Pfaffenhofen
Von Posaunenorgel bis Flötentuba

Quattro stagioni präsentieren ein Blechbläser-Feuerwerk

02.09.2013 | Stand 31.01.2017, 21:52 Uhr

 

Pfaffenhofen (PK) Ein Festival für alle Freunde gepflegter Blasmusik bot das Bläserquartett quattro stagioni im Rahmen der Memo-Konzertreihe. Mit einem vielfältigen Programm, von der Klassik bis zur Moderne, war für jeden Musikgeschmack etwas geboten.

Dabei ist Händels „Feuerwerksmusik“ mit Sicherheit keine Geschmacksfrage. Diese feierlichen, pompösen Klänge hat jeder im Ohr – nicht nur am Jahresende, sondern immer auch dann, wenn ein festlicher Auftakt für ein besonderes Ereignis benötigt wird. Das war ja nun tatsächlich der Fall, denn quattro stagioni hatten ein buntes Programm für Blechbläser zusammengestellt, das viele Klangfacetten beinhaltete.

Jedoch Händels Auftakt war schon „die halbe Miete“: Schöner kann man ein Blechblaskonzert kaum beginnen. Übrigens ganz im Sinne des damaligen Auftraggebers, des englischen Königs George II., der auf einer Besetzung ausschließlich mit Bläsern und Pauken bestand. Das behagte Händel zwar ganz und gar nicht, aber schon damals galt: „Wer zahlt, schafft an.“

Aber auch ohne Pauken tönten die zwei Trompeten, die Tuba und die Posaune schön, strahlend und festlich durch das Kirchenschiff. Das kennt man nicht anders von dem Quartett, das mit Maria Stark und Wolfgang Eichenseher an den Trompeten, Matthias Baunach an der Posaune und Lucas Krammer an Tuba und Bassposaune bestens miteinander harmoniert.

Das zeigte sich auch bei Telemanns Triosonate in e-Moll mit den Sätzen Largo, Vivace, Grave und Vivace. Diesen Sonaten war als viertes Instrument meist ein Cembalo, eine Laute oder eine Orgel beigefügt. Deren Aufgabe übernahm Matthias Baunach, allerdings mit der Posaune, quasi als „Posaunenorgel“, so Lucas Krammer, der sich nicht nur als Musiker, sondern auch als humorvoller Moderator profilierte.

Mit ihren rund zehn Kilogramm Gewicht sei die Tuba nicht nur „ein Feind jeder Bandscheibe, sondern auch ein Musterbeispiel an Massenträgheit“, erläuterte Lucas Krammer dem Publikum im wieder einmal fast voll besetzten Kirchenschiff. Mit diesem Instrument Bachs weltberühmte „Badenerie“ zu spielen, gleiche einem „Nilpferd im Ballettröckchen“. Denn üblicherweise ist die Querflöte mit rund 400 Gramm Gewicht das Instrument der Wahl, und das schafft die 490 Töne der Komposition in rund eineinhalb Minuten, also rund fünfeinhalb Töne pro Sekunde, rechnete Krammer vor. Der schaffte das mit seiner Tuba virtuos in einer vergleichbaren Zeit, vielleicht ein künftiger Beitrag fürs Guinnessbuch der Rekorde.

Mut zur Lücke bewies das Quartett mit dem englischen Titel „Quintet“ aus der Feder des Filmmusikkomponisten Michael Kamen, der den Titel für eine fünfköpfige Bläserbesetzung geschrieben hatte, darunter ein F-Horn. Das aber sei „abschreckend kostspielig“, so Krammer, deshalb habe man Matthias Baunach dienstverpflichtet, die hohen Töne seiner Posaune zu entlocken, was dem auch eindrucksvoll gelang.

Mit zwei volkstümlichen Titeln setzten quattro stagioni ihr Programm fort, „Heissa Kathreinerle“ und „Sur le pont, d’Avignon“ erinnerten so manche an die Singstunde in der Schulzeit. Natürlich aber handelte es sich dabei um Variationen dieser Themen, modern arrangiert und vielfältig interpretiert.

Ganz moderne Klänge gab es zum offiziellen Schluss dieses Konzerts: mit drei von sieben Sätzen aus der „Kuenringer-Suite“ des österreichischen Komponisten Augustin Kubizek. Hier hatte das Quartett Gelegenheit, eine Komposition zu spielen, die exakt für zwei Trompeten und zwei Posaunen konzipiert wurde. Von diesem Ensemble sehr geschätzt, weil laut Krammer „Intrada“ sowie das „Finale“ etliche atonale Töne enthalten, was „ein Verspielen so gut wie nicht identifizierbar macht“. Aber die Zuhörer gingen bei der Qualität des Quartetts davon aus, dass die schrägen Töne tatsächlich der Notation entstammten und belohnten das Programm mit einem lang anhaltenden Beifall. Natürlich bedankten sich quattro stagioni mit einem Menuett aus dem „Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach“, Johann Sebastian Bachs zweiter Ehefrau.

Ein Konzert also voller Überraschungen, musikalisch wie auch hinsichtlich der Präsentation. Das war ein vergnüglicher Kunstgenuss, harmonisch fürs Ohr und heiter fürs Gemüt. Mit anderen Worten: ein weiteres Highlight in Max Pengers Memo-Reihe. Der aber ließ sein Publikum aus dem Urlaub ganz herzlich grüßen.