Pfaffenhofen
"Bloß koan Krawall ned"

Wie es CSU-Geschäftsführer Fabian Flössler in die Boulevardpresse schafft – und warum Kreisvorsitzender Straub das nicht amüsant findet

20.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:31 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Im Auftrag ihres Herrn, Pardon, des Ministerpräsidenten, sollen CSU-Funktionäre vor dem Parteitag, der am Freitag begann, vollauf damit beschäftigt gewesen sein, die Delegierten ruhig zu stellen. Laut Boulevardzeitungen soll Horst Seehofer die Order ausgegeben haben, dass trotz aller Kontroversen in der Asylpolitik beim Empfang von Bundeskanzlerin Angela Merkel ein „anständiger Stil“ gepflegt werden müsse – sprich: Pfiffe oder Buhrufe hätten die Abgesandten der Basis zu unterlassen.

Den Pfaffenhofener Delegierten soll Kreisvorsitzender Karl Straub diese Stallorder auf gut bairisch übermittelt haben, behauptete eine große Boulevardzeitung in ihrer Freitagsausgabe – und führte CSU-Kreisgeschäftsführer Fabian Flössler (kleines Foto) als Quelle an: „Er hat uns g’sagt, dass wir auf dem Parteitag bloß koan Krawall machen solln“, wird der 20-Jährige zitiert.

Zudem kündigte der Nachwuchspolitiker in dem Blatt vollmundig an: „Applaudieren tu ich der Merkel bei ihrem Einzug nicht!“

Karl Straub nahm mit Erstaunen zur Kenntnis, dass er die Delegierten verbal eingenordet haben soll – und dementierte energisch: „Mit keinem Wort habe ich das getan. Das entspricht nicht meinem Naturell. Außerdem bin ich gegenüber gewählten Delegierten nicht weisungsberechtigt.“ Ganz davon abgesehen, müsse man doch Leute wie Landrat Martin Wolf, Erika Görlitz oder Manfred Russer sicher nicht darauf hinweisen, keinen Krawall zu machen.

„Ich bin überhaupt nicht amüsiert und das habe ich Fabian Flössler in aller Deutlichkeit erklärt“, sagte Straub am Freitag. Jeder Leser könne selbst überlegen, „wie er es findet, wenn ein 20-Jähriger es für angemessen hält, nicht zu applaudieren, wenn die Bundeskanzlerin kommt.“ Bei Parteitagen habe der Applaus beim Einzug von Gästen eine ähnliche Bedeutung, wie wenn man bei Begegnungen in kleinerem Rahmen jemandem die Hand schüttle, so Straub. Er werde der Kanzlerin selbstverständlich mit Respekt begegnen, sagte der Kreisvorsitzende, und das gelte „mit Sicherheit“ auch für alle anderen Pfaffenhofener Delegierten. Wohl auch für Fabian Flössler, der am Freitag beteuerte, dass ihm die Boulevardzeitung das vermeintliche Zitat in Sachen Krawall „voll in den Mund gelegt“ habe. Er habe das „nie gesagt und eine solche Anweisung von Karl Straub hat es auch nie gegeben.“ Dass er beim Einzug wohl nicht applaudieren werde, habe er auf die Reporterfrage geantwortet, ob er die Kanzlerin auspfeifen wolle, sagte Flössler – und ruderte zurück: Schon aus Respekt vor dem Amt könne man die Kanzlerin natürlich mit Applaus begrüßen: „Es muss ja nicht gleich überschwänglich sein.“ Das Fazit von Karl Straub: „Er ist erst 20, sollte aber schnell lernen, dass man nicht auf jede Anfrage unbedingt was sagen muss.“ Archivfoto: CSU-Ortsverband