Pfaffenhofen
Das Haus des Boxers

Hallertauer Debütpreis: Moira Grohé über Saskia Hennig von Langes "Zurück zum Feuer"

19.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:13 Uhr

Moira Grohé bewirbt sich mit ihrer Rezension des Romans „Zurück zum Feuer“ für die Jury des Hallertauer Debütpreises - Foto: Scheerer

Pfaffenhofen (PK) Der Neue Pfaffenhofener Kunstverein veranstaltet am 26. September in Kooperation mit der Hallertauer Volksbank den Hallertauer Debütpreis, bei dem es um ein Preisgeld von 3000 Euro geht. Nominiert sind die drei Nachwuchsautorinnen Madeleine Prahs („Nachbarn“, dtv), Saskia Hennig von Lange („Zurück zum Feuer“, Verlag Jung und Jung) und Christine Koschmieder („Schweinesystem“, Verlag Blumenbar).

Der Kulturabend rund um den Hallertauer Debütpreis findet am Freitag, 26. September, 20 Uhr (Einlass: 19.30 Uhr) in der Kulturhalle am Amberger Weg statt. Die Moderation übernimmt wieder der Literaturkritiker und Lyriker Nico Bleutge. Per Wahlzettel werden Publikum und Jury über die Preisvergabe und die Preisgeldverteilung abstimmen. Zur Jury gehören wird auch einer von drei Schülern des Schyren-Gymnasiums. Diese besonders literaturinteressierten Gymnasiasten haben sich in den Ferien mit den Werken der Nachwuchsautorinnen befasst und Rezensionen dazu geschrieben, die unsere Zeitung veröffentlicht. Heute schreibt Moira Grohé über „Zurück zum Feuer“:

„Das Leben geht weiter. Da fragt uns keiner wie wir das finden“, sagt Max und macht bereits damit deutlich, worum es in Saskia Hennig von Langes Roman „Zurück zum Feuer“ geht. Das Buch bietet Einblicke in drei Leben, drei Geschichten und drei Kämpfe, mit denen die Protagonisten Max Schmeling, Inge und Max auf sehr unterschiedliche Weise umgehen. Sei es der Tod einer Boxlegende, das verlorene Glück einer Ehefrau und Mutter oder die Selbstreflexion eines Sachverständigen.

Max Schmeling, in hohem Alter, lebt in seinem Haus im Wald mit dem letzten Menschen, der ihm geblieben ist: einer Krankenschwester, die für seine Pflege von ihm bezahlt wird. Sein Leben lässt er noch einmal Revue passieren. Der Verlust und die Vergänglichkeit der Dinge und Personen, die ihm einst so lieb waren, werden für den Leser spürbar. Nach dem Tod Schmelings verbeißt sich der Sachverständige Max in die Geschichte des inzwischen verwahrlosten Hauses und seines letzten Bewohners. Dass er sich mit dem Auftrag, die Möglichkeiten einer zukünftigen Nutzung zu begutachten, auf weit mehr als nur Arbeit eingelassen hat, wird ihm erst klar, als er plötzlich auf unerwartete Art mit seinem aus den Fugen geratenem Leben konfrontiert wird. Währenddessen versucht seine Frau Inge nach einem schweren Schicksalsschlag um jeden Preis wieder Herrin ihrer Lage zu werden und Unwiederbringliches vergessen zu machen.

Diese drei parallel erzählten Handlungsstränge sind schicksalhaft ineinander verwoben, wobei nahtlose Übergange, ähnlich filmischen Überblendungen, den Effekt der Verbundenheit verstärken. Die beiden fiktiven Charaktere und Leben von Inge und Max wirken ebenso real wie die Ausschnitte der Geschichte der historischen Figur Max Schmeling. Zwar ist der Roman bis ins kleinste Detail konstruiert, dennoch gelingt es der Autorin, die Erzählung nicht artifiziell wirken zu lassen, sondern den Leser in die Leben und Gedankenwelt der Hauptpersonen eintauchen zu lassen. Dies wiederum geschieht mit einem erschütternd ehrlichen Blick auf die Wesensart des Menschen und schafft auf diese Weise ein bedrückendes Spiegelbild für den Leser. „Zurück zum Feuer“ nimmt den Leser mit in die Schicksale dreier Menschen und regt an über das eigene nachzudenken. Ein Buch, das man daher nicht schnell aus der Hand legt.

Moira Grohé, 17 Jahre alt, Schyren-Gymnasiastin, über den Roman „Zurück zum Feuer“ (Verlag Jung und Jung) von Saskia Hennig von Lange. Hennig von Lange liest daraus am 26. September ab 20 Uhr beim Hallertauer Debütpreis in Kulturhalle (Karten im Vorverkauf bei Prechter und der Hallertauer Volksbank).