Pfaffenhofen
Sorgen um die Marke Made in Germany

Auswirkungen des Abgasskandals: Bei den Zulieferbetrieben herrscht Verunsicherung

01.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:44 Uhr

Bei WEMA in Pfaffenhofen werden Zerspanungswerkzeuge für Industrie und Handwerk entwickelt. Welche konkreten Auswirkungen die VW- und Audikrise auf seine Firma haben könnte, kann Max Prem noch nicht sagen. Er rechnet aber damit, dass die Autohersteller bei den Zulieferbetrieben „an der Preisschraube drehen werden“. - Foto: Ralf Gerard/WEMA

Pfaffenhofen (PK) Sind die Auswirkungen der VW-Krise schon jetzt im Landkreis spürbar? Antworten von Unternehmern, die von der Automobilbranche abhängen, lassen sich mit einem „noch nicht“ zusammenfassen. Sorgen machen sich die meisten aber dennoch.

Offenbar ist das Thema ein heikles. Denn etwa von den großen Autohäusern, die vom Skandal betroffene Marken im Angebot haben, war bis Redaktionsschluss kein Statement zu erhalten. Auch einige der möglicherweise betroffenen Zulieferer im Landkreis halten sich sehr bedeckt. „Wir spüren noch gar nichts“, meint einer von ihnen, der allerdings namentlich nicht genannt werden möchte. Bei der WKV GmbH mit Sitz in Hohenwart, einem Spezialisten für das Herstellen von Kunststoffteilen im Tiefziehen per Vakuum-Technologie, möchte man „noch keine konkreten Aussagen wagen“. Dafür sei es „zu verfrüht“, meint Geschäftsführer Harald Widl. Ganz ähnlich fallen die Kommentare weiterer Befragter aus. Welche konkreten Auswirkungen die VW-Problematik mit sich bringen wird „ist schwer zu sagen, man weiß ja nicht, wohin die Reise geht“, sagt auch Max Prem von der WEMA GmbH in Pfaffenhofen. Die Firma entwickelt, produziert und vertreibt Zerspanungswerkzeuge für Handwerk und Industrie. Kopfzerbrechen macht Prem ein Umstand, den er sich nicht so recht zu erklären weiß. Das Zerspanungswerk liefert Maschinen zur Bearbeitung von Metall unter anderem an Zulieferer in der Autoindustrie. Bereits deutlich vor Beginn der aktuellen Krise hat er in diesem Bereich „bei einigen Auftraggebern teils massiv um bis zu 30 Prozent“ Einbußen bei den Aufträgen hinnehmen müssen. Eine Erklärung, warum das so ist, hat er nicht. Er merkt nur: Wo früher alle fünf Jahre mal fünf Prozent Schwankungen abzufangen waren, ist heute „in eineinhalb Jahren eine Achterbahnfahrt zu bewältigen“. Das mache es für Mittelstandsbetriebe „sehr schwer“. Was die aktuelle Krise angeht ist für Prem nur eines gewiss: „Der Schaden wird zu 100 Prozent auf dem Buckel der Zulieferer ausgetragen werden“. Soll heißen: unter anderem werde man an der Preisschraube drehen. „Das wird für uns wirtschaftlich eine ganz enge Kiste“, formuliert es Prem salopp.

Was ihn noch viel mehr umtreibt ist jedoch der „weltweite Kapitalschaden“ am Image deutscher Markenprodukte im Allgemeinen. Er versteht überhaupt nicht, wie große Firmen, die „von Compliance, Ethik und Werten sprechen“, zu solch einem Vorgehen überhaupt fähig waren. „Haben die alle anderen für blöd gehalten“ fragt er sich.

Schlicht „eine Frechheit“ ist das Handeln der Verantwortlichen aus der Sicht von Claude Herion. Seine Firma liefert Antriebskomponenten an Autozulieferer, wodurch er ebenfalls „indirekt“ betroffen ist, sobald diese die Auswirkungen des Skandals zu spüren bekommen. Dies werde aber wohl „frühestens im ersten oder zweiten Quartal des nächsten Jahres“ sein, meint er. Denn noch würden ja bestehende Aufträge abgearbeitet. Wie Prem sorgt sich Herion ebenfalls um die Marke Made in Germany. Bisher seien deutsche Tugenden wie Zuverlässigkeit und Qualität ein Markenzeichen, auf das man im Export setzen könne. Auch seine Firma profitiere davon. Nun bleibe nur zu hoffen „dass unsere herausragende Qualität uns über die Krise hinweg trägt“.