Pfaffenhofen
"Jede Menge Freiheit"

Andreas Strobel setzt auf positives Denken – und hat den Schritt in die Selbstständigkeit nie bereut

10.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:35 Uhr

„Es lohnt sich die Angst vor der eigenen Courage zu überwinden“, ist Andreas Strobel überzeugt. Er hat sich mit der Firma MTM-Creative Solutions selbstständig gemacht und ist mit seiner Firma auf Erfolgskurs - Foto: Zurek

Pfaffenhofen (PK) Kaum die Ausbildung beendet und schon selbstständiger Unternehmer? Andreas Strobel aus Pfaffenhofen ging als Multimedia Designer das Wagnis MTM-Creative Solutions ein und hat es nicht bereut.

Noch ist der einstige Start-Up-Firmengründer ein Einzelkämpfer. „Aber das wird sich bald ändern“, gibt sich der durchtrainierte junge Mann, der sich gerne im Fitnessstudio vom Büroalltag erholt, mit einem erfrischenden Lachen überzeugt. Sein Werdegang: Nach der Mittleren Reife – das halbe Jahr FOS tut er mit einem „war nicht das Richtige“ ab – schafft der gebürtige Pfaffenhofener die Aufnahme in die School of Audio Engineering in München. Nach drei Monaten hat er sein Basic Media Certificate in der Tasche und belegt den Diplom-Kurs. Am Ende gehört er zu den sechs Probanden von anfangs 26, die erfolgreich den Abschluss zum Multimedia Producer schaffen.

Sein Schwerpunkt sind zunächst das Webdesign und die Programmierung von Internetseiten. Doch vertieft er sich bald auch in Themen wie Videoschnitt, 3D-Animation und sonstige Spezialgebiete. 2005 beendet er die Schule und steht vor der Frage: „Was nun“ Der Vater rät ihm, „zuerst einmal Praktika zu machen, um Erfahrung zu sammeln“. Und er hilft ihm, eine Stelle in der Medienabteilung eines Münchner Automobilkonzerns zu finden. „Aber da war es mir eher langweilig“, gesteht der 28-Jährige. Statt zu lernen, lehrt er: Aufgrund seiner Kenntnisse bittet man ihn, Schulungen fürs hauseigene Team abzuhalten, so erzählt er.

Spannender ist da der Einstieg ins richtige Berufsleben. „Erst hab ich nur für Freunde das ein oder andere Projekt realisiert“, beschreibt der Tausendsassa, der vielen als DJ Technique bekannt ist, seine ersten Schritte. Kein lukratives Unterfangen. „Viel Kohle war da nicht drin“, gesteht er. Aber die war ihm nicht so wichtig, hatte er doch bei Vater und Mutter ein Dach über dem Kopf und ein „Sicherheitsnetz“ für alle Fälle. Die Eltern stärken dem risikofreudigen Sohn den Rücken, machen Mut zur Selbstständigkeit. Per Mundpropaganda kommt er zu immer größeren Aufträgen. „Wahnsinn“, denkt er noch, als er erstmals eine Rechnung über 800 Euro ausstellt. „Aber ich hab’ schnell begriffen, dass das nach mehr klingt, als es ist“, räumt der Papa einer sechs Monate alten Tochter ein. Anfangs sei der ganze betriebswirtschaftliche Papierkram für ihn „die Hölle“ gewesen. Aber „da wächst man rein“.

Ein wirklicher „Coup“ gelingt ihm und seinem Freund Michael Minich, mit dem er 2005 die Firma MTM gründet. Ein Laptop und die dazugehörige Software sind das Startkapital, als Büro fungiert ein Zimmer daheim. Ihr erster großer Auftrag: Die T-Shirt Marke „Crushboy“, mit einem eigenen Shop im Netz. Das Design kommt an und es geht bergauf, auch was die Einnahmen angeht. Dennoch zog der Kollege, ein studierter Betriebswirt, eine Festanstellung vor. Strobel steht inzwischen in doppelter Hinsicht auf eigenen Füßen, kann sich eine eigene Wohnung leisten. Outfit und Armbanduhr – geprägt vom noblen Understatement guter Marken – sprechen dezent von finanziellem Erfolg.

„Es dauert halt ein paar Jahre, bis man richtig Fuß fasst“, ermuntert Strobel junge Menschen zum „Durchhalten“. Schließlich gehe „die Welt nicht unter, wenn die Auftragslage mal nicht so rosig ist“. Er habe zwar kein garantiertes Einkommen, dafür aber eben „jede Menge Freiheit“, könne seine Kreativität ausleben und müsse sich nicht „von Leuten, die keine Ahnung haben, Vorschriften machen lassen“, meint er mit einem Augenzwinkern. „Es lohnt sich die Angst vor der eigenen Courage zu überwinden“ ist Strobel überzeugt. Überhaupt, das „positive Denken“ ist für ihn eine Lebenseinstellung, die er systematisch weiter vertieft. Auch durch einschlägige Lektüre. „Lernen offen zu sein, die Dinge auf sich zukommen lassen“, so sein Credo. Es gehe darum, eine gute Basis für das eigene Handeln zu legen. Und das bedeute auch, zu hinterfragen „Warum mach ich was“. Wenn die Beweggründe zweifelhaft seien, dann werde auch das Ergebnis einen nicht glücklich machen, betont er. Aus dieser Lebenseinstellung zieht er die Kraft, auch mal 60 Stunden die Woche zu arbeiten, wenn’s grad nötig ist. „Das seh ich ganz entspannt“, sagt Strobel, der dafür in ruhigeren Phasen Zeit für seine zweite Leidenschaft, die Musik, findet.

Und der frönt er mit Freunden, weil er durchaus gerne mal als „Teamplayer“ unterwegs ist. Schon im Alter von zwölf Jahren faszinieren ihn die „Turntables“ (sprich Plattenspieler), seine Welt ist der Hip Hop. Er schafft es, sich als Discjockey 2003 auf Anhieb beim Antenne Bayern DJ Contest „The Beat“ unter mehr als 3000 Bewerbern durchzusetzen und darf sich über den Titel „Bayerns bester Hip Hop DJ“ freuen, was ihn unter anderem zur „The Dome Aftershowparty“ brachte. Electronic Dance heißt heute seine Passion. Und die hat dazu geführt, dass er im September 2012 in einem Studio in Miami mit seinem Freund und Kollegen Ulrich Hilbel einen Song mit dem Szene-Star „2NYCe“ produziert hat (PK berichtete). Neben der Freude am Tun sieht der zielstrebige Unternehmer weitere positive Effekte: „Bei der Gestaltung von Image-Trailern kann ich meine Kenntnisse der Audiosoftware nutzen“, erklärt er, wie sich Beruf und Freizeit „gegenseitig befruchten“.

Sein derzeitiger Fokus liegt bei MTM indes auf Imagefilmen, Unternehmenspräsentationen und Webseiten aller Art. Einen „festgezurrten Plan“ für die Zukunft hat Strobel nicht. Wenn er den wollte, wäre er jetzt angestellt.