Pfaffenhofen
Ein Mountainbiker auf dem Gipfel

Thomas Lange rückt in den Vorstand der Hallertauer Volksbank auf

31.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Das Volksbank-Triumvirat: Thomas Lange (links) rückt in den Vorstand auf und arbeitet dort jetzt mit Andreas Streb (rechts) und Walter Zillner zusammen, dessen Nachfolge der 47-jährige aus Schwaig am 1. Dezember antreten wird - Foto: Stefan Zierer

Pfaffenhofen (PK) Ab heute gilt’s: Mit Wirkung zum 1. September rückt Thomas Lange in den Vorstand der Hallertauer Volksbank auf. Der 47-Jährige, ein leidenschaftlicher Mountainbiker, hat damit beruflich den Gipfel erreicht. Er arbeitet in der Führungsetage mit den Vorständen Andreas Streb und Walter Zillner zusammen. Am 1. Dezember wird aus dem Triumvirat wieder ein Duo: Zillner geht dann in Ruhestand, Lange tritt seine Nachfolge an. In unserer Serie „Chefsache“, in der wir in loser Folge Führungspersönlichkeiten aus Unternehmen im Landkreis interviewen, spricht Lange über sein neues Aufgabenfeld, digitale Zahlungssysteme, die Zukunft der Geschäftsstellen – und gibt einen Tipp für eine Mountainbike-Tour.

 

Herr Lange, Sie arbeiten jetzt drei Monate lang mit Herrn Zillner zusammen, bevor ihr Kollege in Ruhestand geht. Wie muss man sich die Kompetenzverteilung vorstellen?

Thomas Lange: Wir leiten gemeinsam den Vertriebsbereich, sind also zum Beispiel für die Geschäftsstellen, die Spezialisten aus dem Versicherungs- oder dem Bausparsektor und für den Firmenkundenbereich zuständig. Wir haben schon in den vergangenen Jahren sehr gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet, jetzt sitze ich im Büro neben Herrn Zillner und wir stimmen uns zweimal die Woche bei Sitzungen näher ab. Da die Wege so kurz sind, ist es kein Problem, mit einer Stimme gegenüber Mitarbeitern oder Kunden zu sprechen.

 

Wenn Sie zum 1. Dezember die Nachfolge von Walter Zillner antreten, sind Sie da gleichberechtigt mit ihrem Vorstandskollegen Andreas Streb oder gibt es eine Rangordnung?

Lange: Nein, wir sind gleichberechtigt.

 

Soll das dauerhaft so bleiben, oder ist daran gedacht, künftig wieder einen Vorstandsvorsitzenden zu ernennen?

Lange: Das ist momentan kein Diskussionspunkt. Darüber zu befinden, ob es in Zukunft mal wieder einen Vorstandsvorsitzenden gibt, ist Sache des Aufsichtsrates.

 

Gibt es da schon Signale?

Lange: Nein, derzeit gibt es keinerlei solche Bestrebungen. Aber natürlich hat der Aufsichtsrat jederzeit das Recht souverän über diese Frage zu entscheiden.

 

Zwei gleichberechtigte Vorstände – was würde eigentlich passieren, wenn ein Kunde einen riesigen Kredit von Ihrer Bank haben möchte, den Ihr Vorstandskollege gerne gewähren würde, während Sie sich damit nicht anfreunden können?

Lange: Ich bin von der Marktseite her zuständig, der Kollege Streb von der Marktfolgeseite und wir brauchen immer ein gleichlautendes Votum. Wenn wir uns also nicht einig würden, wäre der Antrag im Zweifel abgelehnt, weil den weder Herr Streb noch ich im Alleingang genehmigen dürften. Aber wenn wir zwei uns ab 1. Dezember nicht einig würden, dann hätte die Bank sowieso ein Problem. Und erst recht, wenn wir kein gemeinsames Risikoverständnis hätten. Es geht ja nicht nur um Kredite, sondern auch um unsere Eigenanlagen und da muss man einen gemeinsamen Weg finden.

 

Sie hatten schon Führungsaufgaben, jetzt stehen Sie ganz an der Spitze der Bank. Wohin soll die Reise gehen, was haben Sie sich für Ihr Haus an Zielen gesteckt?

