Pfaffenhofen
Elmar und die blauen Katzen

Musiklehrer Schröck geht in den Ruhestand er hat eine bewegte Karriere hinter sich

25.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:44 Uhr

Foto: DK

Pfaffenhofen (PK) Er hat Hunderten von Schülern die Musik nahegebracht und ihnen auch vorgelebt. Dass er selbst zu den Top-Instrumentalisten im Landkreis gehört, hat er über Jahrzehnte hinweg bei unzähligen Auftritten bewiesen. Zum Ende des Schuljahres geht Elmar Schröck nun in den Ruhestand.

Die ersten Vorlesungen besuchte Schröck im Herbst 1970, damals versuchte er sich im Fach Elektrotechnik. Mit Musik hatte das natürlich gar nichts zu tun - was sich auch im Arbeitseifer des jungen Studenten widerspiegelte, der seine Zeit lieber in den Münchner Musikgeschäften verbrachte. In nahezu jedem Laden schnappte er sich verschiedenste Instrumente und beeindruckte die Kunden mit seiner Virtuosität - unter anderem auch Henry Arland. Der bekannte Musiker und Komponist machte ihm das Angebot, in seine neu gegründete Formation einzusteigen: "Henry Arland Life". Es begann eine spannende Zeit mit zahlreichen Tourneen im europäischen Raum von Wien bis Zürich und von Hamburg bis Verona sowie mehreren Schallplattenaufnahmen. Durch Henry Arlands Vater Rolf, Komponist von so berühmten Titeln wie "Ganz in Weiß", oder "Du bist nicht allein" kam Schröck immer öfter mit Stars wie Roy Black oder dem jetzt kürzlich verstorbenen Chris Roberts zusammen. So entstanden mit diesen bekannten Szenegrößen nicht nur Filmtakes, auch Schallplatten mit Gus Backus, Maggie Mae, Manuela oder Helmut Zacharias wurden eingespielt. Manch einer kann sich vielleicht auch noch an Fernsehauftritte mit der "Henry-Arland-Life"-Band und Elmar Schröck beim Vorläufer der späteren ZDF-Volksmusikhitparade erinnern. Zur Olympiade 1972 nahm ein Engagement im damaligen Münchener Nobellokal "Cabaret Eve" großen Raum bei Henry Arland und seinen Musikern ein. Hier gingen Prominente wie Mick Jagger, Franz Beckenbauer, Sepp Maier, Thomas Fritsch und andere ein und aus.

Ein Autounfall veränderte ganz plötzlich die beruflichen Pläne Schröcks. Nach längerem Überlegen entschied er sich, am Konservatorium in Augsburg Musik mit Hauptfach Gitarre und Nebenfach Kontrabass zu studieren. In dieser Zeit war er nebenbei als Aushilfsmusiker in zahlreichen Amateur- und Profibands unterwegs und begleitete Stars wie Costa Cordalis, Fred Bertelmann, den Jodelkönig Sepp Viellechner oder den Rock´n Roller Fats Hagen.

Schon während des Studiums machte sich Schröck Gedanken über seine berufliche Zukunft und fasste, ermutigt durch gute Bekannte und Mentoren, den Plan, seine eigene Musikschule zu gründen. Noch voll im Studium bot er Musikunterricht an und erweiterte aufgrund des regen Zuspruchs das Instrumentalangebot. In einer Mietwohnung in Pfaffenhofen begann er mit dem ersten Gitarrenunterricht. Die Zahl der Schüler wuchs in kürzester Zeit enorm, sodass er expandierte. Auch der spätere "Jugend musiziert"-Bundessieger Wolfgang Pfab sowie der jetzt unter dem Künstlernamen "C. B. Green" bekannte Clemens Benecke erlernten einst bei ihm ihre Gitarrenkünste, die sie in der damaligen Zeit auch auf dem alle zwei Jahre stattfindenden Wettbewerb "Raiffeisen-Jugendförderungspreis" in Pfaffenhofen erste Preise abräumen ließen.

An einem Kneipenabend beim legendären "Zum Sepp" Ende der 1970-er Jahre berichtete ein befreundeter Kollege, der an der Realschule unterrichtete, dass sein Chef dringend einen Musiklehrer sucht. Schröck stellte sich vor und Heinrich Grabmair gab ihm sofort die Stelle. Heute sagt er: "Ich habe von Dr. Grabmair sehr viel gelernt und bin seitdem der Realschule verbunden."

Durch weiteren Schülerzuwachs in seiner Musikschule sah sich Schröck nicht nur ermutigt, sein Kollegium zu erweitern, er hatte auch die Idee, zusätzlich ein Musikfachgeschäft zu eröffnen. Das alte Schulgebäude in Gerolsbach war für diese Zwecke der geeignete Ort.

