Pfaffenhofen
Bauern mit im Boot

Mit vereinten Kräften soll die Wasserqualität des Gerolsbachs verbessert werden

21.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:16 Uhr

Da wird nichts weggeschwemmt: Junger Mais am Hang mit abgefrorenen Zwischenfrüchten als Erosionsschutz. - Foto: AELF

Pfaffenhofen (PK) Noch ist der Zustand des Gerolsbachs gemäß Kriterien der europäischen Wasserrahmenrichtlinie "unbefriedigend". Doch das soll sich im Rahmen eines Pilotprojektes zur Verbesserung der Gewässerqualität nun ändern.

Bei einer ersten Informationsveranstaltung auf Einladung des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Pfaffenhofen (AELF), des Wasserwirtschaftsamts Ingolstadt (WWA) und des Bayrischen Bauernverbands (BBV) hatten sich Ende März im Gasthaus Breitner in Gerolsbach 120 Landwirte eingefunden. Ziel des Projekts im Rahmen des "Wasserpakts Bayern" sei es, mit vereinten Kräften die Qualität des Wassers zu verbessern, so Andrea Bachmeier vom AELF in einer Pressemitteilung.

Unter zehn potenziell für ein Pilotprojekt vorgeschlagenen Gewässern im Zuständigkeitsbereich des WWA hatten die Fachgremien letztlich dem Gerolsbach Priorität eingeräumt, weil er mit 9200 Hektar Einzugsgebiet von Quelle bis zur Mündung überschaubar und die Effekte von Maßnahmen daher besser spürbar seien, erklärt Wasserberater Simon Plank vom AELF Pfaffenhofen.

Ein erster Schritt, um das von der europäischen Wasserrahmenrichtlinie im Jahr 2000 vorgegebene Ziel ökologisch gesunder Flüsse in Europa zu erreichen, sei die Diagnose des Ist-Zustandes, meint dazu Benno Kügel vom WWA Ingolstadt. Daraus leite sich dann ein Therapiekonzept ab. Kriterien für die Beurteilung sind dabei die chemische, biologische und ökologische Qualität des Gewässers. Indikatoren für diese Güte sind vereinfacht ausgedrückt dessen Artenreichtum an Fischen, die Art und Häufigkeit bestimmter Kleinstlebewesen sowie Pflanzen (Makrophyten und Algen) - die jeweils schlechteste Note wird als Gesamturteil herangezogen.

Am Gerolsbach ist nicht nur die Eutrophierung (also der Nährstoffeintrag) aus diffusen Quellen (hauptsächlich Landwirtschaft) ein Problem, sondern auch punktuelle Einträge von Kläranlagen. Ein wichtiges Ziel des Pilotprojekts ist es laut Plank, den Eintrag an Schwebstoffen durch erosives Material aus den benachbarten landwirtschaftlichen Flächen zu verringern. Diese eingespülte Erde verstopfe sozusagen die Kiessohle des Gewässers, in deren Nischen sich kleinste Lebewesen wohl fühlen und Fische ihre Eier ablegen, so Kügel ergänzend. Und was kann konkret getan werden? In erster Linie gilt es die Landwirte mit ins Boot zu bekommen - "auf freiwilliger Basis", wie Plank betont. Nach der erfolgreichen Auftaktveranstaltung Ende März wolle man nun interessierte Landwirte weiter beraten und "ihnen praxisgerechte Möglichkeiten des Gewässerschutzes aufzeigen, erklärt der Fachmann. Man suche seitens des AELF zudem verstärkt aktiv den Kontakt zu Landwirten, um sie auf das kostenfreie Angebot aufmerksam zu machen und für die Problematik zu sensibilisieren. Was Landwirte tun können, konkretisiert Max Stadler, im AELF für Pflanzenbau zuständig. Da seien zum einen die Mulchsaat und der Zwischenfruchtanbau zu nennen, die man mit Demoanlagen anschaulich erläutern könne. Hier sei der Landkreis zwar schon führend, "aber Luft nach oben ist immer". Einen positiven Effekt bei der Vermeidung von Erosion habe auch eine geänderte Flureinteilung (halb Mais, halb Weizen), das Anlegen von Uferrandstreifen und dauerhaft begrünten Abflussmulden. Auch die pfluglose Bodenbearbeitung, bei der man im Landkreis in ganz Bayern führend sei, sei vorteilhaft. Nach der Ernte kommen dabei Scheibenegge oder Grubber zum Einsatz. So bleiben Ernterückstände liegen und bilden für wichtige Bodenorganismen einen attraktiven Lebensraum.

Das Wasserwirtschaftsamt seinerseits koordiniert den Rückbau der acht nicht durchlässigen Querbauwerke (davon eine Triebwerksanlage), damit Fische nicht auf unüberwindbare Hindernisse stoßen. Finanziert werden die Maßnahmen in Gewässern III. Ordnung von den Kommunen, in Gewässern II. Ordnung vom Freistaat und bei privaten Anlagen vom Betreiber.

Ob das alles den gewünschten Effekt hat, wird an drei strategisch verteilten Messstellen kontrolliert werden. Bis zum Ablauf der ersten Frist 2015 haben laut WWA nur zwölf Prozent der bayerischen Flüsse die Ziele der europäischen Richtlinie erreicht. "Gerade Maßnahmen in der Fläche brauchen lange bis sie wirken," erklärt Kügel. Bis 2021 sollen es mehr sein - wobei man noch immer auf Freiwilligkeit und Förderanreize bei den landwirtschaftlichen Maßnahmen setzt. Die letzte Frist läuft 2027 aus - was jenen droht, deren Therapie nicht zur "Gesundung" des Patienten geführt hat, weiß derzeit keiner so recht zu sagen.