Pfaffenhofen
Lasst mal die Lehrlinge ran

Auszubildende übernehmen für eine Woche eine komplette Bäckerei-Filiale

20.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:28 Uhr

Fröhlich und freundlich: Andreas, Nicole und Wolfgang (von links) haben für eine Woche die Bäckerei-Filiale an der Scheyerer Straße übernommen. - Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen (PK) Um 3.50 Uhr hat sein Wecker geklingelt. Um 5 Uhr, wenn andere sich im Bett noch einmal rumdrehen, beginnt Andreas Vogl in der Wiesender-Filiale Roggenbrot, Frankenlaib, Semmeln und Croissants in die Regale zu sortieren, Brezen-Teiglinge mit Salz zu bestreuen und in den Backautomaten zu schieben.

Um kurz vor sechs kommt Verstärkung: Nicole Fischhaber und Wolfgang Freiberger, wie Andreas beide Auszubildende bei Wiesender. Punkt 6 Uhr schließen die Drei den Laden auf: Die Kundschaft hat Appetit auf Frühstück.

Jetzt schon im vierten Jahr führt das Unternehmen dieses Projekt zur Nachwuchsförderung durch. "Die Auszubildenden sollen erfahren, wie viel Arbeit und Verantwortung an der Führung einer Filiale hängt", hatte Bäckereichef Karl Wiesender damals das Ziel beschrieben. 15 junge Leute bei knapp 200 Mitarbeitern bildet Wiesender derzeit aus. Sie alle sollen diese Erfahrung machen, egal, ob sie nun in der Produktion lernen oder eine Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin machen wie Nicole. Dass Verantwortung nicht nur Last, sondern auch Lust sein kann, ist den Dreien deutlich anzumerken. Sie sind stolz, dass ihr Arbeitgeber ihnen zutraut, den Laden ein paar Tage allein zu schmeißen. Und sie freuen sich, wenn die Tür aufgeht und Kundschaft den Laden betritt. Nicht verwunderlich. Fragt man die Drei, was sie an ihrem Job besonders mögen, sagen sie einhellig: den Kontakt mit Menschen. Und im Team zu arbeiten, ergänzt Wolfgang. Das Wichtigste, was Andreas, Nicole und Wolfgang beherzigen müssen, von der Warenkunde abgesehen? "Dass abends die Kasse stimmt", sagt Nicole. Andreas: "Und dass wir immer freundlich zu Kunden sind, auch wenn die mal schlecht drauf sind." Da meckern sie zum Beispiel, dass angeblich der Kaffee nicht heiß genug war - nachdem sie die Tasse ausgetrunken haben.

Draußen am Fenster weist ein Plakat die Kundschaft auf die Azubi-Aktion hin. "Unsere Kunden sollen sehen", sagt Verlaufsleiter Moritz Leifheit, "was Azubis alles können." Und wenn sie Fehler machen? "Das gehört dazu, daraus lernen sie." Für ihn ist das Projekt auch eine Möglichkeit, Auszubildende anzuwerben. Denn insgesamt drängen sich Jugendliche generell nicht in Handwerksberufe. Zumal dann nicht, wenn sie auch noch früh aufstehen müssen. Wie also macht man Jugendlichen die Ausbildung in einer Bäckerei schmackhaft? Leifheit versucht zu zeigen, dass man nach getaner Arbeit "was in der Hand hat". Und das kann man im konkreten Fall sogar verzehren.