Pfaffenhofen
Wildwest in Pfaffenhofen

Mutter und Sohn verprügeln Ex des Bruders und ihren Freund Dauerarrest und Geldbuße

23.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:04 Uhr
Symbolbild Gericht −Foto: David-Wolfgang Ebener/dpa

Pfaffenhofen (PK) Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Körperverletzung - Sohn und Mutter haben sich deshalb vor dem Pfaffenhofener Amtsgericht verantwortet müssen. Dieses verurteilt den Sohn zu einer Woche Dauerarrest, das Verfahren gegen die Mutter wird gegen Schmerzensgeld und Geldbuße eingestellt.

Die Tat klingt wie im Film: Der 20-jährige Sascha P. (alle Namen geändert) tritt die Tür zur Wohnung ein, in der die Ex-Freundin seines Bruders mit ihrem neuen Freund wohnt, und verprügelt dann mit seiner Mutter Marina P., 48, das junge Paar.

Die Älteren werden sich an die Western-Serie "Bonanza" erinnert fühlen, in der Little Joe von Schurken vermöbelt worden war. Postwendend schwingen sich seine Brüder Adam und Hoss aufs Pferd, galoppieren nach Laramie und knöpfen sich im Saloon die Typen vor.

Aber Pfaffenhofen liegt nicht im Wilden Westen, auch wenn der Zoff quasi im Saloon begann, konkret in einer Pfaffenhofener Disco. Da waren am Faschingsdienstag vergangenen Jahres der Bruder von Sascha mit seiner neuen Freundin auf seine Ex gestoßen, die ebenfalls ihren neuen Freund mitgebracht hatte. Und auch Sascha war da, mit seiner Mutter. Der Streit, in dessen Verlauf es auch zu Handgreiflichkeiten kam, gärte schon seit geraumer Zeit. Von Stalking, Nachstellungen war die Rede, von Beleidigungen und Beschimpfungen, die von der Ex und ihrem Freund ausgegangen sein sollen. Aber ehe es im Disco-Saloon zu einer wüsten Prügelei hätte kommen können, verließ die Ex mit ihrem Freund Mirko das Lokal. Sascha mit Mutter hinterher. Mirko rief die Polizei und verschanzte sich mit seiner Freundin in deren Wohnung. Pech für ihn: Als er draußen Geräusche hörte, machte er arglos die Tür auf, weil er dachte, die Polizei sei da. Aber da standen nicht die Beamten, sondern Sascha und seine Mutter. Mirko versuchte, die Haustür zuzudrücken, aber Sascha sprang mit beiden Füßen und den Händen gegen die Tür. Mirko ging zu Boden. Sascha kniete sich auf ihn, schlug ihm mit den Fäusten wiederholt ins Gesicht, brach ihm das Nasenbein. Seine Freundin, die ihm zu Hilfe eilte, wurde von Marina ausgeschaltet: Sie packte sie am Kragen, schubste sie weg, sodass sie mit dem Kopf auf die Treppe hinter ihr knallte. Die Folge: Nasenoperation, vier Tage Krankenhaus, fünf Wochen Krankschreibung, Beulen, blaue Flecken und eine kaputte Haustür (3200 Euro).

Als Amtsrichter Ulrich Klose Marina P. zum Tathergang befragt, springt hinten im Saal ihr Mann Stefan auf, puterrot im Gesicht. Er scheint sich, um im Bild zu bleiben, in der Rolle des Familienbosses Ben Cartwright zu sehen, ohne den nichts geht, und schreit: "Du musst sagen, dass ..." Richter Klose ist zu dem Zeitpunkt noch milde: "Herr P., bitte setzen Sie sich, Sie sind nicht an der Reihe."

Der Vertreter der Jugendgerichtshilfe attestiert Sascha, der eine Familie gegründet hat und Vater eines 15 Monaten alten Kindes ist, dass er zum Tatzeitpunkt ein "jugendtypisches Verhalten" an den Tag gelegt hätte. Bei seiner Mutter fällt diese Argumentation schwer. Das Verfahren gegen sie wird gegen Zahlung von 2000 Euro Schmerzensgeld und einer Geldbuße von 1000 Euro eingestellt. Bei Sascha folgt das Schöffengericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft, ihn nach dem Jugendstrafrecht zu verurteilen, obwohl er schon erwachsen ist. Als Klose das Urteil verkündet, eine Woche Dauerarrest, relativ milde, "weil du ein Geständnis abgelegt hast", geht hinten wie ein Springteufel der Vater wieder hoch, um lautstark das Urteil zu kommentieren. "Ruhe!!!", brüllt Klose. Sascha ist das Verhalten seines Vaters sichtlich peinlich. Er wird rot, wohl vor Scham. Er möchte sich entschuldigen, sagt er nach der Urteilsverkündung. Ob nur bei den Opfern oder auch für seinen Vater, bleibt offen.