Pfaffenhofen
"Wir müssen die Kosten weitergeben"

Im Pflegeheim St. Franziskus steht bald eine Erhöhung der Gebühren an – die zweite in einem Jahr

28.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:43 Uhr

 

Pfaffenhofen (PK) Die Baustelle an der Ingolstädter Straße kommt gut voran: Im Senioren- und Pflegeheim St. Franziskus sind die Verantwortlichen sehr zuversichtlich, dass der Umzug in den Neubau spätestens im Mai stattfindet. Für die Bewohner bedeutet das allerdings auch eine höhere Rechnung.

Im Frühjahr vergangenen Jahres waren die Bagger angerückt, nach und nach machten die Bauarbeiter den vorderen Teil des Altenheims dem Erdboden gleich. Inzwischen steht an der Ingolstädter Straße der Rohbau, wenn das Wetter passt, kann auch schon der Putz an die Mauern. Der Umzug für die Heimbewohner ist für das Frühjahr geplant, zum 1. Mai sollten die Senioren in den neuen Räumen leben. Momentan verteilen sich die 85 Menschen – und auch die Verwaltung – auf den bisherigen Erweiterungsbau. Mit dem Neubau bekommen die Senioren ein modernes Heim – für das sie und ihre Angehörigen allerdings auch mehr bezahlen müssen, als bisher. Letztlich kommt auf die Bewohner eine Erhöhung des Investitionskostensatzes zu: Der Paritätische Wohlfahrtsverband Bayern rechnet mit einer Steigerung von im Schnitt monatlich 250 Euro pro Bewohner, abhängig von der jeweiligen Pflegestufe und möglichen Zuschüssen.

„Wenn baulich etwas verändert wird, muss man die Kosten letztlich abschreiben“, erklärt Dieter Pflaum, er übernimmt demnächst die Geschäftsführung der Paritätischen Altenhilfe St. Franziskus gGmbH. Auch der aktuelle Geschäftsführer sieht das so: „Wir müssen die Kosten für den Neubau refinanziert kriegen“, sagt Berhard Riedel. „Wir brauchen eine schwarze Null in unseren Bilanzen – deshalb müssen wir die Kosten 1:1 weitergeben.“ Der Träger sei nämlich kein gewinnorientiertes Unternehmen, sondern eine gemeinnützige GmbH, die entsprechend wirtschaften müsse.

Mit dieser Erhöhung im Frühjahr 2015 steht den Senioren und deren Angehörigen bereits die zweite Anpassung innerhalb eines Jahres ins Haus: Zum vergangenen Juni hatte der Paritätische zum letzten Mal die Kosten erhöht. Auch hier fielen pro Bewohner je nach Pflegestufe ab 1. Juni monatlich etwa 150 bis 200 Euro mehr an.

Konkret bedeutet das für Bewohner der Pflegestufe 1: Im vergangenen Jahr wurden die Pflegekosten erhöht – das ist ein fester Kostenpunkt pro Person und pro Tag, unter dem letztlich Personalkosten und die tatsächliche Pflege zusammengefasst werden. Aktuell sind das 57,44 Euro am Tag, zuvor waren es 52,58 Euro. Die sogenannten Hotelkosten belaufen sich täglich auf 9,56 Euro für die Unterkunft (zuvor 8,31 Euro) sowie 10,55 Euro für die Verpflegung (zuvor 10,22 Euro). Die Investitionskosten belaufen sich noch auf 11,69 Euro pro Tag. Damit summieren sich die Kosten für einen Bewohner der Pflegestufe 1 aktuell auf 2677,20 Euro in einem Monat mit 30 Tagen. Nach Abzug der Leistungen aus der Pflegekasse fallen hier für den Bewohner selbst monatlich 1613,20 Euro an. Vor der Erhöhung im vergangenen Jahr waren es 193,20 Euro weniger.

Dass nun im Altenheim St. Franziskus zwei Erhöhungen innerhalb kurzer Zeit anstehen, dafür sind größtenteils drei Punkte verantwortlich. Die noch ausstehende Anpassung bedingt der Neubau, der Investitionskostensatz muss neu berechnet werden. Für die Preissteigerung im vergangenen Jahr sind neue Tarif- und Pflegekosten verantwortlich, auch die neue Trägerschaft spielt eine Rolle.

„Die letzte Erhöhung der Pflegekosten war im Jahr 2010“, erklärt Heimleiter Franz Sixl. Seitdem seien diese Beiträge nicht angepasst worden, obwohl beispielsweise für das Pflegepersonal neue Tarifverträge und damit ein höheres Gehalt ausgehandelt worden waren. „Es ist länger nicht über die Pflegekosten verhandelt worden, daher war das Heim letztlich defizitär“, sagt auch Pflaum. Eigentlich stehen solche Anpassungen etwa alle anderthalb Jahre an. Die versäumten Anpassungen mussten daher mit einem Schritt ausgeglichen werden, entsprechend höher sei die Steigerung ausgefallen. „In Zukunft möchten wir das öfter anpassen, dann sind die einzelnen Schritte geringer“, plant Pflaum.

Ein Faktor ist hierbei auch die Privatisierung des Seniorenheims im Juli 2013. Bis dahin hatte eine städtische Stiftung die Trägerschaft inne, in den letzten Jahren hatte die Einrichtung an der Ingolstädter Straße allerdings stets rote Zahlen geschrieben. Das Defizit glich letztlich die Stadt aus, doch da nun die Trägerschaft beim Paritätischen liegt, fällt dieser Puffer weg. „Die Stadt hat uns noch eine ,Mitgift’ gegeben“, erklärt Riedel. Im Haushalt der städtischen Stiftung stehen seitdem rund 2,7 Millionen Euro zur Defizitdeckung bereit – bis 2017. Abgesehen davon muss der Wohlfahrtsverband das Heim so führen, dass sich Einnahmen und Kosten genau die Waage halten.

Das allerdings scheint noch Zukunftsmusik zu sein: Aktuell beschäftigt das Pflegeheim etwa 70 Mitarbeiter, wobei laut Pflegeschlüssel weniger verpflichtend wären. Denn derzeit leben in St. Franziskus etwa 85 Senioren, dafür würde weniger Personal reichen. Doch Heimleiter Sixl möchte vorausschauend planen: „Wir wollten keinen Mitarbeiter ausstellen“, sagt er. Denn eigentlich sei das Heim – vor den Bauarbeiten – auf 104 Bewohner ausgelegt gewesen. Mit Eröffnung des Neubaus wird eine Belegung für 109 Bewohner möglich. „Und wir möchten beide Häuser mit unserer Mannschaft bestreiten, statt kurzfristig jemanden anzuheuern – das ist vor allem beim aktuellen Pflegenotstand eh schwierig.“ Zum bisherigen Defizit und zu den Baukosten kommen daher noch diese zusätzlichen Personalkosten. „Wir brauchen eine Auslastung von 95 Prozent, damit sich die Einrichtung trägt“, fasst Pflaum zusammen.