Um
Weiß-blaue Schärpe für den Radi

Bayerns beste Nachwuchsgärtner kommen aus Kempten und Nürnberg

25.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:53 Uhr

Sie setzten sich durch: Beim Berufswettbewerb des Landesverbandes Bayerischer Junggärtner holten sich Karlotta Reisch, Wolfgang Endres und Joshua Greifenberg den ersten Platz in ihrer Klasse. Der Kontest fand im Rahmen der Gartenschau statt. - Foto: Herchenbach

Pfaffenhofen (DK) Um den Siegertitel als Bayerns bester Junggärtner haben 60 junge Teilnehmer am Samstag gekämpft, die meisten noch in der Ausbildung. Das beste Team tritt im September auf der Internationalen Gartenausstellung in Berlin gegen die Besten aus anderen Bundesländern an.

Rosen haben keine Dornen, sondern. . . ? Ist der Wegerich ein Samen- oder ein Wurzelunkraut? Welche Blätter gehören zu welchen Aststücken? In Dreierteams mussten die jungen Gärtner einen Parcours mit zehn Stationen bewältigen. Bei einem Stamm-Querschnitt zum Beispiel galt es, die einzelnen Schichten zu benennen. Laien unterscheiden da gerade mal die Rinde vom Holz, die Junggärtner allerdings erkannten hinter der Rinde auch die sogenannte Bastschicht, das Kambium, das Schnittholz, das Kernholz; und an den Wuchsringen, ob es ein trockenes oder feuchtes Jahr war.

Aber nicht nur Wissen wurde abgefragt etwa nach Stauden oder Heilkräutern, sondern auch ganz praktische Aufgaben waren zu erledigen. Etiketten mussten den richtigen Pflanztöpfen zugeordnet werden, die sollten in Kisten eingeordnet und dann auf einem Gärtnerei-Rollwagen mit mehreren Etagen gegen die Stoppuhr über einen Hindernislauf geschoben werden.

Kreativität war auch gefragt: In eine Steige musste mit dem bereitliegenden Obst und Gemüse eine "ansprechende Warenpräsentation" samt Info-Flyer arrangiert werden, die zum Kauf anregt. Lea, Michael und Quirin von der Ortsgruppe München trumpften mit regionaler Qualität und Herkunft auf: Der Radi in ihrer Kiste bekam eine weiß-blaue Schärpe aus Krepppapier.

Keine Spielerei: Heimische Gärtnereibetriebe haben es zunehmend schwer, gegen die Übermacht der Agrarindustrie zu bestehen. Außerdem fehlt der Nachwuchs. Woran das liegt, kann der Landesvorsitzende der Junggärtner Stefan Boertz nur erahnen. "Gärtner sind Wind und Wetter ausgesetzt. Im Sommer kann man nicht einfach mal vier, fünf Wochen in den Urlaub fahren, weil gegossen werden muss", erklärte der 27-Jährige. "Und reich wird man in diesem Beruf auch nicht - obwohl er einer der schönsten ist, die ich kenne."

Für ihn sind solche Veranstaltungen wichtig, damit Gärtner über ihren Beetrand schauen und Erfahrungen austauschen können: Warum wachsen die Geranien so schlecht? Ein Frage, die nicht nur Profi-Gärtner umtreiben kann. Und wen die Fragen zu Beginn dieses Berichts umtreiben: Rosen haben tatsächlich keine Dornen, sondern Stacheln. Und der Wegerich ist ein Wurzelunkraut.

Das meiste gewusst und richtig gemacht haben Karlotta Reisch, Wolfgang Endres und Joshua Greifenberg. Sie holten in der Berufsschul-Stufe A den ersten Preis. In Stufe B (drittes Lehrjahr, ausgelernt) siegten Georg Ell, Moritz Ruppe und Josef Aicher aus Nürnberg.

‹ŒAlbert Herchenbach