Pfaffenhofen
"Wir wurden nicht gewarnt"

Anwohner der Scheyerer Straße klagen über mangelnde Information

10.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:03 Uhr

Vorher, nachher: Vor einer Woche noch stand das Wasser bis zur Decke im Keller des Paares Gutwein/Boczki. Das Wasser ist verschwunden, geblieben sind die großen Schäden - Fotos: Belzer/privat

Pfaffenhofen (PK) Im März 2010 sind Brigitte Gutwein (63) und Werner Boczki (59) von München nach Pfaffenhofen in ihre neu gebaute Erdgeschosswohnung in einem Mehrfamilienhaus in der Scheyerer Straße gezogen. Vergangene Woche dann der Albtraum: In der Nacht von Sonntag auf Montag ist Brigitte Gutwein vom Lärm der Wassermassen geweckt worden – der Gerolsbach hatte sich in einen See verwandelt, der bis vor ihrer Haustüre stand.

Durch offene Lichtschächte drückten die Fluten in den Keller des Hauses – möglicherweise zeitgleich das Grundwasser. „Das kam wasserfallartig“, erinnert sich Brigitte Gutwein, der der Schock immer noch ins Gesicht geschrieben steht.

Panisch versuchten sie und ihr Mann zu retten, was zu retten war. Und der Pegel hörte nicht auf zu steigen. Durch die offene Kellertreppe von ihrer Wohnung aus konnte das Paar beobachten, wie das Wasser sich seinen Weg in Richtung Erdgeschoss bahnte. Auf der letzten Stufe dann war Schluss – wenige Zentimeter mehr und das Wasser wäre im Wohnzimmer gestanden. „In der Eile haben wir die wichtigsten Dinge im Keller gelassen, vor allem ideelle Erinnerungen wie Fotoalben“, erzählt Brigitte Gutwein bedrückt. Ihr Mann Werner hätte seine Elektrogeräte gerettet.

Noch beim Einzug hatte der Bauträger sie beruhigt – das Haus sei in eine weiße Wanne gebaut, da könne nichts passieren. Und Familie Gutwein/Boczki glaubte das. Sie hat keine Elementarversicherung und schätzt den erlittenen Schaden auf 12 000 Euro – auf dem werden sie wohl sitzen bleiben.

Der Estrich muss komplett rausgeklopft werden – „der Keller ist die reinste Ruine“, sagt Gutmann. Fünf Container voll mit Elektroschrott und sonstigem Mobiliar haben die Bewohner des Hauses bereits gefüllt. Familie Gutwein/Boczki kann sich nicht erklären, wie es so weit kommen konnte. Sie seien weder informiert oder vorgewarnt worden noch hätten sie Sandsäcke erhalten. „Hätten wir früher Bescheid gewusst, hätten wir unseren Keller schon viel früher geräumt!“ Roland Seemüller, Kommandant der Pfaffenhofener Feuerwehr, erklärt, dass im ganzen Stadtgebiet die Sirenen geheult hätten und Lautsprecherwagen durch besonders gefährdete Gebiete gefahren seien, um die Anwohner zu warnen. „Die Scheyerer Straße war dabei kein großes Thema, weil die relativ hoch liegt“, sagt er. „Und Sandsäcke konnten sich Privathaushalte den ganzen Sonntag über beim städtischen Bauhof selbst abholen, die Feuerwehr hat nur die ganz kritischen Punkte beliefert.“ Aufgrund der lang anhaltenden Regenfälle sei der Feuerwehr zwar klar gewesen, dass es zu Hochwasser kommen kann – das ganze Ausmaß der Katastrophe sei ihnen allerdings auch erst am Sonntagabend bewusst geworden. Familie Gutwein/Boczki hingegen war das erst klar, als es bereits zu spät war.