Geisenfeld
Neue Wege beim Naturschutz

Landkreis und Staatsforsten vereinbaren Kooperation zur Zukunft des nördlichen Feilenforsts

19.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:57 Uhr
Das nördliche Feilenmoos ist die herausragende Naturschutzfläche im Landkreis überhaupt. Der Landkreis und die Bayerischen Staatsforsten haben eine Kooperation zu einem 670 Hektar großen Areal geschlossen. Darin wird auf freiwilliger Basis der Naturschutz groß geschrieben. −Foto: Ermert

Nötting (GZ) Ein bayernweit einmaliges Pilotprojekt haben der Kreis Pfaffenhofen und die Bayerischen Staatsforsten gestern auf den Weg gebracht. Der Naturschutz im nördlichen Feilenforst wird künftig auf einer Fläche von 670 Hektar noch größer geschrieben - und das ganz ohne Gesetz sondern auf freiwilliger Basis einer Kooperation.

"Für uns ist das Neuland. Wir hatten so etwas noch nie", sagte Landrat Martin Wolf (CSU) gestern beim Sammelparkplatz nahe der Nöttinger Viehweide. Und Martin Neumeyer musste auch nicht lange überlegen. "Diese Kooperation ist ein Pilotprojekt, das es so überhaupt noch nirgends im ganzen Freistaat gibt", meinte der Vorstandsvorsitzende der Bayerischen Staatsforsten. "Aber es ist ein toller neuer Weg auf freiwilliger Basis. Mit Vorbildcharakter. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir das künftig an vielen Stellen so machen."

Es war ein Gute-Laune-Treffen mit einem offiziellen Akt als Krönung, das die Vertreter von Landkreis, Staatsforsten und den hiesigen Naturschutzverbänden gestern bei bestem Wetter genießen konnten. Eine gute Stunde wanderte die Gruppe durch den Feilenforst, an der Nöttinger Viehweide entlang, vorbei an duftenden Bärlauchfeldern, umgestürzten Eichenstämmen und unzähligen schützenswerten Blumen, ständig umschwirrt von Schmetterlingen. Ein Meer an Farben. Gezwitscher und Düfte aller Art. "Wer noch nicht hier war, der sollte sich unbedingt die Zeit für eine Wanderung nehmen", meinte Anita Engelniederhammer von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt bei einer kurzen Rast auf dem Weg Richtung Forsthütte. "Die Viehweide ist einer der schönsten Flecken, die wir im Landkreis haben."

Am Ziel der Wanderung stand die Unterzeichnung des Kooperationsvertrags, die Wolf und Neumeyer vornahmen. "Wir sagen ja zum Naturschutz - aus blanker Überzeugung", meinte Neumeyer. Und Wolf wünschte sich, dass von dem Pilotprojekt eine Signalwirkung ausgehe, um genau solche Vorhaben bayernweit zu fördern. "Wir brauchen keine rechtliche Regelung, keine Vorschriften und damit auch keine Überwachung", meinte er. Trotzdem werde die Vereinbarung der Natur einen großen Dienst erweisen. Bislang seien lediglich die Nöttinger Viehweide und das Badertaferl ganz offiziell geschützt. Künftig werde diese 150 Hektar große Fläche auf sage und schreibe 670 Hektar anwachsen. Denn drumherum befindet sich der Feilenforst, ein früherer Urwald, der im Mittelalter gerodet, aber seit der Säkularisation wieder aufgeforstet worden war. Gerade durch seine Offenflächen habe sich hier eine Artenvielfalt entwickelt, die seinesgleichen suche, meinte Engelniederhammer. Und Landrat Wolf sieht genau in dieser losen Vereinbarung eine Riesenchance für die Natur. "Wir brauchen die Förster, um die Waldstücke auszulichten - und um dadurch genau diese besondere Vegetation und Tiervielfalt zu wahren und zu mehren", meinte Alfred Fuchs, der Leiter des zuständigen Forstbetriebs Freising. Er bemühte sich zusammen mit Engelniederhammer die Wanderung mit Informationen zu unterfüttern. Die beiden Bürgermeister Christian Staudter von Geisenfeld und Karl Huber von Ernsgaden, deren Gemeinden an das Schutzgebiet grenzen, nahmen die Infos gerne auf. Garniert wurden sie von den Ausführungen, die Hans-Joachim Leppelsack vom Landesbund für Vogelschutz und Christine Janicher-Buska vom Bund Naturschutz beisteuerten.

Wer künftig durch das Gelände wandert, bekommt mehr zu sehen als pure Natur. Ein Geländer schützt die Viehweide vor Spaziergängern, die Pflanzen abseits der Wege zertreten oder gar ausgraben könnten. Die Staatsforsten werden schon bald - vermutlich bereits bis zum Sommer - diverse Schautafeln entlang des Wanderwegs platzieren. "Damit die Menschen erfahren, was es hier alles zu sehen gibt", so Fuchs. An exponierter Stelle wird ein Infopavillon errichtet, um alles Wissenswerte zu bündeln. "Im Herbst beginnen die Arbeiten", versprach Neumeyer. Kommendes Frühjahr soll der Pavillon fertig sein. Und die Untere Naturschutzbehörde hat insgesamt schon 19 Projekte ausgearbeitet und teilweise bereits gestartet, um in dem gesamten Bereich den Naturschutz zu intensivieren. Einen Teil der Arbeit soll Christina Mirlach übernehmen, die sich künftig zwei volle Tage pro Woche ganz dem Naturschutz im nördlichen Feilenforst widmen darf.

 

Patrick Ermert