1984 ging schließlich ein großer Wunsch des Pfaffenhofener Realschuldirektors in Erfüllung. Ein Schulblasorchester wurde gegründet und Schröck mit dessen Leitung beauftragt. 30 Jahre leitete er mit viel Herzblut dieses Ensemble und gab erst 2014 den Dirigentenstab an seinen Kollegen Olaf Kringel weiter.

In den 1980-er Jahren formierte sich in seiner Musikschule auch ein Gitarrenorchester, das seine beste Leistung beim Landesmusikfest in Bayreuth zeigte. Der Pfaffenhofener erinnert sich: "Es war gerade die Wendezeit und in Bayreuth hatte man als Besucher das Gefühl, in Ostberlin zu sein, so viele Trabis standen auf den Gehwegen. Persönlich am meisten beeindruckte mich in dieser Zeit jedoch eine Begegnung mit dem kurz darauf verstorbenen großen Komponisten und Dirigenten Leonard Bernstein, den ich auf einer privaten Geburtstagsfeier in Wien kennenlernen durfte und mit dem ich mich einen ganzen Abend lang angeregt unterhalten konnte."

Die Neunziger begannen mit dem Umzug des Musikschulhauptsitzes und Ladengeschäftes von Gerolsbach in die Auenstraße nach Pfaffenhofen. In den ersten Jahren stieg die Schülerzahl auf über 400 an und Schröck musste weitere Kollegen zur Bewältigung des täglichen Unterrichts anstellen. Parallel dazu folgte er einem Ruf an die Uni Augsburg als Lehrbeauftragter im Bereich Musikpädagogik. Dieses Engagement sollte 22 Jahre andauern.

An der Realschule unterstützte der neue Schulleiter Karl Ringeisen den Musiklehrer in der gleichen Weise wie sein Vorgänger. Nachdem zur Jahrtausendwende die private Musikschule und das Ladengeschäft aus personellen Gründen aufgegeben wurden, bereitete Ringeisen den Weg, dass die bis dato halbe Stelle von Elmar Schröck auf Vollzeit erweitert wurde. Um die volle Stundenzahl zu erreichen, wurde er bis zur Einführung der sechsstufigen Realschule in Pfaffenhofen drei Jahre lang zusätzlich an die Franz-von-Lenbach-Realschule in Schrobenhausen abgeordnet.

Nach Ringeisens Eintritt in den Ruhestand regte dessen Nachfolger Ernst Fischer das Projekt "Bläserklasse" an und traf damit erneut Schröcks Nerv. 2004 startete die erste Bläserklasse mit 30 Schülern. Bis heute folgten ununterbrochen 13 Jahrgänge und zahlreiche Events, unter anderem gewann Schröck mit seinen Bläsern unzählige erste und zweite Preise bei bayerischen und bundesdeutschen Wettbewerben. Ein sehr fruchtbarer Nebeneffekt der Bläserklassenarbeit zeigte sich bei der Stadtkapelle Pfaffenhofen und natürlich auch bei den sich im Schulsprengel befindenden umliegenden Blaskapellen. Die Nachwuchssituation entspannte sich zusehends und die Stadtkapelle Pfaffenhofen richtete auf Schröcks Anregung sogar ein Juniororchester als Bindeglied zwischen Bläserklasse und Stadtkapelle ein. Im Jahr 2009 feierte die Realschule mit einer großen Gala das 25. Jubiläum des in manchen Jahrgängen bis zu 80 Schüler starken Schulorchesters unter der ununterbrochenen Leitung von Schröck. Das Schulorchester glänzte vor allem bei dem 50. sowie 60. Schuljubiläum, heimste aber auch bei Realschulmusikfesten wie zum Beispiel in Schrobenhausen, Neubiberg, Ismaning und Ingolstadt großes Lob ein.

Im gleichen Jahr ergab sich die Möglichkeit, einen Bläserklassenaustausch mit einer Partnerschule in Pinkafeld im österreichischen Burgenland einzufädeln. Daraus ergaben sich viele persönliche Kontakte und die Schüler konnten die in unmittelbarer Nähe liegenden Wirkungsstätten des großen klassischen Komponisten Joseph Haydn kennenlernen. Der Besuch von Franz Liszts Geburtsort Raiding und der früheren Musikhauptstadt Wien rundeten die lehrreichen Ausflüge ab.

Eigentlich sollte der Ruhestand bereits 2016 beginnen, aber auf Bitten der Schulleitung und weil noch keine Nachfolge auf die Stelle für die Bläserklassenleitung gefunden wurde, hängte Schröck, bereits Rentner, noch ein weiteres Schuljahr an. Die Nachfolgesituation klärte sich glücklicherweise im Laufe des Schuljahres, sodass das Projekt "Bläserklasse" an der Georg-Hipp-Realschule in vollem Umfang fortgeführt werden kann.