Über
Königskerze bei Heiserkeit und Bronchitis

PK-Serie: Dagegen ist ein Kraut gewachsen

28.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:43 Uhr

Über die Herkunft des Namens muss man bei der Königskerze nicht lange nachdenken, thront sie doch mit ihren goldgelben Blütenkerzen majestätisch über dem Rest der sommerlichen Pflanzenwelt. Bereits in Schriften des antiken Roms findet man Berichte über die Pflanze, die damals so geschätzt war, dass sie nur mit Hilfe einer "Beschwörungsformel" gepflückt werden durfte.

Im katholischen Glauben ist die Königskerze unverzichtbarer Bestandteil der Kräuterbuschen, die an Christi Himmelfahrt geweiht und zum Schutz von Haus und Hof das ganze Jahr über meist im Herrgottswinkel aufbewahrt werden. Wegen der filzig behaarten Blätter heißt sie in manchen Kräuterbüchern Wollblume, bei Hildegard von Bingen "Wullena".

Hildegard charakterisiert sie als warm und trocken, was dem bevorzugten Standort entspricht. Sie schreibt ihr eine herzerfreuende Wirkung zu und empfiehlt sie bei Heiserkeit und Bronchitis. Auch in der modernen Pflanzenheilkunde wird die Arzneipflanze des Jahres 1999 wegen ihres Schleimstoffgehalts vor allem als Hustentee oder Hustensirup zum Entschleimen, als Schleimhautschutz und zur Reizlinderung eingesetzt.

Verwendet werden bevorzugt die Blüten der Großen und der Kleinen Königskerze, die an einem warmen, trockenen Vormittag gepflückt und sofort bei 35 bis 40 Grad getrocknet werden. Danach sind sie, in einem luftdichten, dunklen Gefäß aufbewahrt, etwa ein Jahr haltbar. Wenn sie feucht werden, verderben sie in wenigen Tagen, was an der Braunfärbung zu erkennen ist. Neuere Analysen deuten auf entzündungshemmende, antivirale, harntreibende und antirheumatische Eigenschaften hin. Eine äußerliche Anwendung als Umschlag oder Salbe fördert die Wundheilung und wirkt lindernd bei Hämorrhoiden und entzündlichen Hauterkrankungen.

Ähnlich dem Johanniskrautöl kann man aus den Königskerzenblüten einen Extrakt mit Olivenöl herstellen, das "Himmelsbrandöl", das in alten Kräuterbüchern gegen Ohrenschmerzen und bei Neuralgien empfohlen wird. Lonicerus beschreibt es sogar als Haarwuchsmittel. Die Bezeichnung Wetterkerze rührt daher, dass sie als Wetterorakel benutzt wurde. Und es gibt auch eine "technische" Anwendung: Die Pflanze wurde früher in Pech getaucht und als Fackel verwendet. Die getrockneten Blätter benutzte man als Zunder oder drehte daraus Lampendochte.

 

Mein Tipp

Kräuterwein bei Heiserkeit: Je zwei Teelöffel getrocknete Königskerzenblüten und getrocknetes Fenchelkraut zwei Minuten in einem Viertel Liter Biowein kochen, abseihen und warm trinken.

 

Zum Autor: Roland Andre ist ein Pfaffenhofener Apotheker, für den die Naturheilkunde zur Leidenschaft geworden ist. Für seine Tipps können weder der Verlag noch der Autor eine Wirkgarantie oder eine Haftung übernehmen.