Pfaffenhofen
Asiaten lernen von Pfaffenhofen

Thailändische Regierungsdelegation informiert sich über Maßnahmen der Kreisstadt zum Klimaschutz

29.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:03 Uhr

Eine Delegation aus Thailand hat sich in Pfaffenhofen über das Thema Nachhaltigkeit informiert - Foto: Fuß

Pfaffenhofen (PK) Besuch aus Fernost: Eine 17-köpfige Delegation aus thailändischen Regierungsvertretern und Mitarbeitern mehrerer Wirtschaftsverbände sind in Pfaffenhofen zu Gast gewesen, um sich über Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu informieren.

Mit Ausnahme von Japan steckt der Klimaschutz in asiatischen Ländern noch in den Kinderschuhen. Das Wirtschaftswachstum hat in der Regel Vorrang vor der Ökologie. Man spürt es unter anderem am Abholzen der tropischen Wälder, an vergifteten Flüssen, an Dunstglocken, die über den Städten wabern. Erst langsam setzt ein Umdenken ein – vor allem in Ländern mit einer starken Prägung durch den Buddhismus, denn dieser fordert Respekt vor der Natur.

Wenn ein weiteres Land in Asien Vorreiter sein kann beim Umweltschutz, dann Thailand: Der Lebensstandard ist höher als bei seinen Nachbarn, politisch ist es weitgehend stabil, es gibt eine wachsende gebildete Mittelschicht, für die das Thema an Relevanz gewinnt. Inzwischen wird Umweltschutz auch nicht mehr nur als notwendige, aber teure Zwangsmaßnahme verstanden, sondern auch das darin schlummernde ökonomische Potenzial.

Eine 17-köpfige Delegation aus Regierungs- und Wirtschaftsvertretern wollte es jetzt genauer wissen bei einem Besuch in Pfaffenhofen. Auf die Kreisstadt gestoßen war bei seinen Recherchen der deutsche Regierungsberater in Bangkok, Andreas König. Pfaffenhofen, so seine Begründung, sei als Kommune dank des Nachhaltigkeitspreises und des Titels „Lebenswerteste Kleinstadt der Welt“ mittlerweile eine globale Marke für Insider. Besonders interessiert zeigte sich die Gruppe um Pasu Loharjuhn, den Amtschef des thailändischen Industrie- und Handelsministeriums, am EcoQuartier. Das Zusammenwirken von Lebensraum und Arbeitswelt, das Prinzip, nachwachsende Rohstoffe für den Bau zu verwenden, auf alternative Quellen bei der Energieversorgung zu setzen – all das imponierte den Thai. Gut, Heizprobleme in kalten Winternächten kennt das Land dank seines tropischen Klimas nicht. Aber Energie sparen und deshalb isolierend bauen lohnt sich ja auch, wenn die Kälte aus den Klimaanlagen nicht nach draußen dringen soll.

Auch an der Stadtgeschichte waren die Thai interessiert, vor allem an Fragen zur Innenstadtbegrünung, zur allgemeinen Steigerung der Lebensqualität und zum Erhalt historisch wertvoller Bausubstanz. Auf dem Programm standen ebenso Gespräche mit der neuen Pfaffenhofener Klimaschutzmanagerin Kathrin Merkert und mit dem Zweiten Bürgermeister Albert Gürtner (Freie Wähler). Die Kreisstadt bot den Gästen ihr Knowhow und ihre Erfahrungen selbstverständlich komplett kostenfrei an – „aber wenn wir weltweit weiter so gut nachgefragt werden, kann man ja mal über Gebühren nachdenken“, scherzt Matthias Scholz, der Chef der städtischen Wirtschafts- und Servicegesellschaft.

Manches, was in Deutschland gerade erst in Anfängen praktiziert wird – etwa das generationenübergreifende Zusammenwohnen von Jung und Alt infolge des demografischen Wandels – ist den Thai schon länger vertraut. „Alte werden bei uns nicht so häufig in Heime abgeschoben wie in Deutschland. Selbst nicht von Menschen, die es sich leisten können“, erläutert Delegationsmitglied Wanna Thamsurak, die sich auch um sozialpolitische Belange kümmert. Genau wie alle anderen Delegationsmitglieder arbeitet sie übrigens entweder für die Regierung oder nationale Organisationen. Vertreter von Kommunen waren nicht vorgesehen.

Nach einem Abstecher nach München flog Andreas König am Dienstagabend mit seiner Gruppe weiter nach Amsterdam – der europäischen Großstadt, die wohl am heftigsten vom klimabedingten Anstieg des Meeresspiegels betroffen sein wird.