Pfaffenhofen
Baubeginn verzögert sich weiter

Archäologische Ausgrabungen an der Auenstraße gehen in die zweite Runde – mit einer neuen Firma

18.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:15 Uhr

Einen außergewöhnlich gut erhaltenen Brunnen aus dem 13. Jahrhundert haben die Archäologen bei ihren Ausgrabungen an der Auenstraße gefunden. Er besteht aus einem ausgehöhlten Stück Weißtanne - Fotos: Metzger/Pro Arch

Pfaffenhofen (PK) Die Archäologen haben die Baustelle in der Auenstraße verlassen – doch beendet sind die Ausgrabungen noch lange nicht. Vielmehr will der Bauträger, die KB Wohnbau, künftig auf eine neue Archäologiefirma setzen. Wann mit dem Bau der Wohnungen begonnen wird, steht noch in den Sternen.

Monatelang herrschte auf dem Areal zwischen Auenstraße und Platzl im Herzen der Altstadt geschäftiges Treiben. Bis zu zwölf Archäologen suchten dort seit Mitte November im südlichen Teil des Gebietes das Erdreich ab – und machten spektakuläre Entdeckungen. „Insgesamt haben wir 774 Fundstücke registriert“, sagt die Archäologin Veronika Jell von der Firma Pro Arch, die mit den Ausgrabungen beauftragt war. „Der Großteil der Befunde stammt aus dem Mittelalter.“

So wurden Mauerreste mehrerer Häuser freigelegt – darunter auch eine Badestube. Des Weiteren stießen die Archäologen auf Keramiktöpfe, Schüsseln, Porzellan und Metallfunde. Auch einige gravierte Schröpfköpfe aus Bronze entdeckten die Forscher, die Spekulationen rund um die prominenten Baderstochter Agnes Bernauer anfeuern (siehe Kasten). Das aufsehenerregendste Fundstück sei jedoch ein hölzerner Brunnen, der auf das Jahr 1291 datiert werden kann. „Er lag tief in der Erde unter einer Lehmschicht“, berichtet der Archäologe Ronald Metzger von Pro Arch. „Einen so gut erhaltenen Brunnen aus dieser Zeit habe ich noch nie gesehen.“

Während die Herzen der Wissenschaftler angesichts der Funde höher schlagen, verfolgt man die Ausgrabungen an anderer Stelle mit einem Stirnrunzeln: Die KB Wohnbau hat das 1800 Quadratmeter große Grundstück gekauft, will an jener Stelle einen Komplex mit 20 Wohnungen errichten und musste den Baubeginn bereits mehrfach verschieben. Ursprünglich sollte im März begonnen werden, dann hieß es Anfang April – und nun steht der Starttermin in den Sternen. „Wir tappen völlig im Dunkeln“, sagt Irmgard Hiereth von der KB Wohnbau. „Uns brennt die Sache unter den Nägeln, doch wir können noch nicht absehen, wann wir mit dem Bau beginnen.“

Zunächst müssten Schürfproben im nördlichen, noch unerforschten Teil des Geländes genommen werden, sagt Hiereth. Anhand dieser Befunde könne man Prognosen abgeben, wie viele Fundstücke auf dem verbleibenden Areal zu erwarten seien. „Wir hoffen, dass dort etwas weniger liegt als im Südteil“, sagt Hiereth. „Noch sind wir mit dem Baubeginn nicht so weit im Rückstand. Wenn wir in vier Wochen loslegen könnten, sehe ich kein Problem.“

Doch nicht nur die Verzögerung ist ärgerlich für die KB Wohnbau – auch für die Kosten der Grabung muss der Bauträger vollständig aufkommen. „Im Verhältnis zum Grundstückspreis sind diese Kosten inzwischen unverhältnismäßig“, sagt Hiereth, die jedoch zugleich einräumt, dass dies zum Unternehmensrisiko für eine Baufirma gehöre. Keine Probleme gebe es indes mit den neuen Besitzern der Wohnungen, von denen bereits mehr als zwei Drittel verkauft sind. „Wir haben die Kunden bei den Verkaufsgesprächen über das Risiko informiert“, berichtet Hiereth. „Das ist alles vertraglich geregelt.“

Dennoch hofft die KB Wohnbau, dass sie alsbald mit dem Bau beginnen kann. Wohl auch, um die Ausgrabungen etwas zu beschleunigen, wird sie für den nördlichen Teil nicht mehr Pro Arch, sondern eine neue Archäologiefirma beauftragen. „Wir wollen keinen Sand ins Getriebe streuen, aber vielleicht geht es dadurch etwas zügiger“, hofft Irmgard Hiereth von der KB Wohnbau, die zugleich betont, dass Pro Arch beim Südteil „im Zeitrahmen“ geblieben sei.

Dem Vernehmen nach ist man bei der Ingolstädter Ausgrabungsfirma verstimmt darüber, dass der Auftrag für das restliche Areal nicht erneut an das Unternehmen geht. Jedoch stellt Ruth Sandner von der Ingolstädter Niederlassung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege klar: „Wenn die Vorgaben vom Landesamt eingehalten werden, liegt die Beauftragung einer Firma im Ermessen des Bauträgers.“ So komme es häufiger vor, dass die Ausgrabungsfirma während eines Projekts gewechselt werde.