Manching
Als der Wald der Startbahn weichen musste

Der Protest der Lindacher Rechtler vor 60 Jahren gegen den Flugplatz Manching hatte keine Chance

11.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:49 Uhr

"Flugplatz verschlingt unseren Rechtlerwald" steht auf dem Schild geschrieben, mit dem die Lindacher Rechtler 1957 gegen die Abholzung des Föhrenwaldes protestierten. Allein es half nichts. Der Bau des Flugplatzes Manching war nicht aufzuhalten. ‹ŒRepro: Schmidtner

Manching (PK) Vor ziemlich genau 60 Jahren haben sich die neun Rechtler aus Lindach mit der Abholzung ihres Waldes für den Bau des Flugplatzes bei Manching abgefunden. Von 44 Tagwerk Föhrenwald blieben am Ende nicht mehr viel übrig - da half auch kein Protest.

Noch waren Anfang 1957 die Würfel nicht gefallen, noch hat man an höherer Stelle nicht entschieden, ob und in welchen Umfang der Flugplatz Manching ausgebaut und erweitert wird. Dennoch haben die Lindacher Rechtler die Hoffnung auf Erhalt ihres Waldbesitzes bereits aufgegeben. Eine damals großzügige Durchforstung des 60- bis 80- jährigen Föhrenbestandes dürfte bereits eine Vorstufe zur vollkommenen Abholzug gewesen sein, die mit der Landabtretung zum Flugplatzausbau eintreten würde.

Nur wenige Gemeinden der näheren Umgebung dürften einen so reichen und unmittelbar bis an die Ortschaft angrenzenden Grundbesitz gehabt haben wie die Bauern aus Lindach. Nicht weniger als 44 Tagwerk Föhrenwald besaßen die neun Rechtler zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Der Wald blieb trotz des damaligen Flugplatzbaus erhalten. Erst durch den Bau einer Startbahn für Turbinenflugzeuge im Jahr 1944 wurde von den Rechtlern ein erstes Waldopfer verlangt. Ein großes Waldstück wurde abgeholzt und das Holz wegen des geringen Sommerwerts für billiges Geld abgegeben.

Das Kriegsende setzte auch dem weiteren Flugplatzausbau ein Ende und so wurde zur Erweiterung damals nur rund vier Tagwerk wirklich einbezogen. Nach jahrelangem Stillstand kam die Aufforstung wieder zum Anlaufen.

Aber ehe sich der Baumbestand erholen konnte, zogen erneut dunkle Gewitterwolken über dem Rechtlerwald auf. Im Frühjahr 1955 wühlten erneut die Bagger und Planierraupen den Wald um, und der Rechtlerwald schrumpfte um weitere zwölf Tagwerk auf einen Rest von 28 Tagwerk zusammen. Damals waren es meist Kahlflächen, die abgetreten werden mussten. Die zu diesem Zeitpunkt geplante nochmalige Verlängerung der Startbahn würde voraussichtlich weitere 15 Tagwerk verschlingen, sodass von dem einst 44 Tagwerk großen Rechtlerwald noch ein Rest von knapp 13 Tagwerk überbleiben würde.

Die Lindacher haben sich vor 60 Jahren allerdings mit ihrem Los abgefunden und wollten der geplanten Erweiterung nichts in den Weg legen. Die Grundabtretung von 1955 ist ihnen finanziell entschädigt worden, doch einen Ersatz für das alte Recht oder einen Gegenwert haben die Lindacher bei einer Verhandlung vom Staat nicht erhalten. Damit war jedem Lindacher klar, dass es einen Rechtlerwald im bisherigen Ausmaß niemals mehr geben würde.

Im März 1957 wurde das seit Jahren schwebende Raumordnungsverfahren für den Nato-Flugplatz in Manching abgeschlossen. Demzufolge hat die Staatskanzlei die erforderlichen Pläne und Vorschläge mit einer positiven Bewertung an das Bundesverteidigungsministerium weitergeleitet. So bestand 1957 kein Zweifel mehr, dass Manching den vorgesehenen Nato-Flugplatz erhält.