auf die Landes- und Bundespolitik, musste Heinrich zu seinem Bedauern verneinen. Arbeitsmöglichkeiten für Asylbewerber, so eine Frage, hingen ab vom Bleiberecht, von Deutschkenntnissen, aber auch vom Bildungsstand. Das sei "extrem schwierig", so Heinrich. Ob bei Straßenreparaturen die Anlieger mit Kosten belastet werden können, musste Günter Fuchs eindeutig bejahen, dafür sorge das Gesetz. Wie und unter welchen Umständen aber, hänge vom jeweiligen Einzelfall ab. Die Grundstückspreise im Einheimischenmodell werden der allgemeinen Preisentwicklung angepasst, "leider", so Heinrich auf Nachfrage. Grundlage dafür sind die Wertgutachten eines Sachverständigen.

Über eine Beschattung seines Grundstücks durch zu nahem Grenzabstand und der Dreigeschossigkeit beschwerte sich ein Anlieger, der von den Bauplänen auf dem ehemaligen Forsthausgelände betroffen ist. Bauherr ist der Freistaat Bayern, und der halte sich an die baugesetzlichen Bestimmungen. Ein Einspruch sei nicht möglich, so die Auskunft des Gemeindechefs.

Auch der kommende Edeka-Markt bereitet Anliegern Sorgen. Die mit Lärm verbundene Entladezone für Lkw nämlich ist laut Plan auf der Gebäudeseite, die der nebenan gelegenen Siedlung zugewandt ist. Weitere Fragen betrafen die Entwässerung des Areals, das erhöhte Verkehrsaufkommen am Kreisel und ein damit verbundener Schallschutz sowie eine Fußgängerbrücke aus der Salmadinger Siedlung über die B 13 zum Supermarkt. Gemeindechef Heinrich sagte zu, mit dem Straßenbauamt und den Planern des Supermarktes zu sprechen und auch alle anderen, nicht sofort zu beantwortenden Fragen bis zur nächsten Gemeinderatssitzung am 5. April zu klären.