Pfaffenhofen
"Asylmissbrauch gibt es nicht"

Manfred "Mensch" Mayer kritisiert Aussagen zu Balkan-Flüchtlingen von Karl Straub

18.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:38 Uhr

Sehen die Aussagen von Karl Straub kritisch: Behudi Mohammend Alim (von links), Ikbal Ben-Said und Zahra Hashimi sowie Manfred „Mensch“ Mayer vom Asylnetzwerk Landkreis Pfaffenhofen, der gestern seine Sicht der Dinge erläuterte - Foto: Zurek

Pfaffenhofen (zur) Mit seinen Aussagen zu „massenhaftem Asylmissbrauch“ bedient der CSU-Landtagsabgeordnete Karl Straub „Stammtisch, Pegida und AfD“. Davon ist zumindest Manfred „Mensch“ Mayer, Pfaffenhofener GfG-Stadtrat und Mitglied im offenen Asylnetzwerk des Landkreises, überzeugt.

Um die „pauschalen Verurteilungen“ nicht unkommentiert stehen zu lassen, meldete sich Mayer gestern in Pfaffenhofen in einem Pressegespräch zu Wort. Er wolle sich und den vielen ehrenamtlich bei der Betreuung von Asylbewerbern Aktiven „nicht die Stimmung kaputt machen lassen“, zeigte sich der Menschenrechtsaktivist enttäuscht über die Äußerungen Straubs.

Generell sei man im Landkreis mit der wohl bayernweit einmaligen Institution des Runden Tisches, in dem Vertreter des Asylnetzwerks, des Landratsamtes und der ehrenamtlichen Arbeitskreise vor Ort zusammen sitzen und aktuelle Probleme erörtern, gut aufgestellt. Bei der gemeinsamen Arbeit in diesem Gremium zeigten sich der Landtagsabgeordnete ebenso wie sein Parteikollege Landrat Martin Wolf immer „sehr konstruktiv“ auf der Suche nach Lösungen für Menschen, bei denen die drohende Abschiebung eine unzumutbare menschliche Härte darstellen würde. Dass Straub nun nach außen „die Grundstimmung in der CSU bedient“, halte er für gefährlich, so Mayer, der unterstellt Straub „unterschlägt hier Kenntnisse, die er zur spezifischen Situation im Kosovo hat“. Und meint damit konkret: In den Balkanländern seien Roma, Lesben und Schwule verfolgt und es gebe einen eklatanten Mangel „in Bezug auf die Erfüllung der Menschenrechte“. Herkunftsländer „pauschal“ als sicher zu definieren, sei jedoch ohnehin Willkür. Mayer fordert weiterhin eine Betrachtung des Einzelfalls. Er wehre sich gegen Bestrebungen, die Einreise von Flüchtlingen auf diesem Weg zu stoppen und ihnen damit ein Menschenrecht – nämlich den Asylantrag – zu verwehren. Eine generelle Lösung, wie man mit den steigenden Zahlen an Schutzsuchenden umgehen solle, habe er auch nicht, gestand Mayer. Der Landkreis und die ehrenamtlichen Helfer seien ja sozusagen „dem Versagen der über uns liegenden Instanzen ausgesetzt“. Er vermisse einen weltweiten Flüchtlingsgipfel, einen europäischen Krisenstab zur Klärung einer gerechten Verteilung und mehr Engagement in jenen Ländern, die man beim Aufbau „nicht sich selber überlassen darf“.

Konstruktive Hilfe für alle Asylkreise in den Landkreisgemeinden gebe es inzwischen auf den einschlägigen Seiten des Landratsamtes und der Caritas aber auch die Asylnetzwerk-Gruppe auf Facebook, der rund 20 User angehören, biete aktuelle Informationen. Zudem sei der Runde Tisch ab sofort jeden zweiten Montag im Monat ab 17 Uhr für Betreuer offen, die einen konkreten Härtefall vorbringen möchten. Um vorherige Anmeldung wird gebeten, damit sich die Sachbearbeiter auf die Fälle vorbereiten können.