Pfaffenhofen
Auf den Spuren von Josef Stiehr

Nach 65 Jahren findet in Pfaffenhofen wieder ein Seifenkistenrennen statt

01.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Das erste Seifenkistenrennen in Pfaffenhofen: Im Juli 1949 hatten die Amerikaner an den Start gebeten. Den Sieg holte sich - wie auch im Jahr darauf - Josef Stiehr aus Vieth. Heuer will der Mobile-Verein nach 65 Jahren wieder ein Seifenkistenrennen in der Stadt organisieren - Foto: Stadtarchiv

Pfaffenhofen (PK) Der Verein Mobile belebt am 19. September eine 65-jährige Pfaffenhofener Tradition wieder und veranstaltet ein Seifenkistenrennen, den Hopfa-Spikes-Cup.

Nach den „Goldenen Zeiten im Café Herb“ widmet sich der Verein Mobile im September wieder einem Traditions-Thema und veranstaltet ein Seifenkistenrennen auf der Lebzelterstraße im Gewerbegebiet Kuglhof. Mit dem Hopfa-Spikes-Cup belebt der Mobile-Verein die Tradition der Seifenkistenrennen wieder, die vor 65 Jahren in Pfaffenhofen begonnen hat.

Mit Unterstützung des Stadtarchivars Andreas Sauer konnte sich der Verein ein lebhaftes Bild von den historischen Rennen machen: Für Sonntag, 10. Juli 1949, war das erste Rennen geplant gewesen. Damals rief das German-Youth-Activities-Programm (GYA), ein Angebot der US-Armee für die Jugend in ihrer Besatzungszone, zum ersten Seifenkistenrennen in der Kreisstadt auf – von den Amerikanern Soap-Box-Derby genannt. Teilnahmeberechtigt waren Buben im Alter von zehn bis 16 Jahren, die für ihr Gefährt maximal 18 D-Mark ausgeben durften. So wollten die Amerikaner für soziale Gerechtigkeit sorgen. Den wichtigsten Bestandteil – die Räder – konnten die Fahrer durch einen Zuschuss von Landrat von Koch für neun D-Mark erstehen. Die Lenkung wurde durch zweckentfremdete Fahrradketten gesteuert, die Bremsen waren gummibelegte Schleifbretter, die über einen Drahtzug mit einem Pedal bedient werden konnten.

Der Renntag begann im Garten der Militärregierung, wo eine Prüfungskommission die Seifenkisten kontrollierte. Nach einem gemeinsamen Mittagessen wurden die Rennwagen dann die Ingolstädter Straße bis Heißmanning geschoben, wo die Rennstrecke war. Für die einzelnen Wagen hatten Pfaffenhofener Firmen Patenschaften übernommen, so dass sie dafür ihre Namen und „Firmenzeichen“ sehen konnten, wie der damalige Berichterstatter schrieb. Vertreten waren unter anderem die Stadt Pfaffenhofen, die Reinigung Hille, der Müllerbräu und Auto Hipp, der den zukünftigen Siegerwagen sponserte. Gestartet wurde in einem K.o.-System. „Dabei zeigte sich, dass nicht die schönsten Wagen die schnellsten waren“, bemerkte der Berichterstatter von 1949 etwas kritisch.

Über eine Lautsprecheranlage der Firma Brandstädter wurden die zahlreichen Zuschauer musikalisch unterhalten und per Mikrofon über den aktuellen Stand der Rennen unterrichtet. Die Landpolizei musste immer wieder Schaulustige an den Rand der Rennstrecke drängen. Nach dramatischen Rennen, bei denen Pressstoffräder kurz vor dem Ziel platzten und ein Zuschauer sogar „überfahren“ wurde und leichte Verletzungen erlitt, stand nach 30 Runden der Sieger fest: Josef Stiehr aus Vieth durfte als Siegespreis wählen zwischen einer Armbanduhr und zehn Urlaubstagen in Berchtesgaden. Als Technik-Begeisterter entschied er sich für die Armbanduhr. Der übrige Preis bestand aus Büchern, Schokolade und einem Pfund Wurst. Der Zweitplatzierte bekam einen Fußball.

Wegen des großen Erfolges 1949 wurde im Folgejahr, am Sonntag, 18. Juni 1950, erneut ein Seifenkistenrennen am Heißmanninger Berg veranstaltet. Der Sieger war, wie im Vorjahr, Josef Stiehr aus Vieth. Als Preise gab es diesmal Armbanduhren, Fotoapparat, Füller und Metallbaukasten, die von Pfaffenhofener Geschäftsleuten gestiftet worden waren.