Pfaffenhofen
Zwei Jahresmieten als Starthilfe

Landkreis eröffnet Berufsfachschule für Altenpflegehilfe im Verwaltungsbau der Stadtwerke

22.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:46 Uhr

Foto: Patrick Ermert

Pfaffenhofen (PK) Der Landkreis hat dem Personalnotstand im Pflegebereich den Kampf angesagt. Gestern wurde die Berufsfachschule für Altenpflegehilfe eröffnet. Der Unterricht findet im Verwaltungsbau der Pfaffenhofener Stadtwerke statt – und 15 Schüler büffeln dort seit dieser Woche.

„Es ist für alle Neuland“, sagt Lucyna Sarlinska. „Aber wir haben uns schnell kennengelernt und sind schon eine homogene Gruppe.“ Sie freue sich sehr auf den Unterricht, der täglich von 8 bis 15 Uhr stattfindet. „Die Atmosphäre ist sehr gut.“ Insgesamt 13 Frauen, aber auch zwei Männer im Alter zwischen 20 und 50 Jahren haben sich für das erste Ausbildungsjahr im jüngsten Kind der Pfaffenhofener Schulfamilie angemeldet.

„Ein guter Grundstock. Alle sind sehr motiviert“, meint Alicja Kulisch, die Schulleiterin. Sie war zuletzt 13 Jahre lang als Lehrkraft in Coburg aktiv. Jetzt nimmt sie in Pfaffenhofen eine neue Herausforderung an. In Oberfranken waren ihr alle Stellen und Behörden bekannt. „Hier in Pfaffenhofen und im Bezirk Oberbayern sieht das anders aus. Da ist Vieles für mich noch unbekannt. Aber bald werden mich und unsere Schule alle kennen.“

Kulisch hat viel vor. Vorerst übernimmt der Landkreis die Mietzahlungen für die Räume im Obergeschoss des Stadtwerke-Verwaltungsbaus für zwei Jahre. „Als kleine Starthilfe“, erklärt Landrat Martin Wolf (CSU), dem das Projekt ebenso wie Pfaffenhofens Zweitem Bürgermeister Albert Gürtner (FW) nicht nur eine Herzensangelegenheit, sondern auch ein politisches Anliegen ist. Im Kreistag arbeiten CSU und Freie Wähler nämlich zusammen. Und die Schule für Altenpflegehilfe steht als gemeinsames Ziel in der Kooperationsvereinbarung der beiden Fraktionen. „Es ist mir eine echte Freude, dass dieses Projekt hier verwirklicht werden konnte“, sagt Gürtner in seinem Grußwort. „Das ist eine absolut sinnvolle Nutzung für diese Räume.“ Und Wolf ergänzt: „Es ist klasse, dass sich hier eines zum anderen gefügt hat. Eine tolle Kooperation. Und die Schule wird ihren Teil dazu beitragen, die personelle Not im Pflegebereich zu lindern.“

Damit nicht nur in diesem ersten Jahr, sondern beständig und über einen längeren Zeitraum Klassen in Pfaffenhofen gebildet werden können, spornt Wolf die Schüler nicht nur zu hohem Einsatz und guten Leistungen an, sondern erhofft sich auch etwas Mundpropaganda von ihnen. „Wenn wir uns einige Jahre halten können, wird das unseren Alten- und Pflegeheimen sehr helfen“, sagt er. Und irgendwann werde die Schule zu einem Selbstläufer. „Dann können wir es uns womöglich sogar leisten, wenn in einem Jahr mal keine Klasse zustande kommt.“

Alle Schüler stammen übrigens aus dem Landkreis oder der näheren Umgebung. Lediglich eine Schülerin lebt in Aichach, alle anderen im Umkreis von 20 Kilometern um Pfaffenhofen. Und sie arbeiten allesamt in Pflegeeinrichtungen, also vorrangig Altenheimen, im Landkreis. Davon gibt es aktuell elf Stück, in denen 900 Senioren betreut werden. Das Schuljahr umfasst 650 Praxisstunden, die weitgehend in den Einrichtungen, zu einem Teil aber auch im Krankenhaus – die Verhandlungen mit der Ilmtalklinik führt Alicja Kulisch gerade – geleistet werden. Die 800 Theoriestunden erteilen neun Fachlehrer in den Bereichen Pflege, Betreuung, Berufs-, Rechts- und Soziallehre, Deutsch und Kommunikation.

Wer die Abschlussprüfungen im Sommer nächsten Jahres besteht, kann sich unmittelbar im Anschluss innerhalb weiterer zwei Jahre in Ingolstadt zum Altenpfleger ausbilden lassen. Schulleiterin Silvia Sprehe von der dortigen Berufsfachschule für Altenpflege freut sich über den Zuwachs in Pfaffenhofen. „Die Schüler verlieren keine Zeit, die Kooperation ist eng, wir bekommen kompetenten Nachwuchs – und wir freuen uns alle auf die Zusammenarbeit“, sagt sie.