Lange: Wir haben 283 Mitarbeiter, gut 60 000 Kunden und ein Bilanzvolumen von 1,2 Milliarden Euro, hinter dem 2,6 Milliarden an Kundenkrediten und -anlagen stecken. Wir denken langfristig und wir wollen so auch langfristig eine stabile Bank und damit ein berechenbarer Faktor für unsere Kunden und Mitarbeiter sein. Insgesamt werden die nächsten Jahre sicher wegen der Zinslandschaft schwierig. Aber wir haben dank der Vorgängergenerationen, die sehr solide gearbeitet haben, eine hervorragende Ausgangsposition.

 

Wo steht Ihre Bank in zehn Jahren?

Lange: In Pfaffenhofen (lacht).

 

Wie sehr belastet die anhaltende Niedrigzinsphase Ihre Bank?

Lange: Natürlich geht auch unser Zinsergebnis zurück. Wenn Anlagen mit zehnjähriger Bindung auslaufen und man jetzt mit gleicher Laufzeit neu abschließt, bekommt man 1,7 statt viereinhalb Prozent. Doch die Zinslandschaft ist, wie sie ist, auch wenn sie uns nicht gefällt. Die Frage ist jetzt, trägt das Geschäftsmodell, das wir momentan haben – kurzfristig Geld reinnehmen und langfristig verleihen – unter der Prämisse, dass die Zinsen weiter auf diesem Niveau bleiben, noch. In Japan dauert die Niedrigzinsphase schon 20 Jahre – wir sind im siebten Jahr.

 

Muss Ihre Bank also neue Geschäftsfelder erschließen?

Lange: Das ist für eine Regionalbank schwer. Auf dem Immobiliensektor sind wir zum Beispiel längst aktiv. Auch das Geschäftsfeld Versicherungen haben wir schon vor 20 Jahren entdeckt, das ist heute von den Provisionen her eine tragende Säule und liegt bei uns, was allerdings eher untypisch für Banken ist, noch vor dem Ertrag aus dem Wertpapiergeschäft. Wir sind hier auch von unseren Beratern her sehr gut aufgestellt – von unseren 2,6 Milliarden Euro Kundenvolumen sind über 200 Millionen der Rückkaufwert von Lebensversicherungen.

 

Keine neuen Geschäftsfelder und keine steigenden Zinsen in Sicht – wie sollen dann die Einnahmen gesichert werden?

Lange: Wir müssen unsere Kosten weiter deckeln, was wir schon seit vier Jahren konsequent tun. Andererseits müssen wir unsere Produktivität und das Geschäftsvolumen steigern. Das ist uns in den vergangenen Jahren gut gelungen.

 

Sparen, Kosten deckeln – muss man da auch an Personalabbau denken?

Lange: Nein, wir werden keine Mitarbeiter ausstellen. Wir haben eine natürliche Fluktuationsquote, die unserer Mitarbeiterstruktur mit sehr vielen jungen Frauen geschuldet ist und wir haben manchmal eher Probleme, vakante Stellen nachzubesetzen.

Geschäftsstellenschließungen sind ebenfalls kein Thema?

Lange: Wenn Sie unser Filialnetz von 2007 und jetzt vergleichen, werden Sie diametrale Unterschiede feststellen. Wir haben uns seither aus einer ganzen Reihe von kleineren Orten zurückgezogen, wo wir die letzten am Platze waren. Natürlich werden wir uns die Geschäftsstellenstruktur und die jeweilige Nachfrage weiter genau anschauen. Ich glaube, dass sich der Charakter der Geschäftsstellen sicher verändern wird. Das wird der Ort für intensive Beratungen in bestimmten Lebenslagen wie etwa beim Hausbau oder bei der Altersvorsorge werden, aber die Zeiten, in denen in Filialen an vier Schaltern Hochbetrieb herrschte, sind vorbei.

 

Angesichts zurückgehender Zinsgewinne und des Spardrucks haben einige Banken in jüngster Zeit an der Gebührenschraube gedreht. Gibt es auch in Ihrem Haus solche Pläne?

Lange: Wir beschäftigen uns auch mit den Gebühren, werden aber sicher nicht einfach reflexartig erhöhen. Wir sehen in der Struktur der Kontomodelle Handlungsbedarf.

