Hagel: 100 000 Zentner weniger Hopfen

03.06.2009 | Stand 03.12.2020, 4:54 Uhr

Pfaffenhofen (PK) Das verheerende Unwetter, das in der letzten Woche über die Hallertau hinweggezogen ist, wird für die Hopfenbauern Ertragseinbußen von rund 100 000 Zentnern bringen. Von diesen Größenordnungen gehen derzeit der Hopfenpflanzerverband und die großen Hopfenhandelshäuser aus.

Dies wäre etwa ein Siebtel der letztjährigen Erntemenge im Anbaugebiet Hallertau. Laut Verbandsgeschäftsführer Otmar Weingarten haben etwa 300 von 1200 Hallertauer Betrieben schwerste Einbußen von bis zu 100 Prozent zu beklagen. Rund 4000 Hektar der Hopfenanbaufläche in der Hallertau – rund ein Viertel – sind betroffen. Davon wurden 1500 bis 1800 Hektar quasi dem Erdboden gleichgemacht. Die restliche Fläche weist erhebliche bis schwere Schäden auf.

Mit einem solchen Schadensszenario zu einem so frühen Vegetationszeitpunkt sieht sich das "Haus des Hopfens" in Wolnzach erstmals konfrontiert. Das Problem: Die Hopfenstöcke drohen buchstäblich auszbluten, und es gilt jetzt, größtmöglichen Schaden für heuer und das nächste Jahr abzuwenden.

Ein Großteil des "grünen Goldes" muss auf alle Fälle nochmals angeleitet werden. Dazu bedarf es wiederum Saisonarbeitskräfte. In der "Polenfrage" zeichnet sich eine unbürokratische Lösung ab, die der Hopfenpflanzerverband in die Wege leiten konnte. Die Arbeiter könnten so in spätestens zwei Wochen wieder auf den Feldern sein.

Für die betroffenen Hopfenbauern gibt es jetzt auch finanzielle Hilfen. Wie Verbandspräsident Otmar Weingarten gestern erklärte, erhalten die Betriebe steuerliche Erleichterungen und sollen in ein geplantes Sonderkreditprogramm für die Landwirtschaft mit aufgenommen werden (siehe gesonderten Bericht im Bayernteil).

Über die Unwetterschäden in der Hallertau informierte sich am vergangenen Wochenende auch der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber am Rande seines Besuches auf dem Schweitenkirchener Volksfest. Mit dem BBV-Bezirksvorsitzenden Max Weichenrieder und der Landtagsabgeordneten Erika Görlitz sowie Walter Ulrich, Abteilungsleiter bei einer großen bayerischen Versicherung, besuchte Stoiber einen von dem Unwetter schwer geschädigten Hopfengarten. Nach Angaben des Landwirtes sei ein Problem, dass die Schätzer durch die Größe dieses Hagelzuges von der Schweiz quer durch die Hallertau mit der Erfassung der Schäden nicht nachkämen. Aber gerade im Futteranbau müssten bei Totalausfall die Felder dringend abgeräumt und neu angebaut werden.

Hier wies Walter Ulrich auf die Möglichkeit hin, in Absprache mit der Versicherung das Feld abzuräumen und für den Schätzer lediglich ein so genanntes Musterstück stehen zu lassen. Bei Flächen, die nicht von einem Totalausfall betroffen sind, werde die Höhe des zu erwartenden Schadens erst kurz vor der Ernte geschätzt. Dies sei in etwa zwei bis drei Wochen bei der Wintergerste der Fall, die ab Mitte Juli geerntet werde.

Grobe Schätzungen der Versicherungswirtschaft zur Höhe der Schäden bei dem jüngsten Hagelunwetter in Bayern und Baden-Württemberg gehen laut Ulrich allein in den landwirtschaftlichen Kulturen von 55 bis 60 Millionen Euro aus.

Nach der Unwetterkatastrophe wird laut Max Weichenrieder auch wieder über eine Elementarversicherung für Landwirte diskutiert. Wenn eine Finanzierung in Zukunft auch aus "der ersten Säule" der EU-Ausgleichszahlungen möglich wäre, dann müssten hier möglichst bald entsprechende Konzepte vorgelegt werden. Edmund Stoiber und Erika Görlitz sagten zu, das Thema in den zuständigen EU-Gremien sowie bei Landwirtschaftsminister Helmut Brunner und Europaministerin Emilia Müller zur Sprache zu bringen.