Pfaffenhofen
"Unser Bermudadreieck in Mull"

Ilmtalklinik und Durchfahrtssperre am Hauptplatz im Fokus der Stachelbären

25.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr
Die Spielregeln der Sportart "Quidditch" waren für Roland Andre (von links) und Claus Drexler ziemlich unverständlich, trotz aller Bemühungen von Michael Eberle. −Foto: Hans Steininger,

Pfaffenhofen (PK) 20 Jahre Kabarett "Mir, Ihr und Bier" - und trotzdem geht den Stachelbären der Stoff nicht aus. Die starteten wie gewohnt einen Rundumschlag über das Jahr in Pfaffenhofen mit Spott und beißender Satire. Das honorierte das Publikum mit reichlich Szenenapplaus.

Natürlich stand die viel diskutierte Durchfahrtssperre am Hauptplatz im Mittelpunkt. Neben Bürgermeister Thomas Herker (SPD) waren Stadträte aus allen Lagern vertreten, um sich satirische Watsch'n abzuholen, aber einstecken musste zunächst die bunte Rathauskoalition. Die sei mit ihrer beabsichtigten Durchfahrtssperre gescheitert, war der Tenor der Stachelbären.

Eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 10 km/h bei der Hauptplatzdurchfahrt wäre ein Affront gegen die Porsche Cayenne-Fahrer, meinte Claus Drexler, und Brigitte Moser ereiferte sich über die Hochgarage in der Auenstraße, in die sie nie mehr hineinfahre, "da wär' ich beinah' nimmer rauskemma". Volker Bergmeister äußerte sich ironisch über die Sanierung des Landratsamtes, das vorher 30 Büros zu wenig hatte, nach der Erweiterung seien es jetzt 50 Büros, die fehlten. Gewohnt scharfzüngig prangerte er die Verhältnisse um die Ilmtalklinik an, "unser Bermuda-Dreieck in Mull". Die Parkgebühren könne man "als Abfindung für die scheidenden Geschäftsführer verwenden", stichelte er. Herkers damaliger Austritt aus dem Aufsichtsrat sei entweder "schlau" oder "gerissen". Letzteres dann, falls Herker geahnt habe, wohin die Reise führt. Auch sonst ließ er am Aufsichtsrat kein gutes Haar. Der klebe an sämtlichen Sesseln, laut Karl Straub (CSU) dürfe es keine Denkverbote in Zusammenhang mit der Klinik geben. "Wurde da bisher etwa nicht gedacht?" stellte er die Frage in den Raum. Das Problem der Ilmtalklinik seien aber nicht "die Götter in Weiß, sondern die Laien in Grau".

Und weiter hangelte sich das Ensemble durch Fragen des Alltags, wie Brigitte Moser, die ein ironisches Plädoyer für das digitale Einkaufen bei Pfaffenhofens Geschäftswelt hielt. Quasi ein "Pafazon" statt Amazon, das aber nicht recht ins Laufen komme. Mit ernstem Hintergrund das Duo Moser als Sanitäterin und Bergmeister, der wegen angeblichen Herzinfarkts den Sanka bestellt hatte und mit der Stoppuhr dessen Fahrzeit prüfte. 25 Minuten und 25 Sekunden habe es gedauert. Man müsste quasi prophylaktisch den Sanka rufen, dann wäre er schon da, "wenn amoi wos is", so Bergmeister.

Dass im kommenden April der "European Quidditch Cup (EQC)" in Pfaffenhofen stattfindet, dürfte wohl nur den Harry-Potter-Fans etwas bedeutet haben. Deshalb gab es etliche ratlose Mienen im Publikum, die die Regeln dieser Sportart genauso wenig verstanden wie Drexler und Andre auf der Bühne, trotz der verzweifelten Bemühungen von Michael Eberle. Damit aber driftete die bis dahin ausgezeichnete Politsatire ab in die Abteilung "Klamauk", womit sich das Ensemble keinen Gefallen tut. Da wirken die Probleme um die Eschelbacher Hähnchenmast durch gackernde Darsteller im entsprechenden Outfit einfach nur albern, obwohl man dem Thema inhaltlich gerecht wird. Glänzende Ironie dagegen bei Roland Andres Gedanken über die Biber und deren Umweltschäden im Vergleich zur Rodung großen Baumbestands für das nächste Gewerbegebiet. Satire pur auch bei Michael Eberles Solo, in dem er sich über aktuelle Themen nicht mehr aufregen will, was ihm natürlich nicht gelingt. Sollte die CSU sich anfangs an der Schelte über die Bunten köstlich amüsiert haben, so bekam sie es doppelt und dreifach zurück. Aber auch die AfD ließ er nicht aus und spannte den Bogen weiter zum ignorierten Klimawandel bis hin zu Umweltsünden. Ein Solo, das nachdenklich stimmte und wieder die Kurve schaffte zu dem, was die Stachelbären auszeichnet.

Dazu gehören aber auch die Dellnhauser Musikanten, die untrennbar mit den Stachelbären verbunden sind und eine Atmosphäre wie am politischen Aschermittwoch schaffen. Fazit: Besuch empfehlenswert.