Pfaffenhofen
Gemeisterte Existenzen

Die Stadt will ein Gründerzentrum – eine Zusammenarbeit mit dem Landkreis scheint unwahrscheinlich

06.04.2012 | Stand 03.12.2020, 1:38 Uhr

Zu den kreativen Existenzgründern wie Agenturchef Christian Spanheimer (links) und Grafiker Peter Riegler sollen sich in der alten Kämmerei künftig auch Jungunternehmer aus Technologie und Handwerk ansiedeln – zumindest zieht die Stadt das Gebäude für ihr geplantes Gründerzentrum in Betracht. - Foto: Straßer

Pfaffenhofen (PK) Pfaffenhofen will ein eigenes Existenzgründerzentrum aufbauen. Der Stadtrat hat die Wirtschafts- und Servicegesellschaft WSP beauftragt, ein Konzept zu erarbeiten. Damit könnte die Stadt Landrat Martin Wolf (CSU) zuvorkommen, der ebenfalls über ein Gründerzentrum nachdenkt.

Als Räumlichkeiten für das Existenzgründerzentrum sind einige Zimmer in der alten Kämmerei in der Frauenstraße im Gespräch. Dort sind momentan Ateliers, Studios und Werkstätten untergebracht. „Wenn wir keine Räume anbieten können, können wir es auch gleich bleiben lassen“, sagt Wirtschaftsreferent Markus Käser (SPD). Er reagiert damit auf Stimmen aus dem Stadtrat, die zunächst die Entwicklung des Konzepts gefordert hatten. „Wir sollten uns nicht auf das Gebäude versteifen, sondern überlegen, wie wir das angehen wollen“, sagte beispielsweise FDP-Stadtrat Franz Niedermayr während der jüngsten Sitzung des Gremiums. Kulturreferent Steffen Kopetzky (SPD) sprach sich für ein Miteinander von Kreativen und Existenzgründern aus anderen Bereichen aus. „Wir dürfen keine feindliche Übernahme inszenieren“, sagte er. „Wir können etwas ganz Fantastisches daraus machen.“

WSP-Chef Matthias Scholz setzt ohnehin ganz vorne an. „Wir schauen uns erst einmal an, wie es andere machen“, erklärt er. Dann will er sich auf die Finanzierung stürzen. „Dass es viel Geld kosten wird, ist klar. Deshalb werde ich mit den Banken verhandeln.“ Außerdem wird Scholz das Gespräch mit Landrat Martin Wolf suchen – wegen Zuschüssen. „Mich würde es freuen, wenn sich der Landrat dafür begeistern könnte, dann hätte ich ganz andere Möglichkeiten als mit der Kreisstadt alleine.“

Landrat Wolf schielt derweil eher nach Ingolstadt. Der Landkreis ist bereits am dortigen Existenzgründerzentrum beteiligt. „Allerdings ist Ingolstadt weit weg, nur wenige Existenzgründer aus dem südlichen Landkreis gehen dort hin“, räumt er ein. Deshalb bringt Wolf eine Art Dépendance des Ingolstädter Zentrums in Pfaffenhofen ins Gespräch. „Eine Partnerschaft würde mir gefallen. Wir könnten viel Know-how und Expertenwissen nutzen.“ Eine der laut Wolf möglichen Optionen, das Gebäude des ehemaligen Meisinger-Baumarkts in Niederscheyern, ist durch das Interesse des Entsorgungsfachbetriebs Gigler an dem Gelände (PK berichtete) aber schon mal unwahrscheinlich geworden. Ganz verschließen will sich der Landrat allerdings auch einer Zusammenarbeit mit der Stadt nicht. „Ich biete Gespräche an.“ Den Standort alte Kämmerei stellte er allerdings infrage: „Ob das Sinn macht“

Bürgermeister Thomas Herker (SPD) glaubt ohnehin nicht an eine Zusammenarbeit. „Wir haben die Idee schon vor zwei Jahren über die WSP an den Landkreis herangetragen und es bestand kein Interesse“, sagte Herker im Stadtrat. Die aktuellen Vorschläge aus dem Landratsamt hielt Herker für „so krude“, dass er sie nicht einmal näher ausführen wollte. „Ich möchte den Landrat nicht weiter beschädigen, ich gehe aber davon aus, dass der Vorschlag eine Luftnummer ist.“ Ganz will er einer Zusammenarbeit aber die Tür auch nicht verschließen. „Wenn es zu einer gemeinsamen Lösung kommt, wird sich die Stadt nicht enthalten.“

Markus Käser und Matthias Scholz beschäftigen sich dagegen schon mit der Konzeption. „Wichtig ist für uns nur eins: Wenn in Pfaffenhofen ein potenzieller Existenzgründer ist, soll er auch hier einen Ansprechpartner finden“, sagt Käser. „Unser Ansinnen ist es, die Leute nicht nach München oder Ingolstadt schicken zu müssen. Die Kreisstadt braucht ein Existenzgründerzentrum, wir müssen regionale Arbeitsplätze schaffen. Die WSP soll sich jetzt ein Konzept überlegen.“

Genau daran hat sich WSP-Chef Scholz schon gemacht. „Wir wollen Beratung und Betreuung in jeder Phase der Selbstständigkeit. Zu jedem guten Existenzgründerzentrum gehört eine Infrastruktur“, sagt der Fachmann. Ihm schwebt ein aus regionalen Experten bestehender Beraterpool vor. „Wer Hilfe bei der Buchhaltung braucht, sollte kostenlose Hilfe und einen Crashkurs bekommen.“ Neben den Räumen seien für junge Unternehmer Kopierer, Faxgeräte und ein Postservice wichtig. „Ein gemeinsamer Empfang wäre schon die Deluxevariante“, sagt Scholz.

Einen Zeitplan für die Umsetzung hat sich Scholz schon gemacht. „Die grobe Struktur möchte ich in der Stadtratssitzung am 26. April vorstellen.“ Wie es dann aber weitergeht, hängt von vielen Faktoren ab. „Ob es die Stadt alleine macht oder ob sich der Landkreis beteiligt, ändert die Ausgangssituation“, sagt der Wirtschaftsförderer. Auch die Beteiligung von Banken an der Finanzierung sei wichtig. Wirtschaftsreferent Käser macht Druck: „Wir brauchen schnellstmöglich ein Konzept. Spätestens nach den Sommerferien müssen wir Bescheid wissen.“