Pfaffenhofen
Für ein gleichberechtigtes Miteinander

Landratskandidat Norbert Ettenhuber setzt vor allem auf soziale und grüne Themen

20.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:16 Uhr

Norbert Ettenhuber hat gestern Abend in Pfaffenhofen sein Wahlprogramm als Landratskandidat der Grünen vorgestellt. - Foto: Kraus

Pfaffenhofen (PK) Norbert Ettenhuber will der "Landrat der kurzen Wege" sein: Der Kandidat von Bündnis 90/Die Grünen hat sich am Donnerstagabend in Pfaffenhofen vorgestellt. In den Landratswahlkampf zieht er vor allem mit Sozial- und Umweltthemen.

Weniger markig als erwartet, sogar fast ein wenig farblos und steif hat Ettenhuber gestern den ersten großen Informationsabend der Grünen im Landratswahlkampf bestritten. Vor rund 20 Besuchern umriss er das Wahlprogramm. Als Leib- und Magenthema des 52 Jahre alten Fluggerätmechanikers aus Baar-Ebenhausen zeichnete sich dabei der demografische Wandel ab - und damit einhergehend bezahlbares Wohnen sowie Barrierefreiheit. Ziel sei es, den Senioren ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden möglichst lange zu ermöglichen. Weiter schwebt ihm ein Bündnis für bezahlbares Wohnen und Bauen ebenso vor wie eigene Wohnbauaktivitäten des Landkreises oder die Förderung von Mehrgenerationenprojekten. Konkret brachte er etwa die Idee des "Wohnens gegen Mithilfe" ein: Junge Leute wohnen günstig bei Senioren und leisten diesen dafür Hilfen im Alltag. Beim Thema Nahversorgung, das gerade für wenig mobile und ältere Menschen in kleineren Orten ein Problem sei, schlug er einen Lebensmittelbus vor - eine Art Lebensmittelgeschäft auf Rädern. "Es gibt viele Ideen, die nicht wahnsinnig viel kosten würden", ist Ettenhuber überzeugt.

Natürlich finden sich auch klassische grüne Naturschutz- und Energiewendepositionen in Ettenhubers Wahlprogramm, unter denen am ehesten die Förderung für den Umstieg auf Biolandwirtschaft heraussticht. Auch beim Thema Mobilität zielt der 52-Jährige auf Umweltverträglichkeit ab und fordert unter anderem gezielte ÖPNV-Zubringerlinien zu Verkehrsknotenpunkten und Lückenschlüsse im Radwegenetz. Angesichts eines Flächenlandkreises mit 760 Quadratkilometern blieb er dabei aber Realist: "Wir müssen den Bürgern die Möglichkeit bieten, zumindest aufs Zweitauto verzichten zu können."

Beim Politikum Ilmtalklinik schließt auch Ettenhuber eine Privatisierung kategorisch aus. Im Themenfeld Wirtschaft will der Grünen-Kandidat "den Arbeiternehmern eine eigene Stimme geben" - und sie in einem eigenen Beirat in die Entscheidungsprozesse des Kreises einbinden. Weiter will er bürgerliche Genossenschaften, digitale Existenzgründer, Regionaltheken in Supermärkten und Hofläden fördern.

Weitere Wahlkampfthemen sind der Breitbandausbau, die Förderung eines Miteinanders der Kulturen sowie mehr Bürgerbeteiligung. Bei Letzterem warb der Kandidat für regelmäßige Bürgerdialogformate und die Liveübertragung von Kreistagssitzungen im Internet. "Politische Teilhabe darf sich nicht aufs Wahlrecht beschränken", sagte er. Weiter solle gemeinsam mit Kommunen, Bürgern und Unternehmen ein Landkreisentwicklungskonzept erarbeitet werden. "Die drängende Frage ist: Wie gehen wir grundsätzlich mit den Flächen im Landkreis um" Auch die Kulturarbeit thematisierte Ettenhuber gestern: Er schnitt einen eigenen Kulturförderpreis des Landkreises an und schlug vor, die Kulturschaffenden auf der Suche nach Anknüpfungspunkten gemeindeübergreifend an einen Tisch holen.

In einer Fragerunde ging der Kandidat auf Anliegen der Zuhörer ein. Jemand will wissen, was Ettenhuber qualifiziere, wo Wolf doch teils deckungsgleiche Themen aber langjährige Verwaltungserfahrung habe. "Wäre Landrat ein reiner Verwaltungsjob, bräuchten wir ihn ja nicht mehr wählen, sondern könnten die Stelle gleich ausschreiben", entgegnete der kurzzeitig überrumpelte Baar-Ebenhausener. Er sehe seine Rolle als Landrat nicht als Verwaltungsbeamter, sondern als Impulsgeber: "Es geht darum, die Kommunen mit guten Vorschlägen und Ideen mitzunehmen." Der Gestaltungsspielraum eines Landrats sei begrenzt. Entscheidend sei deshalb, welche Schwerpunkte man setze.

Eingangs der Versammlung ergriff auch die Pfaffenhofener Bundestagskandidatin der Grünen, Kerstin Schnapp, das Wort. Sie betonte, dass viele drängende Themen im Landkreis wie Gesundheitsvorsorge nicht nur Aufgabe der Kommunen sein dürften. Die kommunalen Krankenhäuser beispielsweise würden durch verfehlte Bundespolitik in ihrer Existenz bedroht. Finanziell belohnt würden hingegen privatisierte Kliniken, "die ihr Personal ans Limit fahren". Schnapp sprach sich deshalb für verbindliche Personalbemessungen aus. Auch das Thema Energiewende schnitt die Bundestagskandidatin an - wohl auch mit Blick auf den Anti-Windkraft-Landratswahlkampf der FDP: Ihr sei ein Windrad lieber als "ein löchriges Atomkraftwerk". Angesichts der FDP-Wahlversprechen wie Windrad-Stopp und Lärmschutzwände auf Landkreiskosten stellte sie klar, dass die Kompetenzen und Möglichkeiten eines Landrats Grenzen haben. Das gelte aber auch für grüne Anliegen: "Ein Landrat kann nun mal auch gegen ein Giggerl-KZ in Eschelbach relativ wenig ausrichten."