Mainburg
Angriff auf den Hochadel

Die Hallertauer Bierkönigin Christina Burgstaller will in die erste Reihe der Produktköniginnen aufsteigen

22.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:16 Uhr

Noch in der zweiten Reihe: Beim Pfaffenhofener Volksfesteinzug durfte die Hallertauer Bierkönigin Christina Burgstaller (3. von rechts) noch nicht ganz vorne laufen. Sie will ihre Stellung im Bieradel aber sobald wie möglich verbessern. - Foto: Straßer

Mainburg (PK) Die Hallertauer Bierkönigin will schon bald in einer höheren Liga spielen. Über ihre Aufstiegspläne und das dahinter stehende Konzept plauderte Christina Burgstaller jetzt im Rahmen eines kleinen Empfangs im Mainburger Rathaus.

So will die 28-Jährige aus Reichertshausen das Amt innerhalb ihres Regierungsjahres bis Mitte Juli 2017 mindestens auf Augenhöhe mit den Hopfen-, Wein- und anderen Produktköniginnen sehen. Burgstaller hat zwar keinen Masterplan, wie ihr Vorhaben funktionieren kann. Aber "Abwarten und Bier trinken" passt nicht zu ihrem Auftreten. Mit der entsprechenden Hartnäckigkeit bei der Pflege der richtigen Kontakte will sie ihren und damit den Bekanntheitsgrad der Repräsentantin der "Region, wo das Bier wächst" weit über die Grenzen der Hallertau hinaus steigern. "Das Amt wird noch ein wenig belächelt, weil kein Verband oder sonstiger starker Partner dahintersteht", erklärt sie. Aber sie ist guter Dinge, dass sich aus diesem königlichen Titel etwas machen lässt. Darauf würde die Reichertshausenerin wohl einen Kasten ihres Lieblingsbieres verwetten.

Mit solchen Plänen und Ideen rannte sie bei Mainburgs Bürgermeister Josef Reiser (Stadt-Land-Union) offene Türen ein. "Wir müssen Bier und Hopfen ganz einfach besser vernetzen", betonte der Vorsitzende der Hallertauer Siegelgemeinden, für den der Bekanntheitsgrad der Bierkönigin aus dem eigenen Gäu nicht groß genug sein kann.

"Wir sind stolz, eine Hallertauer Bierkönigin zu haben", unterstrich Reiser, um im nächsten Satz eingestehen zu müssen, "dass wir anders als der Markt Wolnzach und der Hopfenpflanzerverband nur wenig Erfahrungen mit königlichen Hoheiten haben". In der Tat sind die Nachbarkommune und die Berufsorganisation der Holledauer Hopfenbauern auf diesem Gebiet um Jahrzehnte voraus. Die erste Hopfenkönigin wurde in den Fünfzigerjahren gewählt. Mittlerweile teilen sich drei Hoheiten die zahlreichen Repräsentationsverpflichtungen. Davon kann die Einzelkämpferin Christina Burgstaller nur träumen. Knapp 30 Termine hat sie nach eigener Aussage seit ihrer Wahl beim Mainburger Hopfenfest Mitte Juli bereits absolviert. Alles hat sie in ihrer bisherigen Regentschaft mehr oder weniger selbst organisiert, unterstützt und meist begleitet von der stolzen Mama. Eine Stellvertreterin fehlt ihr aber schon. Aber bekanntlich gab es nicht einmal bei der Wahl eine Mitbewerberin, die man vielleicht zur Vizekönigin hätte ausrufen können.

Nur eine Bewerberin? Wenn es nach dem Mainburger Bürgermeister geht, darf es so etwas künftig nicht mehr geben. Er versprach, unter den jungen Hallertauerinnen kräftig die Werbetrommel zu rühren und die Wahl attraktiver zu gestalten. Entsprechende Ideen würden derzeit innerhalb der Stadtverwaltung erarbeitet und schon bald dem zuständigen Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats unterbreitet. Eines steht laut Reiser jetzt schon fest: Die Zeremonie wird auf alle Fälle nicht mehr am Donnerstagabend vor dem eigentlichen Startschuss zum Hopfenfest über die Bühne gehen. Über einen alternativen Termin an diesem Wochenende scheint man sich noch nicht einig zu sein.

Hannelore Langwieser, die Mitinitiatorin der Wahl, räumte ein, vielleicht etwas zu blauäugig an die Sache herangegangen zu sein. "Das Ganze ging ziemlich schnell, aber wir haben längst begriffen, das geht nicht so schnell." Über die Zukunft des Amts ist der Vizebürgermeisterin überhaupt nicht bange. "Jetzt dürfen wir nur nicht hektisch werden, dann schaffen wir das schon." Nach wie vor ist Langwieser fest davon überzeugt, dass die Hallertau neben einer Repräsentantin für den Hopfen auch eine für das Bier braucht. "Das ist eine Chance, die wir uns nicht entgehen lassen dürfen."

Christina Burgstaller ist längst einen Schritt weiter, hat von sich aus die Initiative ergriffen und überraschte die Verantwortlichen im Rathaus mit ihrer Zielstrebigkeit schon ein wenig. "Ich will das Amt auf eine politische Ebene bringen", erklärt Burgstaller, die als Medienfachwirtin bei den Stadtwerken München arbeitet, ihre Strategie. Dass Klappern zum Handwerk gehört, muss man ihr also nicht lange beibringen. "Ich habe erst einmal eine E-Mail-Welle losgelassen, und jetzt kennt mich jeder Privatbrauer in Bayern."

Der Erfolg gibt der 28-Jährigen recht. Denn es gab in der Tat die von ihr gewünschte Resonanz. Selbst der bayerische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) weiß jetzt, wer in der Hallertau die Bierkönigin ist. Bald wird möglicherweise eine Einladung ins Ministerbüro nach München eintrudeln.

Die Planungen von Christina Burgstaller reichen bereits Monate voraus. Ihren Terminkalender hat sie schon jetzt auf mögliche kommende Ereignisse ausgerichtet. Und sie ist auf Sponsorensuche, damit die Reisen realisiert werden können. So hat sie zum Beispiel die Internationale Grüne Woche, die weltgrößte Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau, fest ins Visier genommen. In Berlin trifft sich alljährlich im Januar alles, was Rang und Namen hat in der Branche. Und die 28-jährige Reichertshausenerin ist überzeugt davon, eine Hallertauer Bierkönigin gehört zum "Who is Who" der Hoheiten.

Reiser, sichtlich angetan von so viel Engagement, fasste daraufhin einen spontanen Entschluss: "Die Hallertauer Bierkönigin wird bei der nächsten Grünen Woche dabei sein - und wenn ich sie selbst in die Bundeshauptstadt chauffieren muss." Christina Burgstaller schlug dieses Angebot nicht aus. Frei nach dem Motto: "Wir fahren nach Berlin!"