Pfaffenhofen
"Hausmeister war mein Traumjob"

Nach 27 Jahren: Heinrich Fischer hat heute am Schyren-Gymnasium seinen letzten Arbeitstag

21.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:10 Uhr

Ende einer Ära: Heinrich Fischer hat heute seinen letzten Arbeitstag als Hausmeister am Schyren-Gymnasium. - Foto: SGP

Pfaffenhofen (PK) Zopf, Schlüsselbund und das einzige offiziell eingeschaltete Handy am Schyren-Gymnasium: Das sind die Markenzeichen von Heinrich Fischer. Seit dem 1. Oktober 1989 kümmert sich der gebürtige Pfaffenhofener nicht nur darum, dass alles im und ums Gymnasium herum funktioniert, sondern auch um das leibliche Wohl der Schüler. Heute endet diese Ära - und so lässt sie Fischer im Gespräch mit einigen Schülern noch einmal Revue passieren.

 

Herr Fischer, wie sind Sie überhaupt zu dem Job gekommen?

Heinrich Fischer: Ich habe eine Ausbildung zum Schreiner gemacht, anschließend bin ich zur Bundeswehr gegangen. Später wechselte ich zu einem Elektrokonzern, den ich aber auch bald wieder verlassen habe, um in Schrobenhausen Küchen zu verkaufen und zu montieren. Was mir später beim Betrieb des Pausenverkaufs sehr zugute kam. Danach habe ich mich auf die Stelle als Hausmeister beworben - und wurde auch genommen.

 

Wollten Sie einfach nur eine Veränderung oder war es ihre Berufung?

Fischer: Hausmeister war von Anfang an mein Traumjob, weil man immer mit vielen Menschen in Kontakt ist.

 

Was war der größte Höhepunkt in den 27 Jahren?

Fischer: Das Theater "Holledauer Schimmel", da ich auch mitgespielt habe. Bei diesem Theater haben Lehrer, Schüler und Gärtner mitgewirkt, was ein ganz besonderes Erlebnis war.

 

Wenn wir schon von Höhen sprechen, interessiert uns im Gegenzug auch Ihr schlimmstes Erlebnis.

Fischer: Da fallen mir gleich zwei Ereignisse ein. Das schlimme Hochwasser 2013, da ich dort am Sonntagabend um 22 Uhr allein im Gebäude war und mir überlegen musste, was angesichts der steigenden Wassermassen zu tun sei. Dieses Problem kann übrigens meinem Nachfolger auch blühen. Denn es gibt nach wie vor keinen Notfallplan. Auch beim angekündigten Amoklauf, der dazu führte, dass alle Schüler, die sich in der Schule befanden, wieder nach Hause geschickt worden sind und die Polizei mit Maschinenpistolen angerückt ist, war mir sehr unwohl. Man könnte meinen, dass aufgrund der Häufung dieser Ereignisse in den vergangenen Jahren jetzt alles schlimmer wird, aber es gab schon immer Chaoten an der Schule.

 

Fotografieren ist Ihr Hobby. Wie konnten Sie dieses in das Schulleben integrieren?

Fischer: Ich kann mein Hobby sehr gut ausleben. Zum Beispiel bei der 50-Jahr-Feier, als ich aus dem Hubschrauber alle Schüler abgelichtet habe. Außerdem fotografierte ich bei Musicals oder Theateraufführungen, aber auch die Fotos aus dem Jahresbericht.

 

Welche Veränderungen haben Sie während Ihrer Laufbahn am Gymnasium wahrgenommen?

Fischer: Vor 27 Jahren waren die Fünftklässler noch nicht vom Beginn des Schuljahres an so frech. Das hat damals erst nach ein paar Monaten angefangen. Und der Respekt vor Erwachsenen immer weniger geworden ist.

 

Und wie hat das G 8 Ihrer Meinung nach den Schulbetrieb verändert?

Fischer: Meiner Meinung nach hat es sich eher negativ verändert. Die Schüler haben viel mehr Stress, müssen noch öfter am Nachmittag dableiben und ihnen bleibt ein Jahr weniger zum Lernen. Ich habe mich aber bemüht, dass sie wenigstens etwas Gescheites zu Essen bekommen.

 

Hatten Sie schon Kontakt zum neuen Hausmeister? Werden Sie diesen einarbeiten?

Fischer: Ich habe ihn schon im ganzen Haus herumgeführt und anschließend ist er mit einem rauchenden Kopf wieder gegangen. Einarbeiten muss ich ihn nicht. Sein erster Arbeitstag ist einen Tag nach meinem offiziellen Ausscheiden am 31. März.

 

Sie beschreiben sich als kontaktfreudigen Menschen. Wie ist Ihr Kontakt zu Schülern und Lehrern? Hat er sich verändert?

Fischer: Früher hatte ich persönlicheren Kontakt zu Lehrern, heute ist er differenziert. Jetzt gibt es bei Schülern wie Lehrern weniger Gruppen mit Aktivitäten, sondern mehr Einzelgänger als früher. Zum Beispiel war beim Lehrer-Grillen einige Zeit kaum mehr was los.

 

Haben Sie noch Kontakt zu ehemaligen Schülern?

Fischer: Ja, zu vielen, einer unterrichtet euch sogar im Moment. Mitunter werde ich auch in München oder Ingolstadt auf der Straße angesprochen. Manchmal habe ich Probleme mit den Namen, ich habe in der Zeit einige tausend Schüler kommen und gehen sehen, aber ich freue mich immer.

 

Welche Ratschläge haben Sie für heutige Schüler nach 27 Jahren am Gymnasium?

Fischer: Seid anständig, freundlich und hilfsbereit. Ihr müsst Erwachsenen gegenüber nicht immer das letzte Wort haben. Früher haben die Schüler noch "Guten Morgen" oder "Grüß Gott" gesagt, aber heute gibt es das so zu 99 Prozent nicht mehr, was sehr schade ist. Auch die Kommunikation untereinander lässt zu wünschen übrig, da die Schüler sich durch Smartphones zu sehr abkapseln. Ich war zu Schulzeiten auch ein Lausbub, aber Manieren habe ich trotzdem gehabt - und auch immer eine Idee, was man mit Freunden unternehmen kann.

 

Das Gespräch führte

die Klasse 8e des Gymnasiums