Ilmmünster
Fachplaner kamen ins Schwitzen

Ilmmünsterer stellen reihenweise kritische Fragen zum geplanten Windpark in Herrnrast

29.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

Knapp 30 engagierte Bürger nutzten die Gelegenheit, den Planvorentwurf zum Bau von vier Windrädern in Herrnrast zu hinterfragen. - Foto: Steininger

Ilmmünster (PK) "Wir sind nicht gegen die Windräder, sondern nur gegen den Standort", betonte der Ilmmünsterer Helmut Simek ausdrücklich. Der frühere Gemeinderat brachte bei einer Infoveranstaltung über den Planvorentwurf mit konkreten Fragen und Einwänden die anwesenden Experten in Bedrängnis.

Das hatte sich die Nürnberger Planungsfirma "Grosser-Seeger & Partner" sicher einfacher vorgestellt, als sie am Mittwochabend den fast 30 überwiegend kritisch eingestellten Bürgern aus Ilmmünster und Letten den Planvorentwurf erläuterte. Die Landschaftsplaner sind beauftragt von der Windrad-Investorfirma "Primus Energie GmbH", die ebenfalls vertreten war. Zu Beginn erfolgte eine Erläuterung, wie das Prozedere zur Aufstellung eines Bebauungsplans abläuft. Demnach steht man mit der frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit und Behörden erst am Anfang eines relativ langwierigen Verfahrens. Seit dem 20. April hatten die Bürger aus Ilmmünster und den angrenzenden Gemeinden Gelegenheit, im Rathaus den Vorentwurf einzusehen. Die Veranstaltung dagegen bot die Möglichkeit, den Planentwurf zu hinterfragen. Der bietet konkrete Informationen über die Windräder selbst und alle mit dem Bau verbundenen Maßnahmen und Auswirkungen. Die Nabenhöhe der Windenergieanlagen beträgt demnach 159 Meter, der Rotordurchmesser 141 Meter, die maximale Bauwerkshöhe 230 Meter. Die Fundamentfläche beträgt maximal 800 Quadratmeter, die Schotterfläche rund um ein Windrad 2200 Quadratmeter. Windräder mit diesen Ausmaßen gebe es bisher in ganz Deutschland nicht, lautete der erste Kritikpunkt der Zuhörer. Ebenso kritisch wurde auch die für den Bau erforderliche Erschließung gesehen. Diese erfolgt von Letten aus unter weitgehender Nutzung vorhandener Forstwege, die aber teilweise ausgebaut werden müssen, in der Höhe wie auch in der Breite. Laut Planungsfirma benötigen die Transporte von Bauteilen nach oben einen Lichtraum von 6,50 Metern, die befestigte Wegefläche muss vier Meter breit sein. In den Kurven kommen links und rechts noch zwei beziehungsweise 2,50 Meter hinzu, die keinen Baumbestand aufweisen dürfen, was im Ilmmünsterer Forst aber kaum der Fall ist. Das bedeutet an drei von vier Standorten, dass für die Kurven mit ihren Radien von 85 Metern neue Schneisen in das Grün geschlagen werden müssen. Insgesamt 1,5 Hektar Wald für die vier Standorte inklusive Zuwegen gehen dauerhaft verloren, musste das Planungsbüro auf hartnäckiges Nachfragen bestätigen.

In die Kritik geriet auch der Umweltbericht zur geplanten Baumaßnahme, der deren Auswirkung auf Schutzgüter wie Boden, Wasser, Klima/Luft, Tiere und Pflanzen als "nicht erheblich" bezeichnet, auf die Landschaft jedoch als "erheblich" einstuft. Die Bedeutung des Planungsgebietes für Schutzgüter wie "Mensch" oder "Tiere und Pflanzen" wird als nur "mittel" eingestuft, was nach Ansicht vieler Bürger zu niedrig ist, da der Forst als Naherholungsgebiet von Bürgern aus nah und fern genutzt werde. Laut Gutachten würden, so Bernhard Walk vom Planungsbüro, die zulässigen Schallschutzwerte eingehalten, der Schattenwurf könnte "in Teilbereichen ein Problem sein", dem man durch zeitlich befristetes Abschalten des Rotors begegnen könne.

Schier unendlich waren die Fragen und Einwendungen der Bürger, die sich nach der Erläuterung des Planvorentwurfs anschlossen. So wurde eine Fotomontage gefordert, die das künftig mögliche Landschaftsbild mit vier Windrädern realistisch darstelle, wie überhaupt Einwendungen gegen die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes geäußert wurden. In der Folge wurden weitere Einwendungen vorgebracht, auf deren Protokollierung die Bürger Wert legten. So wurden Zweifel laut an den Messdaten, die auf kleineren Anlagen basieren. Konkrete Einwendungen gegen den Standort "Stern" äußerte Helmut Simek: "Der wird zu einer Fläche fast so groß wie ein Fußballfeld gerodet und geschottert. Der Charakter des Waldes im Umfeld des Sterns wird auf Dauer gestört". Von einer "erdrückenden, umschließenden Wirkung dieser Anlagen, von denen es noch keinen Prototyp gibt", sprach Renate Simek. "Die seien von der Dimension her schlichtweg inakzeptabel, ein Windrad mit 180 Metern Höhe würde für Ilmmünster reichen", das wäre akzeptabel und darüber sollte der Gemeinderat nachdenken, so ihre Empfehlung.

Nach zweieinhalb Stunden Diskussion zog Bürgermeister Anton Steinberger (CSU) das Fazit aus der Veranstaltung: "Mir ist eine umfassende Bürgerinformation sehr wichtig. Gut, dass die Bürger heute ihre Bedenken so deutlich geäußert haben und das auch weiterhin bis zum 20. Mai schriftlich tun können". Auf der Homepage der Gemeinde könne man sich unter "Aktuelles" über den Stand der Dinge umfassend informieren. Am Bürgerentscheid am 10. Juli sollte jeder Ilmmünsterer teilnehmen, "damit nicht eine Minderheit entscheidet, was wir tun sollen".