 

Was wollen Sie da ändern?

Lange: Wenn zum Beispiel ein Flatmodell für das Girokonto da ist, werden alle Kunden gleich belastet, obwohl zum Beispiel der eine 20 Buchungen, der andere 200 hat. Uns kostet jede Buchung einen zweistelligen Centbetrag. Also brauchen wir im Privatkundenbereich eine fairere, nutzungsorientierte Preisgestaltung. Die Kunden dürfen nicht über einen Kamm geschoren werden. Heuer gehen wir das Thema allerdings nicht mehr an, wir haben ja noch viele andere Projekte.

 

Zum Beispiel?

Lange: Die Digitalisierung voranzubringen, ist eine ganz wichtige Aufgabe. Beim E-Payment hat die deutsche Bankenbranche in den vergangenen zehn Jahren wenig gemacht. Zum Jahresende wird die deutsche Kreditwirtschaft aber ein eigenes Zahlsystem auf den Weg bringen, denn da müssen wir verlorenes Terrain aufholen. Paydirekt nennt sich dieses Gemeinschaftsprojekt und wir sind eine der wenigen Pilotbanken in Bayern.

 

Die Börse spielt wieder verrückt. Sollten sich Privatanleger überhaupt auf dieses glatte Parkett wagen und haben Sie einen persönlichen Favoriten im DAX?

Lange: Privatanlegern würde ich raten, sich durch Profis helfen zu lassen, also zum Beispiel über Sparpläne langfristig bei Fondsgesellschaften zu investieren. Einen Favoriten im DAX habe ich nicht, meine Sparrate läuft in einen Fonds.

 

Lohnt sich die Anlage in Betongold, in Immobilien, denn noch?

Lange: Wir haben sicher noch keine Blase. Man kann also in eine Eigentumswohnung investieren und die dann vermieten. Das Zahlungsverhalten des Mieters ist allerdings eine unkalkulierbare Größe und man muss sich kümmern. Wer das nicht möchte, kann als Alternative zum Beispiel in Sozialimmobilien wie Altenheime investieren, bekommt so vier Prozent Nettorendite und muss sich um nichts kümmern.

 

Wie würden Sie folgenden Satz beenden: „Wer heute finanziell fürs Alter vorsorgen will, der sollte...

Lange: ...sich erst einmal klar darüber werden, wie wenig bei der normalen Rente herauskommen wird und dann so jung wie möglich mit Riester anfangen. Das ist schon wegen der Steuervorteile mein liebstes Produkt. Stufe 2 ist die betriebliche Altersvorsorge. Man sollte alles mitnehmen, was es an staatlicher Förderung gibt, die entsprechenden Produkte sind gut und sicher.

 

Sie haben in Ihrer Karriere einen Gipfelpunkt erreicht. Wie lange sehen wir Sie denn als Vorstand der Hallertauer Volksbank? Ist der nächste Karrieresprung schon geplant?

Lange: Wenn Sie meine Vita anschauen, werden sie erkennen, dass dieser Aufstieg nicht planbar war. Ich bin als Nichtbankkaufmann ins Bankgeschäft eingestiegen und unterschiedliche Komponenten wie etwa Glück und Arbeitsleistung haben dazu geführt, dass ich jetzt diese Aufgabe übernehmen darf. Für mich ist diese Position Herausforderung genug und ich wüsste gar nicht, wo ich noch einen weiteren Schritt machen sollte. Ich möchte nicht bei einer anderen Bank arbeiten.

 

Sie sind begeisterter Mountainbiker. Verraten Sie uns doch zum Abschluss eine Lieblingstour?

Lange: Eine schöne Feierabendroute führt von Schwaig an der Peguform vorbei über die B16 und in den Dürnbucher Forst, dann nach Aiglsbach, an Straßberg vorbei und wieder zurück. Das sind 19 Kilometer, die man auch mit einem Trekkingbike problemlos fahren kann. Die Strecke ist extrem abwechslungsreich mit schönen Waldwegen und dem Moor- und Schilfgebiet bei den Straßberger Weihern.

 

Die Fragen stellte

Robert Schmidl.