Pfaffenhofen
Caritas für Rechtsanspruch auf Schuldner-Beratung

Die Wartezeit für einen Termin beträgt in Pfaffenhofen manchmal über vier Monate

19.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:55 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Die Caritas-Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen unterstützen die Aktionswoche Schuldnerberatung vom 19. bis 23. Juni, die heuer unter dem Motto "Überschuldete brauchen starke Beratung" steht. Einmal im Jahr, immer im Juni, machen Wohlfahrts- und Fachverbände im ganzen Bundesgebiet öffentlich, was sie in ihrem Fachgebiet leisten und wie wichtig eine professionelle Beratung für überschuldete Haushalte ist. Die im Herbst anstehende Bundestagswahl soll heuer zum Anlass genommen werden, um konkrete Forderungen aus der Beratungspraxis an die Politik heranzutragen. Das teilt die Caritas mit.

"Die Finanzierung der Sozialberatung für Schuldner ist in den Landkreisen und kreisfreien Städten sehr unterschiedlich. Das Gleiche trifft auf Wartezeiten und Wartelisten zu. Wir würden uns hier eine einheitliche und gesicherte Finanzierung wünschen", erklärt Sabine Schuster, Referentin für Soziale Arbeit im Diözesan-Caritasverband und Fachberaterin für 13 Caritas-Beratungsstellen an 27 Standorten in München und Oberbayern. "Im Grunde bräuchten wir sogar einen Rechtsanspruch auf eine ausreichende, niedrigschwellige und offene Beratung für überschuldete Menschen."

Im Landkreis Pfaffenhofen stehen den Beraterinnen bei der Caritas Pfaffenhofen derzeit 51 Wochenstunden zur Verfügung, um als einzige Beratungsstelle für den gesamten Landkreis die Schuldnerberatung abzudecken. Der genannte Stellenumfang reicht tatsächlich bei weitem nicht aus, um den Bedarf an Beratung abzudecken. "Es gab schon Zeiten, da betrug die Wartezeit auf einen Termin in der Schuldnerberatung vier Monate", so Maria Hasenbank von der Schuldner- und Insolvenzberatung der Caritas Pfaffenhofen.

"Die Folgen einer nicht bedarfsgerechten Finanzierung ist eine stetige Überlastung der beratenden Fachkräfte, denen für eine notwenige Stabilisierung und eine soziale und berufliche Integration der Betroffenen oftmals kaum Zeit bleibt", so Hasenbank.

Dabei würden Problemlagen der zu Beratenden immer komplexer und die Beratungen der Einzelnen immer zeitaufwendiger. Die Überschuldungsquote in Bayern sei 2016 auf 7,4 Prozent gestiegen (2015: 7,1 Prozent).

Im Jahr 2016 wurden laut der Mitteilung in der Caritas-Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle in Pfaffenhofen 476 Personen beraten. Davon wurde für 72 Menschen eine Pfändungsschutz-Bescheinigung erstellt, die ihnen das Existenzminimum auf dem Bankkonto entweder sichert oder wieder zugänglich macht. Hauptursachen für die Überschuldung seien Arbeitslosigkeit, längerfristiges Niedrigeinkommen, gesundheitliche Probleme, Trennung oder Tod des Partners sowie gescheiterte Selbstständigkeit oder eine Kombination mehrerer Ereignisse. Das starke Netzwerk der Caritas mit seinen unterschiedlichen Angeboten von der Erziehungs- über die Migrations- bis hin zur psychosozialen Beratung mache es möglich, dass Menschen - neben ihrer Schuldenproblematik - mit ihren oftmals multiplen Problemlagen gezielt betreut und begleitet werden könnten.

In Pfaffenhofen stehen als Ansprechpartner Jasmin Prunkl, Maria Hasenbank und Sandra Moll zur Verfügung. Ihre Sprechzeiten sind dienstags von 8.30 bis 9.30 und mittwochs 14 bis 15 Uhr unter der Telefonnummer (08441) 80 838 80. Die Terminvergabe erfolgt vierzehntägig mittwochs telefonisch von von 9.30 bis 10.30 Uhr, Termine werden über den Anrufbeantworter und die Website bekannt gegeben. Nächster Termin ist Mittwoch, 21. Juni.