Pfaffenhofen
Klein, aber sehr fein

Barocke Weihnachtsfreude in der Spitalkirche mit Musikern der Accademia di Monaco

06.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Foto: Severin Strasser

Pfaffenhofen (PK) Wer nach Plakat und Programmzettel gegangen ist, war womöglich etwas verwundert, statt eines Kammerorchesters nur eine Handvoll Musiker auszumachen. Das Kammerensemble der Accademia di Monaco entschädigte aber für mangelnde Masse durch ein umso feineres Konzert.

Unter diesen Besetzungs-Umständen hätte man den Zusatztermin "5+1" der Rathauskonzerte allerdings ohne weiteres in den Rathausfestsaal verlegen können: Zwar ist die Spitalkirche akustisch durchaus vorteilhaft, angesichts der trotz Kirchenbeheizung winterlichen Temperaturen im Kirchenschiff hätten sich im Rathaus aber voraussichtlich mehr als die knapp 60 Besucher dieses Abends mit "barocken Weihnachtskantaten" eingefunden.

Die Musik und die Musiker aber taten gehörig das Ihrige, um das Publikum künstlerisch im Originalklang zu wärmen. Die erst vor wenigen Jahren in München gegründete Accademia di Monaco setzt als neues Alte-Musik-Ensemble auf das Zusammenspiel von Profi-Musikern mit Hochschul-Absolventen und Studierenden. Die künstlerischen Leiter Mary Utiger an der Primgeige und Joachim Tschiedel am Cembalo komplettierten dabei eine Streichquartett-Besetzung mit Generalbaß-Tasten. Eindrucksvoll waren insbesondere die erstaunliche Präzision im Zusammenspiel, die genaue Artikulation und die exakte gemeinsame Phrasierung der Instrumentalisten. Auch bekanntere Werke wie Francesco Manfredinis Weihnachtskonzert op. 3 Nr. 12 erscheinen so weder trocken-akademisch noch süßlich-romantisiert, sondern werden von der Accademia klar akzentuiert und lebendig durchgestaltet. Eine (d-moll-)Sonate des Händel-Zeitgenossen Johann Friedrich Fasch erklingt so intensiv wie wild bewegt und lässt die Vivaldi-Kenntnis des Komponisten nicht nur erahnen. Und dass auch vier Originalklangstreicher zu erheblicher Klangfülle in der Lage sind, beweist das Ensemble spätestens in den Bordun-Bass-Passagen der in den Weihnachtsmusiken vielfach enthaltenen Pastoral-Stücke. Besonderer vokaler Glanz stellte sich in den Kantaten mit der 27-jährigen Sopranistin Réka Kristóf ein. Die Ungarin - Absolventin der Hochschule für Künste Bremen - sorgte als kurzfristige Einspringerin nicht nur in Telemanns wahrlich aparter Kirchenkantate "Göttlichs Kind, lass mit Entzücken" für zusätzliches Entzücken der Zuhörer. Réka Kristóf führte ihre Stimme trotz "operativer" Ansätze immer kontrolliert, mit wunderbaren Pianotrillern und kluger Steigerung zu klanglicher Fülle, nicht Überfülle. Zum Höhe- und Schlusspunkt des pausenlosen Abends wurde Georg Friedrich Händels 2001 in London nach fast 300 Jahren wiedergefundenes Gloria, eine der knapp 150 Kantanten aus Händels Frühzeit. Andere Komponisten schreiben schöne oder gelehrte Musik, Händel hat immer - auch in einem "Jugendwerk" - eine ganz eigene humane Qualität. Auch das B-Dur-Gloria wirkt so in der Mischung aus Virtuosität und musikalischer Tiefe frisch und unverzagt, manchmal fast wild, dann wieder besonnen-ruhig und verlangt in den Ecksätzen eine stupende Koloraturtechnik, die nicht allzu viele Sopräne besitzen. Réka Kristóf zählt eindeutig dazu. Kleines Ensemble, überschaubares Publikum, großer, berechtigter Jubel.