Nötting
"Dem Papst so nah wie selten jemand"

Radlpilger Wolfgang Koch nimmt nach Rom eine kirchliche Grußbotschaft aus Geisenfeld mit

18.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:38 Uhr

Nach 1248 mit seinem Radl absolvierten Kilometern stand Wolfgang Koch endlich auf dem Petersplatz im Rom, wo er bei einer Papst-Generalaudienz dem Pontifex sehr nah kam - Foto: privat

Nötting (zur) „Einmal Pilger, immer Pilger“ – davon ist Wolfgang Koch aus Nötting überzeugt. 2012 radelte er bereits nach Santiago de Compostela. Sein neuestes Ziel: Rom. In 16 Tagen legte er die 1248 Kilometer zurück. Und war plötzlich dem Papst „so nah wie selten jemand“.

Denn der Pontifex stand auf dem Petersplatz „höchstens zwei Meter“ von ihm weg. „Das war der Hammer“, berichtet der überzeugte Katholik ganz begeistert. Und fügt ergänzend hinzu: Pilgern, das sei für ihn wie „beten mit den Füßen“.

Ein Gebet, zu dem sich der 52-Jährige im September des vergangenen Jahres aufmacht. Rund 20 Kilogramm „des Nötigsten“ in den Satteltaschen, die Bayernfahne und einen Wimpel mit Geisenfelder Motiven am Gepäckträger, strampelt der Mitarbeiter des Landratsamtes los. „Mit mehr Kilos auf den Rippen und weniger Kondition als geplant“, wie er schmunzelnd gesteht.

Doch mit jedem Tag wird er fitter, und von „unwahrscheinlich schönen Etappenzielen wie Cortona oder Assisi regelrecht beflügelt“, bewältigt er auch schwierige Wegstücke. Dabei denkt der inzwischen über Geisenfeld hinaus bekannte Hobby-Autor an Abschnitte im nördlichen Apennin mit bis zu zwölf Grad Steigung, „bei denen beim besten Willen nicht mehr als vier Stundenkilometer drin waren“. Oder an „gache Tage“, an denen kalte Muskeln nur unter Schmerzen bei Wind und Nieselregen dem Brenner trotzen. Und an Schotterpisten, die ihn und sein betagtes Trekkingradl „so richtig durchrütteln“.

Rasante Abfahrten „mit 50 Sachen“ bringen ihn flotter voran. Und gelegentlich in Gefahr. Denn so manchem Motorradfahrer ist der Mann auf dem Drahtesel selbst so nicht schnell genug. Und die überholen ihn schon mal, „ohne dass noch eine Scheckkarte zwischen uns gepasst hätte“.

Weil die Strecke nach Rom unter Pilgern lange nicht so beliebt ist wie jene nach Santiago, trifft der Verwaltungsbeamte unterwegs wesentlich weniger Gleichgesinnte als auf seiner ersten Reise. Sieht man von den Landschaften und kulturellen Sehenswürdigkeiten am Wegesrand ab, ist es ihm daher manchmal „ein wenig fad“.

Trotzdem – für die sensationellen Aussichten „hätte ich mir manchmal mehr Zeit gewünscht“, meint Koch und zeigt auf das Foto von einem Holzschild mit der Aufschrift: „Slow down, you are on vacation“, die ihn immer wieder ermahnt, „innezuhalten“.

Trotz veraltetem Reiseführer und einer nicht wirklich etablierten Route legt der Radlpilger mit eben jenem Gefährt, das ihn schon nach Santiago geführt hat, am Ende eine „Punktlandung“ hin. Am 4. Oktober trifft er am Ziel ein. In seinem Reisegepäck befindet sich neben etlichen schweißgetränkten Funktionsshirts eine graue Rolle Kunststoffrohr. Darin gut geschützt: eine Grußbotschaft der Pfarrei Geisenfeld an Papst Franziskus. Denn „als feststand, dass wir Karten für die Generalaudienz bekommen, war es mir ein Anliegen, eine Grußbotschaft aller kirchlichen Gruppen in der Pfarrei anzufertigen und im Vatikan abzugeben“, erklärt Koch. Dank der Mithilfe Silvia Kneidls zierten viele Autogramme diese Collage aus Fotos der Gruppen, einem Panoramabild Geisenfelds und einer Zeichnung von Schwester Manuela mit der Kirche St. Emmeram, einer Hopfendarstellung und dem Geisenfelder Wappen.

Die Grußbotschaft der Pfarrei übergibt Koch nach der Papst-Generalaudienz einem Security-Mann, der sich in Richtung des Heiligen Vaters aufmacht, der in einer Gruppe von Menschen steht. „Als er wieder zum Vorschein kam, hatte er die Botschaft nicht mehr. Vielleicht hat Franziskus sie ja wirklich gesehen“, hofft der Nöttinger, der mit seiner Frau – die ihm nachgereist war – noch ein wenig „Rom-Sightseeing“ an die Audienz angefügt hatte.

Bologna, Florenz, eine „Toskana wie im Bilderbuch“ prangen, wie tausend andere Eindrücke der Reise, auf Fotos in einem digitalen Album. Eine Auswahl der schönsten wird der Radlpilger an diesem Samstag und nochmals am 28. Februar ab 19 Uhr im Geisenfelder Pfarrheim zeigen und dabei von seinen Erlebnissen erzählen.

Man darf gespannt sein, wie viel davon in seinen sechsteiligen Historien-Krimi um den Benediktinermönch Johannes einfließen wird. Mit dem ersten Romanband „Ilmgrund“ hatte sich der Hobby-Schriftsteller den ersten Platz der „Bestreader“ in der Stadtbücherei erobert. Der zweite Band ist, wie der akribisch recherchierende Autor verrät, schon fast fertig.