Pfaffenhofen
Kampf gegen die Wissenserosion

Bund Naturschutz im Kreis bei 40-Jahr-Feier als unverzichtbar für die Umweltbildung gewürdigt

26.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:37 Uhr

Großer Einsatz: Landrats Martin Wolf (2. von rechts) dankt Josef Schweigard (von links), Christine Janicher-Buska und Ulrike Kainz für ihr Engagement im Bund Naturschutz. - Foto: Zurek

Pfaffenhofen (PK) Gleich drei Jubiläen hat am Wochenende der Bund Naturschutz im Landkreis gefeiert: 40 Jahre Kreisgruppe, 30 Jahre Ortsgruppe Reichertshofen/Baar-Ebenhausen/Pörnbach und 20 Jahre Grünes Klassenzimmer. Als Geschenk gab es jede Menge Lob für die geleistete Arbeit.

Zu den Klängen einer Jazzband genossen die zahlreichen Besucher im Prielhof des Klosters Scheyern - darunter viele Vertreter des BN-Vorstands um ihren Chef Hubert Weiger - einen überwiegend sonnigen Tag. Die kleinen Gäste amüsierten sich beim Ausmalen von Katzenmasken, beim Gestalten von Filz oder in der Bestimmung von Insekten. Viel Wissenswertes hielten das exemplarische Energiespardorf, das Grüne Klassenzimmer sowie ein Infostand zum Thema Bienen bereit.

Die vielfältigen Aktivitäten des BN im Kreis wurden plakativ an einer Bilderwand dargestellt - und sie spiegelten sich zudem in den Dankesworten der Laudatoren wider. Landrat Martin Wolf (CSU) hob vor allem auf die unverzichtbare ehrenamtliche Umweltbildung des BN ab, deren Themen über die Lehrpläne der Grundschule sogar Einzug in den Regelunterricht halten würden. Lob fand Wolf auch für die Rolle Ludwig Hirschbergers, der die ideale Verbindung zwischen Nützern und Schützern der Natur verkörpert habe. "So einen könnten wir heute immer noch gebrauchen", meinte der Landrat schmunzelnd. Bürgermeister Thomas Herker (SPD) sah als erster Bürgermeister Pfaffenhofens in Hirschberger den Beginn einer intensiven Verbindung zwischen Kreisstadt und BN. Man sei zwar nicht immer zu 100 Prozent auf einer Linie. "Aber es gibt viele Schnittmengen und ein gutes Miteinander", sagte Herker, der dazu unter anderem auch das große Engagement für die Kleine Landesgartenschau "Natur in Pfaffenhofen 2017" zählte.

Klostercellerar Pater Lukas würdigte die Arbeit der Naturschützer als wichtigen Beitrag für mehr Achtsamkeit im Umgang mit der Schöpfung. "Gerade das Grüne Klassenzimmer ist eine wunderbare Sache in einer Zeit, in der der Umweltschutz bei der Jugend eher zum Randthema geworden ist."

Ehrengast und Festredner Hubert Weiger beschrieb - immer wieder von spontanem Applaus begleitet - die Zielsetzungen des BN: Fehlentwicklungen wie Müllproblematik, Agrogentechnik und Massentierhaltung bekämpfen - und im Gegenzug die bäuerliche Landwirtschaft und die Akzeptanz der Energiewende fördern. "Dafür müssen wir den Erosionsprozess in Sachen Wissen aufhalten und ein breites gesellschaftliches Bündnis schaffen, das in einer neuen Wertehierarchie ökologische mit sozialen Fragestellungen verknüpft", sagte er. Und vor allem auch damit aufhören, die eigene Demokratie kaputtzumachen, fügte der BN-Vorsitzende an.

Anlass, all jenen danke zu sagen, die durch ihre ehrenamtliche Arbeit im BN helfen, den Landkreis lebenswert und zukunftsfähig zu erhalten, sah Christine Janicher-Buska im Namen der BN-Kreisgruppe. Ein Vergelt's Gott ging auch an das Kloster Scheyern für die jahrzehntelange Unterstützung.

Am 4. Mai 1976 im Kramerbräu gegründet, zählte der Verein unter seinem ersten Vorsitzenden Ludwig Hirschberger zunächst einmal nur 80 Mitglieder. Inzwischen seien daraus mehr als 3000 geworden, fügte Janicher-Buska in ihrem Rückblick an. Als Beispiel der Erfolgsgeschichte diente ihr das Grüne Klassenzimmer, das vor 20 Jahren vom damaligen Leiter des Forschungsverbundes Agrarökosysteme München (Hochschule Weihenstephan), Max Kainz, ins Leben gerufen worden war. 2002 übernahm die BN-Kreisgruppe die ehrenamtliche Trägerschaft, ein weiteres Grünes Klassenzimmer in Wolnzach kam dazu - und beide Projekte sind inzwischen Teil der Bildungsinitiative U.N.K.E (Umwelt und Natur für Erwachsene und Kinder), die 2008 das Qualitätssiegel Umweltbildung Bayern erhielt. Für ihr unermüdliches Engagement in dem Projekt wurde BN-Mitstreiterin Ulrike Kainz 2002 das Bundesverdienstkreuz am Band verliehen.

Beispielhaft für das Engagement der Naturschützer berichtete der Ortsgruppenvorsitzender Josef Schweigard von drei Jahrzehnten ehrenamtlicher Arbeit in Reichertshofen, Baar-Ebenhausen und Pörnbach. Hauptziel sei es dabei immer gewesen, Lebensräume zu erhalten - wie etwa jenen der Malven-Langhorn-Biene am Windsberg bei Freinhausen. "Wir haben uns aber auch immer wieder politisch kräftig eingemischt", fügte Schweigard an, der damit unter anderem auf die Bürgerinitiative zur Kontrolle der Müllverbrennungsanlage Baar-Ebenhausen anspielte.