Mobilfunk: Experten geben Entwarnung

04.07.2008 | Stand 03.12.2020, 5:47 Uhr

Expertenrunde zum Thema Mobilfunk: Bei einer Info-Veranstaltung der Stadt Pfaffenhofen konnten viele Bedenken der Anwohner zerstreut werden. Von links: Professor Matthias Kunth, Dr. Wolfgang Moll, Professor Günter Käs, Bürgermeister Thomas Herker und Moderator Markus Käser. - Foto: Eibisch

Pfaffenhofen (em) Ohne aufgeregte Diskussionen ging die Informationsveranstaltung zum Thema Mobilfunk über die Bühne. Es war die erste Veranstaltung, die von der Stadt Pfaffenhofen im Rahmen des neuen Aktionsprogramms "PAF & DU" angeboten wurde.

Anlass dazu war die im April in Betrieb genommene Sendeantenne für das O2-Funknetz auf dem Dach der Müllerbräu-Klause mitten in Niederscheyern (PK berichtete). Etwa 75 Bürger waren am Donnerstag ins Niederscheyerer Pfarrheim gekommen, um sich von der Stadt und von Fachleuten über die Mobilfunkproblematik informieren zu lassen. Neben einigen Stadträten waren auch die drei Bürgermeister Thomas Herker, Albert Gürtner und Monika Schratt anwesend.
 
Als Moderator führte Stadtrat Markus Käser, städtischer Referent für Standortvermarktung, Wirtschaftsförderung und Bürgerdialog durch den Abend. Er wies daraufhin, dass bei der Einführung neuer Techniken oft schwarz-weiß gemalt werde und die Meinungen über das Wohl und Wehe immer auseinander gehen würden. Käser stellte aber auch fest, dass fast alle Leute mobil telefonieren wollten, aber keiner den Mast dafür in der Nähe haben will.

Zur aktuellen Funkmastproblematik in Niederscheyern – die neu formierte Bürgerinitiative gegen den Mast kritisiert vor allem die unmittelbare Nähe zu Kindergarten und Schule – erklärte Bürgermeister Thomas Herker, dass die Stadt Pfaffenhofen erst am 8. April diesen Jahres von O2 über den Aufbau informiert worden sei. Zu diesem Zeitpunkt war der Mast schon aufgebaut. "Rechtlich hat die Stadt keine Möglichkeit, einen solchen Mast zu verhindern," erklärte Herker, denn die Mobilfunkbetreiber müssten bei einem Mast dieser Größe die Kommunen lediglich informieren.

Wie Herker berichtete, hatte O2 einen weiteren Mast nur 150 Meter neben dem Sulzbacher Kindergartens geplant: "Nach Auskunft von O2 wird dieser Standort nun nicht weiter verfolgt", so Herker. Der Erste Bürgermeister stellte dann das neue Mobilfunkkonzept der Stadt vor. Er strebe einen regelmäßigen Kontakt mit den Netzbetreibern an und wolle rechtzeitig reagieren, wenn er von weiteren geplanten Masten erfahre. Dabei sollen möglichst gemeinsam mit den Betreibern geeignete Standorte gesucht werden. Außerdem versprach er eine frühzeitige Information der Bürger.

Als Ingenieur für Radarmesstechnik erklärte Professor Günter Käs aus Pfaffenhofen: "Der Netz-Betreiber hat alle Rechte, die Gemeinde keine!" Dann erläuterte er anhand von Zahlen die Strahlenbelastung durch das Mobilfunknetz. Er stützte sich dabei auch auf Ergebnisse durch Messungen, die er am Parkplatz der Niederscheyerer Schule gemacht hat.

Dabei stellte er fest, dass am Tag der Messung die Strahlung des D-Netzes kleiner als zehn Mikrowatt pro Quadratmeter war und die für das E-Netz zwischen 20 und 100 Mikrowatt pro Quadratmeter lag. Das UMTS-Netz erbrachte Werte von fünf Mikrowatt pro Quadratmeter. Der gesetzliche Grenzwert liegt in Deutschland dagegen bei 10 Watt pro Quadratmeter, das entspricht 10 000 000 Mikrowatt. Eine DECT-Quelle, wie sie von einem schnurlosen Telefon stammt, wurde im Freien mit einem Wert von 17 Mikrowatt gemessen.

Käs: "Zwei Minuten schnurlos telefonieren daheim kann mehr Strahlenbelastung bringen als ein Mobilfunkmast in 100 Meter Entfernung das ganze Jahr über." Ebenfalls eine bedeutsame Strahlenbelastung gehe durch Wlan-Funknetze aus. Käs empfahl der Stadt für die künftige Standortplanung von Sendemasten, die Betreiber um eine Feldstärkeprognose für das nächstliegende Haus zu bitten. Die Ansprechpartnerin der Bürgerinitiative in Niederscheyern, Sabine Nitz, die sich gegen den Mast auf dem Dach der Müllerbräu-Klause ausgesprochen hat, meinte: "Wir müssen uns das nun noch einmal alles überlegen". Sie fügte hinzu, dass es ja schon ein Erfolg sei, dass die Stadt Pfaffenhofen nun sensibler mit dieser Thematik umgeht und das O2 den Sulzbacher Mast nun nicht an der geplanten Stelle errichte.

Dr. Wolfgang Moll, praktischer Arzt aus Niederscheyern erklärte, dass gesundheitliche Schäden durch Mobilfunkstrahlen derzeit nicht nachzuweisen seien. Bei Versuchen hätten auch sensible Menschen nicht sagen könnten, wann ein Funkmast in Betrieb sei und wann nicht. Und Mediziner Professor Matthias Kunth, fügte hinzu, dass es Personen gebe, die Erkrankungssymptome bekommen würden, wenn in ihrer Nähe ein Mobilfunkmast aufgestellt wurde – auch wenn der Mast noch nicht in Betrieb ist.